Der Frauenfußball hat dank der EM 2022 einen neuen Hype erfahren. Doch die Wertschätzung spiegelt sich noch nicht in den Gehältern und Prämien wider: Viele Spielerinnen müssen noch anderen Tätigkeiten nachgehen.
Große Gehalts-DiskussionDFB-Star kritisiert „Hungerlohn“ – So wenig verdienen Profi-Fußballerinnen wirklich
Der Frauenfußball muss professioneller werden – und zwar nicht auf dem Platz, sondern daneben. Das findet zumindest Nationalspielerin Svenja Huth (31), die beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht.
„Wir müssen dahin kommen, dass Spielerinnen neben dem Fußball nicht noch 30 oder 40 Stunden in der Woche arbeiten müssen und dass eine gute medizinische Versorgung und gute Trainingsplätze vorhanden sind. Das ist die Basis“, sagte DFB-Star Huth dem „kicker“.
Frauenfußball: Svenja Huth fordert Anpassung der Prämien
Alle Spielerinnen sollten zudem „vom Fußball leben können, und die Prämien müssen angepasst werden. Das wäre schon sehr wichtig“, ergänzte Huth.
Wie wenig Profi-Fußballerinnen verdienen, zeigen die Statistiken. Ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin verdiente laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 durchschnittlich 4100 Euro brutto im Monat. Das sind 49.200 Euro pro Jahr. Hinzu kommen bei vielen Beschäftigten noch Sonderzahlungen, wie Urlaubs-, Weihnachtsgeld oder die Corona-Prämie.
Laut einer Autodoc-Auswertung verdienen Profi-Fußballerinnen in Deutschland 43.670 Euro pro Jahr. Das Einkommen liegt also unter dem Durchschnitt in Deutschland. Das Problem hierbei zudem: Einige wenige Fußballerinnen verdienen viel mehr, und zahlreiche Spielerinnen müssen derweil mit einem Hungerlohn klarkommen müssen.
Fußballerinnen verdienen weniger als der Durchschnitt in Deutschland
Schon vor der EM im Sommer 2022 sagte Ex-Nationalspielerin Inka Grings (43): „Ich glaube, um den Frauenfußball grundsätzlich attraktiver zu machen, muss gegeben sein, dass die Frauen sich nur auf Fußball konzentrieren können. Aber wie soll das gehen, wenn eine Spielerin acht Stunden vorher arbeiten geht und anschließend nur einmal am Tag die Möglichkeit hat, zu trainieren? Geschweige denn, sich vorzubereiten, zu regenerieren. Ich finde es bedenklich, dass es in Deutschland immer noch Erstligistinnen gibt, die im Vergleich zu anderen Mannschaften wirklich einen Hungerlohn bekommen und nicht davon leben können“.
Huth hofft nun auf Besserung. Durch die Euphorie bei der EM habe man aber in Deutschland schon „einiges anschieben können. Auch ohne diesen Titel haben wir schon viel gewonnen. Und jetzt ist es natürlich die Aufgabe, diese Euphorie mit in den Bundesliga-Alltag und in die Länderspiele zu nehmen. Wir müssen versuchen, das aufrechtzuerhalten“, betonte Huth vom VfL Wolfsburg.
Das Länderspiel der DFB-Frauen am 7. Oktober 2022 gegen Frankreich überträgt das Erste um 20.30 Uhr. „Da haben wir endlich mal die Möglichkeit, zur Primetime in der ARD zu spielen. Das ist ein toller Fortschritt“, sagte Huth.
Man habe die Aufmerksamkeit, so Huth, „ja immer bekommen wollen. Und diese Chance muss auch bespielt werden. Bundeskanzler Olaf Scholz (64) war nach dem Finale in Wembley bei uns in der Kabine. Das ist ja auch ein Zeichen. Ich hoffe, dass jetzt auch Taten folgen“. (sid, ubo)