Im Sommer 2023 findet die Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland statt. Was bis dahin noch besser werden muss bei den DFB-Frauen, lesen Sie in der EXPRESS.de-Kolumne.
Frauenfußball-KolumneWas bis zur WM im Sommer noch besser funktionieren muss
Beim Testspiel gegen Schweden am vergangenen Dienstagabend (23. Februar 2023) war Deutschlands auffälligste Spielerin Torhüterin Merle Frohms.
Sie zeigte beim 0:0 erneut eine starke Leistung, was wieder einmal die Frage aufbrachte, warum die 28-Jährige es bei der Wahl zur Welttorhüterin eigentlich nicht in die Top-3 geschafft hat. Dass nach dem Spiel völlig zurecht alle lobend über die Torfrau sprachen, macht aber auch deutlich, wie wenig im Spiel ansonsten rund lief.
Lena Oberdorf bei DFB-Frauen nicht zu ersetzen
Daraus machten Spielerinnen und Bundestrainern Martina Voss-Tecklenburg (55) selbst nach der Partie auch kein Geheimnis.
Beim Lehrgang in Marbella habe man ein paar neue Dinge einstudieren wollen, um das eigene Spiel flexibler zu machen. So startete Deutschland zwar im bekannten 4-3-3, stellte rund um die 70. Minute aber auf eine Dreierkette um, die es in der Form bisher nicht zu sehen gab.
Einzig beim EM-Spiel gegen Spanien hatte es im Spiel mal eine Anpassung zu einer Fünferkette gegeben. Deswegen machte sich bemerkbar, dass die Abläufe noch nicht ganz stimmen.
Das Hauptproblem aber ist eines, das im besten Fall gar keines ist: die Unersetzbarkeit von Lena Oberdorf. Die 21-Jährige fehlte im Aufgebot aufgrund einer Erkrankung, für sie rückte Sjoeke Nüsken (22) in die Startformation.
Lena Oberdorf ist Dreh- und Angelpunkt
Oberdorf ist normalerweise Deutschlands Dreh- und Angelpunkt, sie läuft Räume zu und hält das Zentrum dicht, gewinnt Zweikämpfe und Bälle, ist fast immer anspielbar und hat sowohl die Physis als auch die Technik, um sich aus Drucksituationen befreien zu können.
Und Druck gab es in diesem Spiel vonseiten der Schwedinnen viel, sie liefen immer wieder hoch und gezielt an und bewegten sich dabei so, dass das deutsche Mittelfeld aus dem Spiel genommen wurde. In der ersten Halbzeit war das besonders markant.
Deutschland ist es seit der EM gewohnt, sich aus solchen Situationen spielerisch befreien zu können, um das zu ermöglichen, fehlte vor allem in der ersten Halbzeit aber die Bewegungen in die richtigen Räume.
Besonders Nüsken hatte immer wieder Probleme mit dem großen Druck der Schwedinnen und der eigenen Positionierung. Voss-Tecklenburg merkte dazu nach Abpfiff richtig an, dass das Spiel von Deutschland insgesamt zu statisch war.
Lena Oberdorf schon jetzt in der Weltklasse angekommen
Eine Spielerin wie Lena Oberdorf ist personell nicht zu ersetzen, sie gehört auf ihrer Position schon jetzt zu den besten Spielerinnen der Welt. Im Idealfall ist das für Deutschland ein großes Plus.
Sollte die Gevelsbergerin aber mal ausfallen, braucht es gute Abläufe, damit das Team dies in der Gruppe auffangen kann, dazu gehört eben einerseits viel Laufarbeit, andererseits aber auch das Zutrauen, mal einen Steckpass durch zwei Gegenspielerinnen hindurch zu versuchen, statt über Außen zu spielen.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:
Diese Gelegenheiten gab es ein paar Mal, weil Sara Däbritz (28) sich klug im Rücken der Schwedinnen weggeschlichen hatte, nur kam dann der Pass nicht.
Hoffnung für DFB-Frauen vor WM im Sommer
Eine andere Alternative gegen Schweden wäre es gewesen, mit langen Bällen das Pressing zu überspielen, ein paar Mal konnte Alexandra Popp (32) solche hohen Bälle sichern, hatte dann aber nicht immer eine Mitspielerin für eine Ablage um sich herum. Dabei war gut zu sehen, dass Schweden eigentlich anfällig ist, sobald der vordere Block einmal überspielt ist, nur konnte Deutschland das eben zu selten ausnutzen.
Annika Becker ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.
Zwar ist es bis zur Weltmeisterschaft nicht mehr lang, aber das klare Aussprechen der Mängel durch Spielerinnen wie Popp und die Bundestrainerin machen genauso Hoffnung auf eine Verbesserung, wie die Entwicklung vor der EM.
Auch da gab es zum gleichen Zeitpunkt nämlich jede Menge Kritik, die sich nach einem akribischen Trainingslager Deutschlands vor dem Turnier dann noch während der Gruppenphase in Wohlgefallen auflöste. Klar ist nur: zu viele Schlüsselspielerinnen dürfen natürlich im Sommer nicht ausfallen.