Frauenfußball kuriosLiga boomt und stellt Weltrekord auf – aber Nationalteam fehlt bei WM 2023

32 Länder nehmen bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2023 teil, so viele wie nie zuvor. Doch die WM in Australien und Neuseeland kommt für eine der größten Boom-Nationen im Fußball der Frauen noch zu früh.

von Béla Csányi  (bc)

Countdown für die Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland! Am 20. Juli fällt der Startschuss für die neunte Endrunde im Frauenfußball, mit 32 teilnehmenden Ländern sind so viele Teams dabei wie nie zuvor. Trotzdem hat es in der Quali längst nicht für jeden gereicht.

Fußballzwerge wie Sambia (Platz 77 der Fifa-Weltrangliste), die Philippinen (46.) oder Haiti (53) feiern ihr Debüt und dürfen sich erstmals auf der ganz großen Bühne im Fußball der Frauen beweisen. Andere Länder, in denen er Sport inzwischen eine deutlich größere Rolle spielt, schauen dagegen in die Röhre.

Mexiko fehlt trotz starker Liga bei Frauen-WM 2023

Die wohl bekanntesten Zuschauerinnen kommen bei der anstehenden Weltmeisterschaft aus Mexiko. Bei drei von acht WM-Ausgaben hatte „El Tri“ sich zwar schon qualifiziert, für die größte Endrunde aller Zeiten reichte es nicht.

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Und das, obwohl das gesamte Qualifikations-Turnier des nordamerikanischen CONCACAF-Verbandes mit insgesamt acht Teilnehmern in Mexiko ausgetragen worden war. Diva México! Auf heimischem Boden erwischte das Team drei rabenschwarze Tage, verabschiedete sich punkt- und torlos in der Vorrunde.

Dabei erlebt die heimische Liga MX Femenil seit Jahren einen gewaltigen Boom, gehört zu den am stärksten wachsenden Wettbewerben im Fußball der Frauen und stellte dort in der abgelaufenen Saison einen Weltrekord auf.

Erstmals gelang es einer Liga, über die komplette Saison mehr als eine Million Fans in die Stadien zu locken. Zum Vergleich: Die Frauen-Bundesliga kam in ihrer vergangenen Rekord-Saison auf knapp 400.000. Als der FC Bayern im Januar bei Top-Klub Tigres UANL gastierte, zog es 34.964 Fans ins Stadion – bei einem Freundschaftsspiel. „Heute ist ein Tag, an dem wir den Frauenfußball feiern“, schwärmte Bayern-Star Georgia Stanway (24) begeistert von der Kulisse.

Die Frauen-Mannschaft des FC Bayern posieren auf einem gemeinsamen Foto mit den Spielerinnen von Tigres UANL nach einem Testspiel.

Die Frauen-Mannschaft des FC Bayern auf einem gemeinsamen Foto mit den Spielerinnen von Tigres UANL nach einem Testspiel am 21. Januar 2023.

Doch die Fan-Begeisterung schwappte bislang nicht auf das Nationalteam über. Dabei gelten in der Liga strenge Regeln für Legionärinnen, nur vier pro Team sind erlaubt. Bekannteste ausländische Spielerin ist Spanien-Star Jennifer Hermoso (33), die auch im WM-Kader steht.

Mexiko: Perfekt organisierte Liga hilft Nationalteam noch nicht

„In Mexiko spielst du in perfekten Stadien, während du in Spanien noch auf Sportplätzen kickst“, sagte Hermoso in einem ESPN-Interview über ihren Schritt in eine vermeintlich exotische Liga, die sich bei genauerem Hinsehen sogar als professioneller erwiesen habe: „Im Vergleich mit der spanischen Liga ist es hier deutlich besser organisiert.“

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Und die Nationalmannschaft? Kurz nach dem Qualifikations-Desaster reagierte der Verband, installierte mit dem Spanier Pedro López (44) einen hoffnungsvollen Nationaltrainer, der in seinen vier Länderspielen gleich ungeschlagen blieb.

Nach Jahren im spanischen Unterbau als Trainer der U16-, U19- und U20-Auswahl soll er die gewaltige Entwicklung, die der Fußball der Frauen in seiner Heimat machte, nun auch nach Mexiko bringen. In Spanien verabschiedete er sich vergangenes Jahr mit dem Titel bei der U20-WM und schürte damit große Erwartungen beim neuen Arbeitgeber.

„Mexiko besitzt die Zutaten, um im Frauenfußball zu einer Macht zu werden“, resümierte er die Eindrücke seiner ersten Monate bei ESPN dann auch gleich vollmundig: „Mexiko ist eine Fußball-Nation, verfügt über großartige Vereine und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Spielerinnen Erfolge feiern.“

Mexiko hofft auf Ausrichtung der Frauen-WM 2027

Womöglich dürfen sich López und seine Spielerinnen die Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft sogar sparen. Gemeinsam mit den USA bewirbt sich das Land um die Ausrichtung der 10. Endrunde im Jahr 2027, für die unter anderem auch Deutschland, Belgien und die Niederlande gemeinsam kandidieren.

Die starke Organisation und der Fan-Boom rund um die heimische Liga gelten als eines der großen Argumente für die Bewerbung bei der Fifa. In vier Jahren soll dann auch die nationale Auswahl endlich auf der Höhe sein und das Wachstum im mexikanischen Fußball unterstreichen.