„Wettbewerbsverzerrung auf Spitze getrieben“Hannover feiert Aufstieg mit Platzsturm – viele Fans stinksauer

Die Fans von Hannover 96 feiern den Aufstieg der zweiten Mannschaft.

Die Fans von Hannover 96 feiern am 2. Juni 2024 den Aufstieg der zweiten Mannschaft.

Riesen-Jubel in Hannover! Doch im Netz löst der Aufstieg der zweiten Mannschaft der 96er keine Begeisterung aus.

von Antje Rehse (are)

Elfmeter-Drama und ein Platzsturm: Die U23 von Hannover 96 ist zum ersten Mal in die 3. Liga aufgestiegen.

Nach dem 5:4 im Elfmeterschießen im Rückspiel gegen die Würzburger Kickers brachen am Sonntag (2. Juni 2024) in der Heinz von Heiden Arena alle Dämme. Tausende Fans liefen auf den Rasen, feierten dort mit der Zweitvertretung des Zweitligisten den Aufstieg.

Sportdirektor schwärmt: „Werbung für Hannover 96“

Eric Uhlmann sorgte mit seinem Treffer für die Entscheidung. In der regulären Spielzeit hatte Uhlmann (85.) spät einen Elfmeter zum 2:1 (1:0 verwandelt und damit das 0:1 (0:1) aus dem Hinspiel egalisiert. Zuvor hatten Brooklyn Ezeh (22.) für Hannover und Salios Sané (75.) für Würzburg getroffen.

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In der Verlängerung sorgte Hannovers Hayate Matsuda (105.) für das 3:1, doch Ivan Franjic (112., Foulelfmeter) rettete den Meister der Regionalliga Bayern ins Elfmeterschießen. Dort vergab einzig Würzburgs Sané seinen Versuch, Torhüter Leo Weinkauf parierte den Schuss.

„Das ist unglaublich“, sagte Hannover-Trainer Daniel Stendel (50) bei Magenta Sport. „Es wird ein paar Tage dauern, um das Spiel zu verdauen“, erklärte Torwart Weinkauf (27). „Man hätte das Drehbuch nicht schöner schreiben können. Das war Werbung für Hannover 96“, schwärmte Hannovers Sportdirektor Marcus Mann (40).

Viele neutrale Fans teilten die Begeisterung nicht. Die Zweitvertretungen der Profiklubs sind vielen ohnehin ein Dorn im Auge, sorgen sie in der Regel doch kaum für volle Stadien und nehmen aus Sicht der Fans Traditionsteams die Plätze weg. Zudem monierten einige den Wettbewerbsvorteil der Zweitmannschaften, die gegebenenfalls auf Leihgaben aus dem Profi-Kader zurückgreifen können.

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Bei Hannover 96, dem Meister der Regionalliga Nord, standen am Sonntag gleich mehrere Spieler in der Startelf, die eigentlich zum Profikader gehören, auch wenn sie dort in der abgelaufenen Saison nur Nebenrollen spielten.

Weinkauf, Ersatztorwart bei den Profis, kam vor den Playoffs nur auf drei Spiele in der Regionalliga, Routinier Julian Börner (33) bestritt in der regulären Saison sogar nur ein Spiel für die Zweitvertretung. Ähnlich sieht es bei Torschütze Ezeh (zuvor zwei RL-Spiele) Kolja Oudenne (drei) und Christopher Scott (drei) aus, die in den Playoffs nun aber bei der Mission Aufstieg mithalfen.

Hier einen X-Post zum Thema ansehen:

„Zweite Mannschaften raus aus der 3. Liga!“, forderte ein User bei X. „Hannover hat die Wettbewerbsverzerrung auf die Spitze getrieben und gezeigt, warum diese Scheiße nicht mehr sein darf“, machte ein anderer seiner Wut Luft: „Zweite Mannschaften sollten entweder in eine eigene Liga gesteckt werden, oder man muss die Kader strikt trennen.“

Den Forderungen nach einer eigenen Liga für die Zweitvertretungen schlossen sich viele weitere an. Neben Hannover spielen in der kommenden Saison auch die Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart in der 3. Liga. (mit sid)