Im deutschen Fußball gibt es zum Jahresende viele große Baustellen. DFL-Chefin Hopfen soll ihren Posten verlieren, beim DFB findet die erste Analyse der WM-Pleite statt. Immer mitten drin: Hans-Joachim Watzke.
Krise bei DFL und DFBFahrplan für WM-Analyse steht: Watzke an vielen Fronten gefragt
Nach seinem Abitur und Studium arbeitete Hans-Joachim Watzke (63) sechs Jahre als Angestellter in einem Unternehmen für Feuerwehrschläuche und Feuerwehruniformen. Später machte er sich in dieser Branche selbstständig. Der Sauerländer kennt sich also mit Brandherden aus.
In den nächsten Tagen ist der Geschäftsführer von Borussia Dortmund gleich mehrfach als Feuerwehrmann gefragt. Der deutsche Fußball steht zum Jahresende gleich auf mehreren Ebenen vor dem großen Knall.
DFL-Chefin Hopfen vor Aus, DFB-Sitzung nach WM-Debakel
Dass der Deutsche Fußball-Bund das Jahr 2021 mit einem Minus von 30,9 Millionen Euro abgeschlossen hat, dürfte da vielleicht noch das geringste Problem sein.
Der Vertrag der Geschäftsführerin der Dachorganisation des deutschen Profifußballs DFL, Donata Hopfen (46), soll auf der Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch aufgelöst werden. Das Vertrauen des sechsköpfigen Gremiums unter Watzkes Vorsitz soll sie verloren haben.
Der BVB-Boss hat damit am Mittwoch gleich zwei wichtige Termine. Neben der DFL-Personalie muss er auch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) über die Zukunftsfragen rund um die Nationalmannschaft entscheiden. In Frankfurt wird das erste Treffen mit Bundestrainer Hansi Flick (57) und Geschäftsführer Oliver Bierhoff (54) erwartet.
Entscheidungen über die Zukunft von Flick und Bierhoff wird es im Anschluss aber nicht geben. Für Donnerstag ist eine Konferenz der Präsidenten der Landesverbände angesetzt, am Freitag folgt die Sitzung des DFB-Präsidiums und Aufsichtsrates. Dabei sollen die ersten Ergebnisse des Vierer-Gesprächs präsentiert werden.
Während Flick und Bierhoff ihre bis 2024 laufenden Verträge gerne erfüllen möchten, wächst der Druck auf Neuendorf und Watzke, etwas verändern zu müssen. Als Chef-Kritiker brachte sich Union Berlins Geschäftsführer Oliver Ruhnert (51) im Kicker in Stellung: „Das ganze System passt einfach so nicht mehr. Wir sind im Gesamtbereich des DFB, der Direktion Nationalmannschaften schlecht aufgestellt – und das von unten bis oben“.
Nach dem WM-Aus 2018 ließ sich Joachim Löw (62) wochenlang Zeit, Erklärungen für das Desaster zu liefern. Diesmal wird mehr Druck ausgeübt. „Es muss bis Weihnachten klar sein, was Sache ist“, sagte Hertha-BSC-Geschäftsführer Fredi Bobic (51) bei MagentaTV: „Danach würde es sich zu lange ziehen.“ Er wünscht sich für das Treffen „einen harten, klaren und offenen Austausch. Es ist wichtig, die Dinge aufzuarbeiten“.
Neuendorf und Watzke logierten bei der WM in Doha als Mitglieder der DFB-Delegation weit weg vom Nationalteam im selben Hotel. Einen indirekten Doppelpass spielte das Duo schon einmal, nämlich bei der Abschaffung des Begriffs „Die Mannschaft“.
Bundesliga-Bosse machen Druck bei Aufarbeitung auf Flick und Bierhoff
Die Kritik aus der Fußballbranche richtet sich vor allem gegen den seit 18 Jahren amtierenden DFB-Direktor Bierhoff. „Wenn man über personelle Konsequenzen spricht, muss man auch die Führungsebene ins Auge fassen. Das muss man klar ansprechen, trotz der Verdienste in der Vergangenheit“, sagte Ruhnert.
Über 30 Jahre lang zog Watzke als Mittelfeld-Regisseur seines Heimatvereins Rot-Weiß Erlinghausen im Amateurbereich die Fäden. Nun ist er mit einem Schlag zum mächtigsten Mann im Fußball aufgestiegen. BVB, DFL, DFB – „Aki“ muss jetzt Entscheidungen liefern.