Frauenfußball-KolumneBeginn von etwas Großem? Abgelaufene Saison lässt hoffen

Wolfsburg Marina Hegering (r.) gegen Kölns Alena Bienz im Zweikampf.

Wolfsburg Marina Hegering (r.) am 7. Mai 2023 gegen Kölns Alena Bienz im Zweikampf.

Die Saison 2022/23 war für den Frauenfußball ein großer Erfolg und ein großer Schritt in die richtige Richtung. Also der Beginn von etwas Großem?

von Alina Ruprecht  (aru)

Am 3. Juni 2023 lud Eindhoven zum großen Champions-League-Finale zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Barcelona. Die hochklassige Partie markierte dabei auch das Ende einer Saison 2022/23, die den Fußball der Frauen neue Ebenen erklimmen sah. Ein Resume:

Die Wölfinnen starteten in das europäische Endspiel wie gewohnt: offensiv und titelhungrig. Nachdem der Liga-Titel im Mai an den FC Bayern München gegangen war, hatte man bis zuletzt noch die Hoffnung auf das Double aus Champions League und DFB-Pokal.

Deutsche Teams greifen auch kommende Saison wieder an

Letzteren hatte der VfL in diesem Jahr zum neunten Mal in Folge gewonnen. Im CL-Finale gegen Barcelona lag das deutsche Team lange mit 2:0 vorne und ging, dank eines herrlichen Tores von Star-Stürmerin Ewa Pajor, bereits in der dritten Minute in Führung.

Dies gelingt nicht jeder Mannschaft in Europa und zeigte die beeindruckende Qualität des Wolfsburger Kaders. Doch dessen Double-Träume wurden in der zweiten Halbzeit in Eindhoven innerhalb weniger Minuten zunichtegemacht. Der Henkelpott der Frauen ging nach Barcelona.

Auch wenn die Enttäuschung über den verpassten Titel, den man über 50 Minuten fast sicher hatte, tief sitzen mag, kann der VfL stolz auf das Erreichte während der Saison sein.

Einmal mehr bewies der Verein, dass auf allen Ebenen mit deutschen Teams und ihrer spielerischen Dominanz zu rechnen ist. Auch in der kommenden Spielzeit wird sich ein ähnliches Bild zeigen, denn neben den Wölfinnen werden auch der FC Bayern und Eintracht Frankfurt in Europa mitmischen.

Frauenfußball: Zuschauerzahlen deutlich gestiegen

Allgemein wirkte der Wettbewerb im deutschen Fußball der Frauen ausgeglichener als zuvor. An beiden Enden der Tabelle war es bis zum letzten Spieltag spannend. Mit dem Abstieg von Turbine Potsdam gab es den gravierenden Verlust eines Traditionsvereins zu beklagen, welcher auch zeigt, wie viel sich in der Liga noch tun muss, um sich nachhaltig weiterzuentwickeln.

Aber der Rückblick auf die Leistung der deutschen Teams in den vergangenen Monaten macht vor allem Lust auf mehr. Passend dazu verstärkt sich die Frauen-Bundesliga an vielen Fronten: mit Google Pixel wurde ein neuer, finanzstarker Sponsor an Land gezogen. Neue TV-Deals sichern seit längerem die Übertragung aller Spiele in Deutschland, sowie anderen Kernmärkten in der Welt, und bringen so viel Sichtbarkeit für die Liga und ihre Akteurinnen wie nie zuvor mit sich.

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Auch die gestiegenen Zuschauerzahlen der Saison 2022/23 zeugen von der derzeitigen Aufbruchsstimmung. So viele Fans wie noch nie strömten in den vergangenen Wochen in die Stadien, um ihre Mannschaften lautstark anzufeuern. Der Zuschauerrekord vom Eröffnungsspiel der Saison wurde bereits im April wieder geknackt, warum nicht erneut im nächsten Jahr?

Frauen-WM droht TV-Fiasko in Deutschland

Jedoch gilt jetzt vor allem eine Devise: am Ball bleiben. Die Entwicklungen der vergangenen Saison geben allerlei Gründe, um optimistisch zu sein. Man darf diese aber nicht als Selbstläufer ansehen.

Bis heute, ca. einen Monat vor Beginn der WM in Australien und Neuseeland hat sich noch immer keine deutsche Übertragungsanstalt die TV-Rechte für das Turnier gesichert. Könnten Fans die Spiele der DFB-Elf, im schlimmsten Falle, nicht live verfolgen, wäre das ein herber Rückschlag für den Fußball der Frauen im Land.


Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Auch darf der Diskurs über eine vollständige Professionalisierung der Frauen-Bundesliga in der Debatte um die WM-Übertragung nicht abebben. Die, aber der kommenden Saison neu eingeführten, Montagsspiele sind eine große Herausforderung für Spielerinnen, die ihren Lebensunterhalt nicht allein ihre Sportlerinnenkarriere sicher können und daher einem zweiten Job nachgehen müssen.

Der Saison 2023/24 kann man freudig entgegenblicken, ohne dabei die weiterhin bestehenden Baustellen in der Liga aus den Augen zu verlieren. Doch zuvor heißt es im Juli und August, der Nationalmannschaft die Daumen zu drücken. Am 20. Juli findet sich das Team um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, zu ersten Vorbereitungsmaßnahmen zusammen.

Deutschland reist als Titelfavorit nach Australien und will dieser Rolle gerecht werden. Zuletzt gewann die DFB-Elf 2007 eine WM. 16 Jahre später würde ein erneuter Finalsieg vieles repräsentieren und belohnen, was sich in der Vergangenheit getan, und vor allem in der Saison 2022/23 zum Besseren verändert hat.