Schwangerschaften sind in der normalen Arbeitswelt zumeist ein klar geregeltes Thema. In der Welt des Sports sieht das anders aus, was Almuth Schult gar nicht gut findet.
Transfer platzt wegen SchwangerschaftSchult beklagt „Ungewissheit“ für Sportlerinnen
Ein Wechsel von Fußball-Nationaltorhüterin Almuth Schult (32) ist aufgrund ihrer Schwangerschaft geplatzt: „Ich hatte mich eigentlich schon im Dezember mit einem Club geeinigt, bin dann aber offen damit umgegangen, dass ich schwanger bin, und wir waren uns dann darüber einig, dass wir den Vertrag jetzt nicht unterschreiben“, sagte Schult, im Interview der „Funke Mediengruppe“ Anfang März 2023.
Die derzeit vertragslose Torhüterin rechnet nicht mehr mit einem Wechsel während ihrer Schwangerschaft: „Ich denke nicht, dass mich ein Verein unter Vertrag nimmt, solange ich noch nicht wieder spielen kann. Und ohne die Bindung an einen Verein muss ich selbst dafür sorgen, dass ich wieder in Form kommen kann“, meinte Schult. Ihr Fall zeigt ein zentrales Problem für Sportlerinnen auf.
Schult vertragslos: „Muss schauen, wie ich zurechtkomme“
Es würden einem Einsatz- und Erfolgsprämien oder auch zusätzliche Gelder der Nationalmannschaft fehlen, meinte Schult „aber ich hatte bei meiner ersten Schwangerschaft das Glück, dass man als Angestellte in Deutschland ja weiterhin Gehalt bekommt – das gilt auch für Vereine.“ Schult war da beim Bundesligisten VfL Wolfsburg unter Vertrag.
Bei ihrer aktuellen Schwangerschaft sei das anders, meinte sie. „Ich bin nicht angestellt und muss schauen, wie ich zurechtkomme. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich meine zweite Karriere aufgebaut habe und verhältnismäßig gut dastehe.“
Bei anderen Spielerinnen könne das anders sein. „Andere Sportlerinnen hätten in meiner Situation eventuell vor dem Nichts gestanden“, sagte Schult, die zuletzt in den USA gespielt hatte. „Es ist immer noch so, dass der Sport nicht darauf vorbereitet ist, sondern dass die Mütter darum kämpfen, dass es Normalität wird und sie ihre Rechte erstreiten müssen.“
Schult ist Mutter von Zwillingen und erwartet im Spätsommer erneut Nachwuchs. Dadurch schrecken die Vereine vor einer Verpflichtung der Welttorhüterin von 2014 zurück. Bislang gebe es „nichts Schriftliches. Nur mündliche Bekenntnisse.“ Darauf könne man sich im Falle einer Schwangerschaft jedoch „nicht verlassen“.
Schult zieht Vergleich zum Männerfußball
Stattdessen müsse man den Spielerinnen „die Ungewissheit durch Verbindlichkeit nehmen“, forderte Schult. Dafür wünscht sich die frühere Torhüterin des VfL Wolfsburg spezielle, divers besetzte Gremien, „um für die Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen“.
Wenn Spieler Väter würden, sei die Situation eine andere. Da sei es „ganz normal, dass die Frau mit dem Kind zu Hause bleibt“, sagte die ehemalige Welttorhüterin.
Die höher bezahlten Männer hingegen „würden vermutlich eher zwei Nannys anstellen“, so Schult: „Ich warte auf den Tag, an dem ein Bundesligaspieler mal Elternzeit einreicht. Es wäre schön, um zu sehen, wie ein Verein reagiert.“ (dpa/sid)