Wenn es um den FC Bayern München geht, dann kochen die Emotionen bei vielen Fußballfans und –funktionären in Deutschland hoch und schäumen nicht selten sogar über. Hier ein kleiner Überblick.
Krach, Zoff und PrügelImmer wieder rappelt es rund um den FC Bayern München
München. ,,Wo ist Presse? Wo ist Rummel? Wo wird immer diskutiert?‘‘, heißt es in der Vereinshymne ,,Stern des Südens‘‘ von Bayern München. Die Antwort auf diese Fragen lässt sich einfach beantworten: Natürlich beim FC Bayern selbst, denn da geht es immer hoch her. Es wird gestichelt und gestänkert, gepoltert und gegiftet – und manchmal sogar geprügelt. Also Vorhang auf für die unterhaltsamsten Streitigkeiten mit Beteiligung von Akteuren des deutschen Rekordmeisters.
Der neueste Zoff zwischen BVB-Boss Michael Zorc (59) und Bayerns Manager Hasan Salihamidzic (44) sorgt bei Experten jedenfalls für Begeisterung. Ex-Profi Stefan Effenberg (53) fühlt sich bei dem Zoff „an die Zeiten von Uli Hoeneß beim FC Bayern erinnert, der immer mal wieder mit einer Aussage bewusst polarisiert hat. Nun fliegen also endlich wieder ein paar Giftpfeile zwischen Dortmund und München hin und her. Es ist doch schön, wenn es etwas zu diskutieren gibt“, schrieb er in seiner Kolumne bei „t-online“ am 14. September 2021.
Zoff mit BVB: Michael Zorc zu Hasan Salihamidzic: Klappe halten!
- Der aktuellste Zoff: Nachdem Dortmunds Kapitän Marco Reus im September 2021 verfrüht von der deutschen Nationalmannschaft abgereist war, bezeichnete Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic das Verhalten von Reus ,,verwunderlich‘‘. Bei „Sky“ sagte Brazzo: ,,Unsere Spieler bleiben da und spielen immer.‘‘ BVB-Sportdirektor Michael Zorc konterte unverzüglich: ,,Salihamidzic sollte seine Klappe halten und sich zu den Themen von Bayern München äußern. Was glaubt er eigentlich, wer er ist?‘‘
- ,,Toni Kroos hat in dem Fußball nichts mehr verloren“, sagte Uli Hoeneß nach der 0:2-Niederlage der deutschen Nationalmannschaf gegen England bei der EM 2020. Kroos‘ Art zu spielen sei total vorbei, attestierte Hoeneß im Doppelpass. Kroos, der selbst bei Bayern gespielt hatte, nahm dies zum Anlass um mit Zynismus gegen Hoeneß zu schießen: ,,Uli Hoeneß ist ein Mann mit großem Fußballsachverstand – auch wenn es für RTL nicht gereicht hat –, wenig Interesse für Polemik und mit sich komplett im Reinen. Ähnlich wie sein Greenkeeper.‘‘
- Einen Kleinkrieg lieferten sich im Frühjahr 2021 auch Hasan Salihamidzic und der damalige Bayerntrainer Hansi Flick, der mittlerweile beim DFB angeheuert hat. Es ging um die jeweilige Machstellung im Verein. Flick soll zu Brazzo gesagt haben: ,,Halt's Maul!‘‘
- Im Januar 2020 kam es zum Eklat zwischen Jerome Boateng und Leon Goretzka. Beim Training der Münchner räumte Goretzka den Verteidiger Boateng mit einem überharten Tackling ab. Boateng sah rot, klatschte Goretzka die Hand ins Gesicht. Lewandowski und Trainer Flick mussten einschreiten, um die Streithähne zu trennen.
- Wieder Tatort Säbener Straße: Im Training gingen 2019 plötzlich Robert Lewandowski und Kingsley Coman aufeinander los, die Fetzen flogen. Eine Geldstrafe bekamen die beiden allerdings nicht, weil sie sich im Nachhinein einsichtig zeigten. ,,Die beiden wissen auch, dass sie sich nicht im Training aufs Maul hauen sollten“, konstatierte Nationalspieler Niklas Süle, der versucht hatte, den Konflikt zu unterbinden.
Uli Hoeneß' Wutrede auf der Jahreshauptversammlung 2007
- Auch Karl-Heinz Rummenigge und Dortmunds Joachim Watzke haben sich schon das ein oder andere Mal angegiftet. 2014 brachte der FC Bayern eine mögliche Verpflichtung von Marco Reus ins Gespräch. ,,Möglicherweise ist ein junger deutscher Nationalspieler solcher Qualität interessant. Aber ich will jetzt nicht in Dortmund für Unruhe sorgen‘‘, sagte Rummenigge zur Personalie Reus. ,,Der Stil von Karl-Heinz Rummenigge auf der nach oben hin offenen Heuchel-Skala einen ganz hohen Wert‘‘, stichelte Watzke anschließend im Doppelpass.
- Mit den Anhängern des eigenen Vereins geriet der jetzige Ehrenpräsident Uli Hoeneß des Öfteren aneinander. Bei der Jahreshauptversammlung im Jahr 2007, zwei Jahre nach der Einweihung der Allianz-Arena, kam es zur bekannten Wutrede. ,,Ihr mit eurer Scheißstimmung, da seid ihr doch dafür verantwortlich und nicht wir! Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?‘‘, entgegnete der Bayern-Boss Fans, die die schlechte Akustik sowie die Splittung der Fans auf Süd- und Nordkurve in der Arena bemängelt hatten. Auch 2011 gab es Ärger mit Ultras von der Schickeria, die gegen die Verpflichtung von Manuel Neuer protestierten. Der Hintergrund: Neuer als bekennender Schalke-Fan stand bei S04 in der Norkurve, hatte Kontakte in die Ultra-Szene, die wiederum mit den Ultras von Bayerns Erzfeinden aus Nürnberg verbrüdert sind. Das schmeckte der Schickeria gar nicht, sie zeigten Transparente mit der Aufschrift ,,Koan Neuer‘‘.
Uli Hoeneß und die Koks-Affäre um Christoph Daum
- Die Unstimmigkeiten zwischen dem FC Bayern und Jürgen Klinsmann begannen schon in den 1990ern, als Klinsmann für den FC Bayern spielte. 1997 trat Klinsmann nach seiner Auswechslung im Spiel gegen das Schlusslicht aus Freiburg wutentbrannt mit dem Fuß in eine Werbetonne. Später wurde Klinsmann Trainer der deutschen Nationalmannschaft und gab Jens Lehmann den Vorzug vor Oliver Kahn. Den Verantwortlichen des FCB gefiel das überhaupt nicht. Trotzdem engagierte der Klub Klinsmann 2008 als neuen Trainer – gegen den Willen von Uli Hoeneß.
- 2002 rappelte es direkt mehrfach bei den Roten. Erst prügelten sich Sammy Kuffour und Jens Jeremies, dann gab es Zoff zwischen dem kroatischen Mittelfeldspieler Niko Kovac und Linkverteidiger Bixente Lizarazu. Der Leidtragende dieser Raufereien war am Ende Thorsten Fink, der im Eifer des Gefechts Kuffours Faust abbekam und ein Veilchen davontrug.
- Die Auseinandersetzung zwischen Uli Hoeneß und Leverkusens Christoph Daum im Rahmen der Koks-Affäre ist ein Stück deutscher Fußballgeschichte. Im Zuge der DFB-Kampagne ,,Keine Macht den Drogen‘‘ meldete sich Uli Hoeneß zu Wort und unterstellte Daum unterschwellig den Konsum von Koks, indem er ihn als ,,verschnupften Daum‘‘ bezeichnete. Daum war damals der designierte Nationaltrainer und reichte eine Verleumdungsklage gegen Hoeneß ein. Unter dem Druck der Öffentlichkeit ließ sich Daum dazu hinreißen, eine Haarprobe abzugeben, um sich von jedem Verdacht des Koks-Konsums freisprechen zu können. ,,Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe‘‘, begründete Daum auf einer Pressekonferenz. Das Problem: Die Haarprobe war positiv. Daum gestand später, dass der Test ein Fehler gewesen sei. Bei Bayer Leverkusen wurde Daum rausgeschmissen, sein Vorvertrag beim DFB aufgelöst.
„Ich würde nie zum FC Bayern München gehen“
- Im Jahr 2000 veröffentlichte die Düsseldorfer Band ,,Die Toten Hosen‘‘ den Song ,,Bayern‘‘. Im Text heißt es: ,,Ich würde nie zum FC Bayern München gehen‘‘ oder auch ,,Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu unterschreiben, bei diesem Scheißverein?‘‘ Hoeneß war darüber nicht amüsiert: ,,Das ist der Dreck, an dem unsere Gesellschaft ersticken wird.‘‘
- „Solange Karl-Heinz Rummenigge und ich etwas beim FC Bayern zu sagen haben, wird Lothar Matthäus bei diesem Verein nicht einmal Greenkeeper im neuen Stadion“, wetterte Uli Hoeneß Anfang des Jahrtausends gegen Matthäus, nachdem es zu Streitigkeiten um die Gagen bei Matthäus‘ Abschiedsspiel gekommen war.
- Im August 1999 hat es an der Säbener Straße so richtig geknallt. Und zwar auf dem Trainingsplatz: Bixente Lizarazu lieferte sich mit dem Routinier Lothar Matthäus zunächst ein Wortgefecht, dann griff Matthäus dem Franzosen an den Hals. Lizarazu ließ sich das nicht bieten und gab Matthäus eine deftige Ohrfeige.
Die Pizza-Affäre um Mario Basler
- Ebenfalls 1999 wurde Willi Lemke, der damalige Werder-Manager, zum Bildungssenator des Landes Bremen ernannt. Hoeneß, dessen Klub eine ausgeprägte Rivalität zum SV Werder pflegte, nutzte die Chance, um gegen Lemke zu sticheln: „Erstaunlich, dass ein Mann mit einem solchen Charakter Minister eines Bundeslandes werden kann.“ Zu Hoeneß 60. Geburtstag im Jahr frötzelte Lemke zurück: „Ich heiße den Mann, zu dem ich ein nach wie vor miserables Verhältnis habe, herzlich willkommen im Klub der alten Säcke.“
- In der Nacht von 12. Auf den 13. Oktober 1999 kam es zur sogenannten Pizza-Affäre. Bayerns Mittelfeldspieler Mario Basler und Ersatztorwart Sven Scheuer hielten sich zu fortgeschrittener Stunde in einer Regensburger Trattoria auf – dann kam es zwischen ihnen und anderen Gästen zu einer Rangelei. Die Schlagzeilen der nächsten Tage kosteten Basler die Karriere beim FCB.
- Legendär auch die Zoff-Diskussion 1989 zwischen den Bayern Hoeneß und Jupp Heynckes und der Delegation des 1. FC Köln, Christoph Daum und Udo Lattek, im Aktuellen Sportstudio des ZDF. „Wie er mich unter der Gürtellinie attackiert hat, ist nicht zu akzeptieren“, klagte Heynckes. Daum konterte: „Die Bayern nehmen immer in Anspruch zu definieren, wo die Gürtellinie liegt. Nicht so dünnhäutig, in dem Geschäft muss man auch einstecken.“ Hoeneß las alle Sätze von Daum nochmal vor. Demnach hatte Daum über Heynckes in den Wochen zuvor gesagt: „Heynckes könnte Werbung für Schlaftabletten machen. Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes. Nach dem Sieg gegen Inter Mailand ging es ihm mal besser, da war eine Gehirnwindung mehr durchblutet. Im Grunde genommen ist er völlig kaputt.“ Daum später lässig zu Hoeneß: „Schön, dass du sich so vorbereitet hast, sonst würdest du nicht über die Runden zu kommen.“ (jm)