Barça in ErklärungsnotDubiose Zahlungen an Schiri-Boss – Anzeige wegen Verdacht der Korruption

Schiedsrichter Alejandro Hernández Hernández im Gespräch mit mehreren Spielern des FC Barcelona.

Das Verhältnis zwischen dem FC Barcelona und den spanischen Schiedsrichtern wird derzeit von der Justiz aufgearbeitet. Das Foto vom 19. Dezember 2020 zeigt Referee Alejandro Hernández Hernández im energischen Dialog mit mehreren Barça-Profis.

Der FC Barcelona spürt in den Ermittlungen um Zahlungen an den früheren Vize-Boss der spanischen Schiris immer mehr Gegenwind. Nicht nur die Konkurrenz sieht das Barça-Vorgehen extrem kritisch.

von Béla Csányi  (bc)

Der FC Barcelona wankt! Die Korruptionsvorwürfe rund um den Schiedsrichter-Skandal bringen Barça immer stärker in Bedrängnis. Mitte Februar 2023 wurde bekannt: Rund 1,4 Millionen Euro zahlten die Katalanen alleine zwischen 2016 und 2018 an den ehemaligen Vize-Boss der spanischen Schiris.

Während Klub-Boss Joan Laporta (60) den Vorgang herunterspielte, gibt es bei der heimischen Konkurrenz kaum ein anderes Thema. Und auch Javier Tebas (60), Präsident der spanischen Liga, schoss scharf gegen Barça und Laporta. Er forderte sogar: „Wenn er nicht vernünftig erklären kann, warum das Geld gezahlt wurde, sollte er zurücktreten.“

Am 10. März 2023, kam dann diese Meldung aus Spanien: Die Staatsanwaltschaft hat bei einem Gericht Anzeige wegen des Verdachts der Korruption erstattet. Barca hatte die Gelder an den früheren Vizepräsidenten des Schiedsrichter-Ausschusses CTA, José María Enríquez Negreira, gezahlt. Die Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass die Beträge dazu dienten, Barça bei der Entscheidungsfindung der Schiedsrichter zu begünstigen. Das teilte eine Justizsprecherin mit.

Schiri-Wirbel belastet FC Barcelona schwer

Der Wirbel um möglichen Einfluss auf die spanischen Referees belastet den Klub schwer. Sportlich läuft es in La Liga beim souveränen Tabellenführer wie am Schnürchen, in der Europa League ist man dagegen an Manchester United gescheitert.

Bei einer Sitzung der Erst- und Zweitligisten, auf der eigentlich die finanziellen Rahmenbedingungen der kommenden Spielzeit besprochen werden sollten, wurde vor wenigen Tagen der Argwohn gegenüber Barça deutlich. Liga-Konkurrent Atlético Madrid forderte laut „AS“ sogar eine geschlossene Stellungnahme aller anderen Klubs.

Zuvor hatten bereits der FC Sevilla und Espanyol Barcelona ihren Unmut geäußert und eine lückenlose Aufklärung gefordert. Nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe am 15. Februar hatten spanische Medien weiteres belastendes Material aufgedeckt, das eine Einflussnahme von Barça auf die spanischen Schiedsrichter nahelegte.

Zahle Barça 7 Millionen Euro für Schiri-Infos?

Barça soll einem Unternehmen des damaligen Vizepräsidenten des Schiedsrichterausschusses CTA, José María Enríquez Negreira, eine Millionen-Summe für beratende Tätigkeiten gezahlt haben. Für die stattlichen Zahlungen soll es vor jedem Spiel Informationen darüber gegeben haben, wie sich die Spieler gegenüber dem jeweiligen Schiedsrichter verhalten sollten.

24 Unparteiische im Fußball-Oberhaus

Schiedsrichter-Quiz: Erkennst du alle Bundesliga-Referees?

Schiedsrichter Daniel Schlager (l) tröstet Florian Kainz, der bei seinem Elfmeter den Ball zwei Mal berührt hatte, rechts steht Kölns Torwart Marvin Schwäbe.

Kennst du die 24 Schiedsrichter aus der Fußball-Bundesliga? Wer sein Schiri-Wissen testen will, klickt sich hier durch die Galerie der Schiri-Riege im Fußball-Oberhaus. Darin enthalten ist auch der Referee, der Florian Kainz am 18. Januar 2022 nach seinem Unglücks-Elfmeter im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV tröstete.

Schiedsrichter Timo Gerach zeigt Rostocks Dennis Dressel (l) die Gelbe Karte.

Ein Newcomer zum Start. Ab der Saison 2023/24 gehört er zum festen Kader der Bundesliga-Schiedsrichter, hier zeigt er am 4. September 2022 in der 2. Bundesliga Dennis Dressel von Hansa Rostock die Gelbe Karte. Sein Name? Die Auflösung findest du im nächsten Bild.

Schiedsrichter Felix Brych zeigt eine Entscheidung mit der Hand an.

Auflösung voriges Foto: Timo Gerach. Deutlich einfacher wird es beim mit Abstand erfahrensten Bundesliga-Schiri, der seit 2004 dabei ist. Hier leitet er am 28. Januar 2023 das Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und dem FC Union. Auch hier gilt: Weiterklicken für die Auflösung.

Schiedsrichter Martin Petersen wartet gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Auflösung voriges Foto: Felix Brych. Schiedsrichter Nummer drei ist seit 2017 in der Bundesliga dabei, hier wartet er gemeinsam mit Mario Götze (l.) und Jan Thielmann (r.) im Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln am 21. August 2022 eine VAR-Entscheidung ab.

Schiedsrichter Robert Hartmann gestikuliert auf dem Spielfeld.

Auflösung voriges Foto: Martin Petersen. Der nächste Mann hat bereits über ein Jahrzehnt in der Bundesliga auf dem Buckel. Der Allgäuer ist, wie hier am 29. Januar 2023 zwischen dem HSV und Eintracht Braunschweig, aber auch immer wieder in der 2. Bundesliga gefragt.

Mats Hummels und Salih Özcan von Dortmund diskutieren nach einem Stürmerfoul mit Schiedsrichter Sven Jablonski.

Auflösung voriges Foto: Robert Hartmann. Seit der Saison 2017/2018 steht dieser Schiedsrichter bereits auf den Bundesliga-Plätzen Rede und Antwort, wenn Stars wie Mats Hummels und Salih Özcan noch mal genauer nachfragen – so wie hier am 11. November 2022 beim BVB-Gastspiel in Gladbach.

Schiedsrichter Patrick Ittrich (M) ermahnt Augsburgs Geschäftsführer Sport Stefan Reuter (r) im Beisein von Trainer Enrico Maaßen.

Auflösung voriges Foto: Sven Jablonski, der ebenso wie der nächste Schiedsrichter aus dem Norden stammt. Der hier abgebildete Hamburger Unparteiische weist Schiri-Schreck Stefan Reuter vom FC Augsburg am 17. Februar 2023 beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim in die Schranken und ist schon seit 2016 Bundesliga-Referee.

Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Dortmunds Thomas Meunier die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Patrick Ittrich. Hier wird Thomas Meunier im BVB-Gastspiel beim SC Freiburg am 21. August 2022 von einem extrem erfahrenen Bundesliga-Schiedsrichter verwarnt, der seit 2010 im Oberhaus Spiele pfeift und Karten zückt.

Schiedsrichter Tobias Stieler geht über den Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Welz. Anderthalb Jahre später kam Anfang 2012 der nächste Hamburger Schiedsrichter in die Bundesliga, hier leitet er am 14. August 2021 das Spiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. 2019 pfiff er außerdem das Finale im DFB-Pokal.

Schiedsrichter Tobias Reichel gestikuliert in Richtung Herthas Marvin Plattenhardt.

Auflösung voriges Foto: Tobias Stieler. Ein kleiner Hinweis zum Schiedsrichter, der hier Marvin Plattenhardt von Hertha BSC im Spiel bei Werder Bremen am 28. Oktober 2022 ins Gebet nimmt: Auch er hört auf den Vornamen Tobias, gehört seit 2020 zur Riege der Bundesliga-Referees.

Schiedsrichter Sascha Stegemann schickt Unions Niko Gießelmann mit Gelb-Rot vom Platz.

Auflösung voriges Foto: Tobias Reichel. Nico Gießelmann wird hier am 31. Januar 2023 von einem seit 2014 in der Bundesliga aktiven Schiedsrichter mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Der Mann, der hier das Pokalspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg leitet, heißt übrigens nicht Tobias.

Schiedsrichter Marco Fritz (M) zeigt Jordy de Wijs (l) nach seiner zweiten GelbenKarte die Rote Karte.

Auflösung voriges Foto: Sascha Stegemann. Aus dem kleinen Örtchen Korb in Baden-Württemberg pfiff sich der nächste Schiri bis in die Bundesliga. Dort leitet er seit 2009 Spiele. Hier ist er im Zweitliga-Duell zwischen Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf am 18. Februar 2023 zu sehen, wo er Jordy de Wijs vom Platz stellt.

Paderborns Trainer Lukas Kwasniok (r) beschwert sich bei Schiedsrichter Daniel Schlager.

Auflösung voriges Foto: Marco Fritz. Dass Schiedsrichter sich von den Trainern einiges anhören müssen, wird bei diesem Bild deutlich. Paderborn-Coach Lukas Kwasniok ist nach dem Aus im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart am 31. Januar 2023 stinksauer. Doch welchem Referee brüllt er seinen Unmut entgegen?

Schiedsrichter Deniz Aytekin spricht bei einem Bundesliga-Spiel in sein Mikrofon

Auflösung voriges Foto: Daniel Schlager. Der wohl bekannteste deutsche Schiedsrichter, der jahrelang auch international im Einsatz war, ist hier zu sehen. Seit 2008 leitet der Betriebswirt Spiele in der Bundesliga, so wie hier am 30. April 2022 das Duell zwischen Arminia Bielefeld und Hertha BSC.

Schiedsrichter Florian Badstübner (M) gestikuliert, während er von mehreren Freiburg-Spielern belagert wird.

Auflösung voriges Foto: Deniz Aytekin. Der hier beim Bundesliga-Duell des SC Freiburg gegen den 1. FC Köln zu sehende Referee ist noch deutlich frischer im Fußball-Oberhaus, pfeift dort seit 2020.

Schiedsrichter Bastian Dankert lacht und gestikuliert.

Auflösung voriges Foto: Florian Badstübner. Dass auch gute Laune zum Schiedsrichter-Wesen gehört, wird auf diesem Bild vom Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen am 18. Februar 2023 deutlich.

Der Karlsruher Trainer Christian Eichner (l) erhält von Schiedsrichter Frank Willenborg die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Bastian Dankert. Hier sehen Sie Lehrkräfte unter sich. Sowohl KSC-Trainer Christian Eichner (l.) als auch der hier durchgreifende Schiedsrichter (r.) haben abseits des Fußballs Erfahrung mit dem Pädagogen-Job. Doch wie heißt der Realschullehrer, der am 10. Februar 2023 im Spiel des Karlsruher SC gegen Greuther Fürth die Gelbe Karte zückt?

Schiedsrichter Benjamin Brand (M) zeigt Wolfsburgs Mattias Svanberg (2.vr) die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Frank Willenborg. Mit über 100 Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga hat sich der nächste Mann schon einen Namen gemacht, lässt sich auch von zwei Wolfsburgern nicht beeindrucken, die am 10. Februar 2023 im Spiel beim FC Schalke auf ihn einreden.

Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt im Bundesliga-Spiel die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Benjamin Brand. Weiter geht es mit Deutschlands Schiedsrichter bei der WM 2022 in Katar. Nach zehn Jahren in der Bundesliga erfüllte sich der Berliner Referee, hier am 20. Januar 2023 im Spiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern, seinen großen Karriere-Traum.

Schiedsrichter Felix Zwayer gibt bei einem Bundesliga-Spiel Anweisungen

Auflösung voriges Foto: Daniel Siebert. Ebenfalls aus Berlin kommt der wohl umstrittenste aller deutschen Schiedsrichter. Obwohl er schon seit 2009 in der Bundesliga pfeift, reißt Kritik von Spielern oder Ex-Kollegen nicht ab. (Foto: 19. Februar 2022)

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck spricht mit Gladbachs Jonas Hofmann.

Auflösung voriges Foto: Felix Zwayer. Erst elf Jahre später, 2020, kam dieser Unparteiische in die Bundesliga. Hier spricht er am 4. November 2022 in aller Ruhe mit Gladbach-Profi Jonas Hofmann.

Schiedsrichter Christian Dingert zeigt die Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Matthias Jöllenbeck. Weiter geht es mit einem pfeifenden Diplom-Verwaltungswirt, der seit 2010 Bundesliga-Spiele leitet. Hier zückt er im Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Greuther Fürth am 16. Januar 2022 Gelb.

Schiedsrichter Robert Schröder spricht mit den Spielern.

Auflösung voriges Foto: Christian Dingert. Mit dem hier abgebildeten Schiedsrichter ist nicht zu spaßen, in der Saison 2021/2022 griff nur Daniel Schlager noch häufiger zur Gelben Karte als der Hannoveraner (16 Stück in 60 Spielen). Hier ruft er die Spieler von Fortuna Düsseldorf und Holstein Kiel am 29. Oktober 2022 auch ohne Verwarnung zur Ordnung.

Schiedsrichter Harm Osmers zeigt in der Bundesliga eine Gelbe Karte.

Auflösung voriges Foto: Robert Schröder. Der nächste gesuchte Referee zückt hier im Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Bayern München am 5. Februar 2023 Gelb. In der vorigen Bundesliga-Saison zeigte er in 15 Spielen 42 Mal Gelb, pfiff außerdem fünf Elfmeter. Auch hier lag nur Daniel Schlager (6) vorne.

Schiedsrichter Sören Storks beim Spiel zwischen Nürnberg und Holstein Kiel.

Auflösung voriges Foto: Harm Osmers. Der gesuchte Schiri pfeifft bereits seit 2012 im deutschen Profi-Fußball. Seit der Saison 2017 pfeift er auch in der Bundesliga. Das Foto zeigt ihn bei der Zweitliga-Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Holstein Kiel.

Die Bundesliga-Schiedsrichter laufen über den Rasen.

Auflösung voriges Foto: Sören Storks. Das war es mit den 24 Bundesliga-Schiedsrichtern. Hier sehen Sie die Schiri-Riege mit ihren Assistenten noch einmal beim gemeinsamen Winter-Trainingslager Anfang Januar 2023 im portugiesischen Lagos.

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Aufgeflogen waren die Geldströme wegen Ermittlungen der spanischen Justiz, die weiter andauern. Die Tageszeitung „El País“ berichtete sogar, dass abseits des aktuell untersuchten Zeitraums seit 2003 über sieben Millionen Euro an den früheren Schiri-Vize geflossen seien. Angeblich nur für Informationen, die eine „neutrale Behandlung“ ermöglichen sollten. Kein Wunder, dass die Konkurrenz jetzt ganz genau hinschaut!Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Ein Video der TV-Show „Jugones“ beim TV-Sender LaSexta zeigte außerdem, wie der Sohn von Enríquez Negreira 2015 vor einem Spiel gegen Atlético Madrid die Schiedsrichter sogar noch bei der Ankunft am Camp Nou in die Katakomben begleitete. Javier Enríquez war zu dieser Zeit Geschäftsführer des gemeinsam mit seinem Vater gegründeten Unternehmens DASNIL 95, an das die jährliche Zahlungen aus Barcelona geflossen waren.

Sowohl Vertreter des Vereins als auch Enríquez Negreira haben die geschäftlichen Verbindungen mittlerweile eingeräumt, zugleich aber den Vorwurf der Korruption bestritten.

Enríquez Negreira war zwischen 1977 und 1992 Schiedsrichter in der ersten Liga Spaniens und anschließend zwischen 1994 und 2018 Vizepräsident des CTA. Im Interview mit „Cadena Ser“ betonte der 77-Jährige, er habe den FC Barcelona als CTA-Vizepräsident bei keiner Entscheidung oder Schiedsrichterernennung bevorzugt behandelt. Seine Firma Dasniel 95 SL habe den Club mündlich beraten, etwa wie sich die Spieler je nach Schiedsrichter verhalten sollten.