Erst 32, dann 48 - und nun sogar 64 Teams? Die Fifa diskutiert für 2030 die nächste enorme WM-Expansion.
Geht der Spielplan-Wahnsinn weiter?Fifa will WM wieder aufblähen – wäre dann doppelt so groß

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Fifa-Präsident Gianni Infantino will die WM wohl weiter aufblähen. (Foto: 16. Dezember 2022)
Als der „Wahnsinn“ zur WM 2030 plötzlich die Runde machte, tourte Gianni Infantino (54) fröhlich durch New York. Der Fifa-Boss posierte neben der goldenen Trophäe für die Klub-WM, rührte die Werbetrommel in den Studios von Fox News – und läutete damit den 100-Tage-Countdown für sein Prestigeprojekt ein.
All das, während im Hintergrund womöglich bereits Pläne für die nächste Fußball-Revolution unter dem mächtigen Chef des Weltverbandes geschmiedet werden.
WM 2030 mit 64 Mannschaften?
Eine Mega-WM mit 64 Teams? Wirklich? Was zunächst wie eine größenwahnsinnige Idee klingt, könnte schon bei der Jubiläumsausgabe 2030 Wirklichkeit werden.
Wie die Fifa bestätigte, sei der Vorschlag für eine weitere extreme Expansion bei der jüngsten Council-Sitzung vorgebracht worden. Es wäre eine Verdopplung der Teilnehmer im Vergleich zur WM in Katar: Über ein Viertel aller 211 Fifa-Mitgliedsverbände würden mitmachen – bei einem Turnier, das einst mit 13 Teams im Jahr 1930 seine Premiere gefeiert hatte.
Laut „New York Times“ habe Ignacio Alonso (46) aus Uruguay die Idee zum Ende der Council-Sitzung am Mittwoch (5. März 2025) in die Runde geworfen. Der renommierten Zeitung zufolge soll bei einigen Mitgliedern des Gremiums, dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf (63) angehört, „fassungsloses Schweigen“ geherrscht haben.
Die britische „Times“ berichtet dazu, dass ein hochrangiger Funktionär diesen Vorschlag als „Wahnsinn“, den man „so schnell wie möglich“ verwerfen sollte, abgestempelt habe.
Seit der dubiosen Doppelvergabe per Akklamation im Dezember, bei der auch Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 erhielt, ist klar, dass die Ausgabe in fünf Jahren auf gleich drei Kontinenten stattfinden wird.
Spanien, Portugal und Marokko richten als Haupt-Gastgeber den Großteil der Partien aus, den Zuschlag für die Eröffnungsspiele bekamen Uruguay, Argentinien und Paraguay. So lautete der nicht nur organisatorisch herausfordernde Plan – bis jetzt.
Der Vorschlag zur Analyse einer WM mit 64 Mannschaften und mindestens 128 Spielen aufgrund des 100-jährigen Jubiläums sei „spontan“ unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ vorgelegt worden, teilte ein Verbandssprecher dem Sport-Informations-Dienst mit: „Die Idee wurde zur Kenntnis genommen, da die Fifa verpflichtet ist, jeden Vorschlag eines ihrer Council-Mitglieder zu analysieren.“
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Infantino, der seit seinem Amtsantritt 2016 nach immer mehr Spielen und Formaten strebt, habe dem Einwurf zu einer weiteren Aufblähung offen gegenübergestanden und diesen als „interessant“ bezeichnet, hieß es. Der Schweizer hatte bereits die Aufstockung von 32 auf 48 Teams für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko forciert. Seine Pläne für eine Austragung im Zwei-Jahres-Rhythmus waren dagegen nach heftigen Protesten – vor allem aus Europa – klammheimlich verworfen worden.
Für die Fifa, die sich durch die revolutionierte Klub-WM im Sommer bereits mit heftigen Protesten über die Belastung der Spieler konfrontiert sieht, bedeuten mehr Partien jedenfalls mehr Geld. Und Infantino könnte sich dafür feiern lassen, vielen Verbänden etwa aus Afrika oder Asien ihr WM-Debüt zu ermöglichen.
Aber: Eine derartige Erhöhung würde zugleich die Qualifikationswettbewerbe in Südamerika fast überflüssig und in Europa deutlich bedeutungsloser machen. Viele Fragen zum Thema Nachhaltigkeit sind dazu durch die Austragung in sechs Ländern ohnehin offen – und dürften noch dringlicher werden. Ob Infantino das stört? (sid)