Wie geht es mit dem Stadio Giuseppe Meazza im Mailänder Stadtteil San Siro weiter? Das Stadion von AC und Inter Mailand schwankte lange zwischen teurer Renovierung und dem Abriss.
Auch in Deutschland KultFür 700 Millionen Euro: Top-Klubs wollen Fußball-Tempel renovieren
von Béla Csányi (bc)
Abriss oder Renovierung – die durchaus drohende Frage schwebte lange Zeit über einem der bedeutendsten Fußball-Tempel der Welt. Wie es mit dem Stadio Giuseppe Meazza in Mailand auf lange Sicht weitergeht, war lange unklar. Jetzt gibt es offenbar einen Durchbruch.
Laut der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ sollen schon am Freitag (13. September 2024) Gespräche zwischen der Stadt Mailand und ihren beiden sportlichen Aushängeschildern AC und Inter erfolgen. Im Gespräch ist demnach eine Renovierung des Stadions für satte 700 Millionen Euro.
Renovierung für San Siro: der Kosten-Plan im Preisvergleich
Dass die Renovierung von altehrwürdigen Stadien durch massiv gestiegene Baukosten deutlich teurer ist als der Neubau vieler Konkurrenz-Arenen in den vergangenen 20 Jahren, lässt sich auch am Preis für ein mögliches runderneuertes San Siro ablesen.
Zum Vergleich: Der FC Bayern zahlte für seine neue Allianz-Arena 2005 nur die Hälfte, rund 340 Millionen Euro. Die vier Jahre zuvor fertiggestellte Veltins-Arena, die weltweit Standards gesetzt hatte, kostete gar nur 191 Millionen Euro.
Mailand ist eine der wenigen verbliebenen Fußball-Metropolen, in denen sich die beiden bedeutenden Klubs als Erzrivalen ein Stadion teilen. Mit einer Renovierung soll diese Besonderheit bestehen bleiben, bei einer Nicht-Einigung hätten zwei getrennte Neubauten in verschiedenen Teilen der Stadt zur Debatte gestanden. Das war allen Beteiligten letztlich zu teuer.
Denn klar ist auch: Durch die gemeinsame Finanzierung müssten beide Klubs für eine Renovierung jeweils „nur“ rund 350 Millionen Euro aufbringen. Die Kostenteilung brachte nach reichlich Hin und Her alle Parteien zur Besinnung, heißt es aus Italien.
Zumal bei beiden Klubs die Sorge herrschte, die hohen Kosten für eigene Neubauten so schnell nicht über Ticket-Verkäufe und weitere Einnahmen rund um die Spiele wieder reinzuholen.
Erstmals eröffnet wurde das Kult-Stadion im Jahr 1926. Auch deutsche Fußball-Fans verbinden gute Erinnerungen mit der Arena, in der die DFB-Auswahl auf dem Weg zum WM-Titel 1990 alle Spiele bis zum Halbfinale absolvierte, darunter auch das heiße Achtelfinale gegen die Niederlande (2:1). Die Tageszeitung „La Stampa“ titelte am Folgetag: „Nur die Hitze macht den deutschen Panzern Angst.“
Nach knapp 100 Jahren Bestehen soll jetzt ein satter Geldbetrag in die Renovierung fließen. Allerdings sind die 700 Millionen Euro zunächst nur eine erste Kalkulation. Real Madrid und der FC Barcelona, die zuletzt ebenfalls kräftig in die neuen Erscheinungsbilder von Santiago Bernabéu und Camp Nou investiert hatten, mussten im Laufe der Bauarbeiten Preis-Explosionen auf jeweils rund eine Milliarde Euro verkraften.
Eine schnelle Einigung in Mailand ist allerdings kaum zu erwarten, schließlich hatten alle Parteien in den vergangenen Jahren immer wieder auf Vorstöße und neue Impulse in der Stadion-Frage gehofft, ein entscheidender Durchbruch blieb bislang stets aus. Zumindest der grundsätzliche gemeinsame Nenner soll dem Bericht zufolge jetzt immerhin stimmen.