Bei den Bayern geht alles etwas schneller. Eben wurde der neue Trainer Vincent Kompany noch in den Himmel gelobt, jetzt droht es für den Belgier erstmals ungemütlich zu werden. Die Gründe: die erste Pleite und ein heißer Herbst.
Pleite und Hammer-ProgrammEben noch besser als Pep, jetzt hat Kompany seine erste Bayern-Krise
Der FC Bayern blickt auf eine schwarze Woche zurück. Nach der Anfangseuphorie um den neuen Trainer Vincent Kompany (38) herrscht nun ausgerechnet zur Wiesn-Zeit eine erste Katerstimmung in München. Ein Kommentar.
1:1 gegen Bayer Leverkusen in der Bundesliga und 0:1 bei Aston Villa in der Champions League – die Bayern hatten sich die erste Woche der Wahrheit der noch jungen Saison mit Sicherheit anders vorgestellt.
Im November weiß man, wo der FC Bayern mit Kompany wirklich steht
Und jetzt wartet ein echtes Hammer-Programm auf die Bayern. Am Sonntag geht es zum Spitzenspiel nach Frankfurt, nach der Länderspielpause kommt Vizemeister Stuttgart nach München, dann reisen die Bayern zum FC Barcelona und anschließend zu den Angstgegnern aus Bochum (zwei Bayern-Niederlagen in den vergangenen drei Spielen) und Mainz (drei Bayern-Niederlagen in der vergangenen fünf Spielen). Ende Oktober könnte bei den Bayern schon mächtig der Baum brennen.
Doch davon wollen sie in München derzeit noch nichts wissen. „Vincent, wir sind sicher, dass deine Art zu spielen, dass deine Ansprache, das Miteinander mit den Spielern uns nur heute ausnahmsweise mal ein bisschen Kummer bereitet, aber in den letzten Spielen viel Freude bereitet hat und vor allem auch wieder Freude bereiten wird“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (57) beim nächtlichen Bankett im Teamhotel. Und auch Trainer Vincent Kompany machte nach der ersten Niederlage im achten Pflichtspiel nicht den Eindruck, als wolle er an seiner Taktik mit hohem Pressing etwas ändern. „Wir haben nicht alles falsch gemacht“, lautete seine knappe Analyse. „Wir sind weit davon entfernt, dass irgendwie als Trend zu sehen. Wenn wir weiter so arbeiten und spielen, werden wir eine Menge Spiele gewinnen“, führte er weiter aus.
Diese Einstellung ist gefährlich. Und es bleibt zu hoffen, dass Kompany intern die Niederlage auf der Insel und die Punkteteilung im Gipfeltreffen gegen Meister und Pokalsieger Leverkusen etwas umfangreicher analysiert. Denn nach den Gala-Auftritten gegen Werder Bremen (5:0), Dinamo Zagreb (9:2) und Holstein Kiel (6:1) sind die Bayern wieder auf dem Boden der Realität gelandet. Nach der schwarzen Woche stellt sich die Frage, ob die Konkurrenz Kompany und die Bayern schon entschlüsselt haben.
Dabei hatte Bundesliga-Experte und Bayern-Legende Lothar Matthäus (63) den neuen Trainer nach dem Leverkusen-Spiel noch geadelt, ihn sogar schon mit Pep Guardiola (53) verglichen. Der Fußball sei „attraktiver, als ich es bisher bei den Bayern gesehen habe“, hatte der Weltmeister-Kapitän von 1990 in seiner Sky-Kolumne geschrieben. Was Matthäus da verschwieg: Kompany – so scheint es nach den ersten zwei Reifeprüfungen – fehlt ein Plan B, wenn der Gegner sich auf darauf beschränkt, die Mitte zu schließen und kompakt zu verteidigen. Bei Kontern wirkten die Bayern in England sehr wackelig, eine Absicherung im defensiven Mittelfeld fehlte.
Die Personalentscheidungen des Belgiers sind zudem nicht alle schlüssig. Thomas Müller (35) bekommt nach starken Auftritten immer weniger Spielzeit, der formschwache Kingsley Coman stand in der Startelf. Joshua Kimmich (29) wirkte im Mittelfeldzentrum teilweise überfordert, Joao Palhinha (29) im Sommer für 50 Millionen Euro Ablöse – und genau für solche Spiele verpflichtet – schmorte bis zur 76. Minute abermals nur auf der Ersatzbank. Kimmich hätte rechts verteidigen und der Portugiese ins Zentrum rücken können. Das hätte geholfen, um die Konter der Engländer besser abzusichern – und um das Gegentor, und damit die erste Pleite der Saison, zu vermeiden.
Fakt ist: Im November weiß man, wo der Rekordmeister mit Kompany leistungstechnisch wirklich zu verorten ist. Die Bayern sollten die ersten zwei Rückschläge allerdings ernst nehmen, sonst wird es für Kompany in München schnell ungemütlich. Und nicht nur für ihn. Dann dürfte sich der kritische Blick auch auf Sportvorstand Max Eberl (51) richten.