Ex-Fortune kehrt für Top-Spiel zurückWelchem Düsseldorf-Konkurrenten Harnik die Daumen drückt

Martin Harnik steht im Stadion des Hamburger SV vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf.

Ex-Bundesliga-Profi Martin Harnik, hier am 17. September 2022 beim Spiel des Hamburger SV gegen seinen ehemaligen Klub Fortuna Düsseldorf, kehrt als Sport1-Experte an seine alte Wirkungsstätte zurück.

Einst knipste er für Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga, nun kehrt Ex-Profi Martin Harnik als TV-Experte an seine alte Wirkungsstätte zurück. Im Interview spricht er über sein Leben nach dem Profi-Fußball.

von Anton Kostudis  (kos)

Er ist einer, der ohne Frage seine Spuren im deutschen Profi-Fußball hinterlassen hat: Martin Harnik (35). Mittlerweile lässt der 240-fache Bundesliga-Profi seine Karriere in der fünften Liga ausklingen. Am Samstagabend (11. März, 20.30 Uhr) steht für ihn jedoch ein Besuch bei einem seiner ehemaligen Vereine an: Fortuna Düsseldorf.

So wird Harnik beim Sender Sport1 als Experte an der Seite von Ruth Hofmann (36) beim Top-Spiel der 2. Bundesliga im Einsatz sein. Fortuna kämpft am Samstagabend gegen den so starken FCH um den Anschluss an die Aufstiegsplätze.

Martin Harnik kam 2009 von Werder Bremen

Harnik war in der Saison 2009/10 von seinem damaligen Stammklub Werder Bremen nach Düsseldorf verliehen worden. Dort gelang dem Angreifer im Unterhaus mit 13 Toren und drei Assists in 30 Spielen der Durchbruch.

Vor seiner Rückkehr nach Düsseldorf hat Harnik mit EXPRESS.de über Fortunas Aufstiegschancen, seine neue Leidenschaft und das Leben nach dem Profi-Fußball gesprochen.

Martin Harnik über Fortuna-Zeit: „Die Herzlichkeit war sehr besonders“

Martin Harnik, am Samstagabend kehren Sie als TV-Experte an Ihre alte Wirkungsstätte Düsseldorf zurück. Wie fühlt sich das für Sie an?Martin Harnik: Ich freue mich wirklich sehr, wieder nach Düsseldorf zu kommen. Ich war seit meiner aktiven Fortuna-Zeit nur noch wenige Male da. Aber ich hatte ein super Jahr dort und denke immer wieder gern an diese Zeit zurück.

Martin Harnik jubelt über ein Tor gegen den FC St. Pauli.

Martin Harnik stürmte in der Saison 2009/10 für Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga. Dabei gelangen ihm 13 Tore in 30 Spielen. Hier jubelt der Angreifer am 5. April 2010 im Spiel gegen den FC St. Pauli.

Was ist Ihnen aus Ihrer Fortuna-Zeit besonders in Erinnerung geblieben?Harnik: Die Herzlichkeit der Menschen war sehr besonders. Bei den Leuten im Klub, um den Verein herum, den Fans, in der ganzen Stadt. Wir hatten damals sportlich natürlich auch ein tolles Jahr. Nach dem Aufstieg in die zweite Liga haben wir direkt lange um den Bundesliga-Aufstieg mitgespielt. Im Grunde war diese Saison damals auch mein Durchbruch im Profi-Fußball. Ich hatte bei Werder Bremen den Sprung in die Bundesliga nicht geschafft, wurde dann verliehen und bin den Weg über die zweite Liga gegangen. Das war ein absoluter Grundstein meiner Karriere: Zu sehen, dass ich im Profi-Fußball bestehen kann.

Warum hat es damals im ersten Anlauf bei Werder nicht geklappt?Harnik: Ich war einfach noch nicht so weit. Werder Bremen, das war damals Champions-League-Niveau. Da haben Spieler gespielt wie Torsten Frings, Per Mertesacker, Tim Borowski. Alles Nationalspieler. Deswegen war seinerzeit auch kein Durchkommen für mich. So war der Wechsel nach Düsseldorf genau das Richtige.

Sind Sie heute zufrieden, wenn Sie auf Ihre Profi-Karriere zurückblicken?Harnik: Ich bin total zufrieden und überglücklich. Ich habe nie vergessen, wo ich herkomme. Und wenn man bis zu seinem 18. Lebensjahr nie in einem Profi-Verein gespielt hat, sondern immer zu Hause auf dem Dorf, dann ist das etwas sehr Besonderes, dass am Ende so eine Karriere rausgekommen ist.

Martin Harnik: „Ich habe nie vergessen, wo ich herkomme“

Sind Sie heute also glücklich?Harnik: Ich habe damals sehr, sehr vieles dem Fußball untergeordnet. Aber ich habe auch immer wieder versucht, eine Balance zu finden und meinem Leben und meiner Familie gerecht zu werden. Ich hätte sicherlich noch mehr aufopfern können, um vielleicht noch mehr zu erreichen. Aber dem trauere ich überhaupt nicht nach. Weil ich heute wirklich glücklich bin. Und das ist ein Faktor, der resultiert ja auch aus richtigen Entscheidungen. Dementsprechend würde ich rückblickend auch nichts ändern. Ich habe sicherlich damals auch Dinge abseits des Fußballs gemacht, um den Kopf freizubekommen. Wenn ich heute hier sitzen würde und unzufrieden wäre, dann sähe es sicher anders aus. Aber ich bin glücklich so, wie es ist.

Und wie kriegen Sie heute den Kopf frei?Harnik: Mit Golfen. Ich habe das quasi zu meinem Beruf gemacht, betreibe eine Anlage nahe Hamburg. Und ich merke einfach, dass wenn ich mir die Zeit für ein, zwei Stunden nehme, ich so konzentriert bin, dass ich den Kopf von allen anderen Gedanken freibekomme. Das ist ein sehr guter Ausgleich.

Wie schnell wird man denn ein guter Golfer?Harnik: Die ersten Monate, vielleicht sogar Jahre sind echte Fleißarbeit. Umso mehr Zeit du investierst, umso besser ist das Resultat. Natürlich braucht man schon ein bisschen Talent, keine Frage. Wenn jemand sportlich ist, wenn jemand Ballgefühl mitbringt, dann ist das definitiv von Vorteil, um ein besserer Golfer zu sein.

Haben Sie denn persönlich ernsthafte Ambitionen auf dem Golfplatz?Harnik: Nein, haha. Ich glaube, das wäre auch wirklich vermessen.

TV-Experte Martin Harnik: „Emotionen nehmen mich natürlich noch mit“

Seit einiger Zeit sind Sie auch als TV-Experte tätig. Zuckt es Ihnen nicht manchmal noch in den Beinen, wenn Sie am Spielfeldrand stehen?Harnik: Ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Die Emotionen, die bei Toren oder spektakulären Situationen durchs Stadion gehen, nehmen mich natürlich noch mit. Aber es macht auch total Spaß, mal in der Arena zu stehen und keinerlei Anspannung zu verspüren. Man kann sich mit Leuten unterhalten, man kann sich für alles und jeden Zeit nehmen, man kann auch mal kurz aufs Handy schauen, man ist nicht ständig im Fokus. Natürlich muss ich als Experte auch konzentriert sein und meine Leistung bringen. Aber das ist etwas anderes, als auf dem Platz zu stehen. Das Tolle ist, dass ich dem Profi-Fußball auf diese Wiese verbunden bleiben kann. Ich habe den Job damals geliebt und würde, wie gesagt, alles wieder so tun. Aber ich bin auch einfach an dem Punkt, an dem ich froh bin, dass ich das Kapitel beendet und ein neues aufgeschlagen habe.

Können Sie sich eine langfristige Karriere als TV-Experte vorstellen?Harnik: Ich bin kein ausgebildeter Journalist. Ich würde es mir daher auch nicht zutrauen, durch so ein Spiel zu führen und eine Moderation zu machen. Da sehe ich mich nicht, sondern eher in der Rolle des Antworters. Natürlich kann ich auch mal eine Frage stellen, aber das ist eher die Ausnahme. Ich antworte eigentlich mehr als dass ich frage. Insofern hat sich da für mich in dem Sinne gar nicht so viel geändert. Das bin ich als Spieler gewohnt gewesen. Natürlich konnte ich mich schon immer recht gut artikulieren. Und ich glaube auch, dass ich die Themen recht klar auf den Punkt bringe. Was sicher auch ein Vorteil ist. Das macht es für mich komfortabel. Und wenn es mir keinen Spaß machen würde, dann würde ich es auch nicht machen.

Martin Harnik: „Ich drücke dem HSV die Daumen“

Martin Harnik hat den Ball im Spiel beim SV Curslack-Neuengamme mit Sebastian Spiewak im Blick.

Martin Harnik (r.) schnürt die Fußballschuhe mittlerweile für den TuS Dassendorf in der Oberliga Hamburg. Hier ist er am 18. Februar 2023 im Spiel beim SV Curslack-Neuengamme um Sebastian Spiewak in Aktion.

Am Samstagabend sind Sie beim Spiel Düsseldorf gegen Heidenheim im Einsatz. Wem drücken Sie im Aufstiegsrennen als gebürtiger Hamburger eher die Daumen? Dem HSV oder ihrem Ex-Klub Fortuna?Harnik: Das ist wirklich eine gemeine Frage. Aber ich bin gebürtiger Hamburger, habe sehr viele HSV-Fans im Freundeskreis und in der Familie. Ich weiß, wie sehr sich diese Stadt danach sehnt, in die Bundesliga aufzusteigen. Insofern drücke ich da schon dem HSV als Erstes die Daumen. Fortuna war für mich am Anfang der Saison einer der Favoriten auf den Aufstieg. Sie hatten dann mit vielen Rückschlägen und Schwächephasen zu kämpfen. Aber ich denke, wenn sie gegen Heidenheim gewinnen, können sie noch mal richtig Spannung reinbringen. Und sie würden es dann auch ein Stück weit wieder in der eigenen Hand halten, um Platz drei mitzuspielen. Das sind jetzt diese Partien, die man am Ende auch mal für sich ziehen muss. Darmstadt und den HSV sehe ich nicht mehr in Reichweite. Aber Platz drei könnte für Fortuna im Falle eines Sieges wieder ein Thema werden.

Sie stehen aktuell beim TuS Dassendorf in der Oberliga auf dem Platz. Haben Sie noch Freude am Kicken?Harnik: Ich fühle mich super wohl in der Truppe. Vor allem bin ich schmerzfrei, das ist schon mal sehr viel wert, wenn man eine Profi-Karriere hatte. Und ich spiele hier in der Oberliga Hamburg, fünfte Liga ist schon ein ordentliches Niveau. Das sind alles gute Fußballer, die hier rumlaufen. Deswegen bin ich auch alles andere als unterfordert. Natürlich ist die Qualität nicht so hoch wie in der Bundesliga. Aber es ist auch nicht so, dass man da alles auf einer Arschbacke macht. Viele der Jungs hier sind gut ausgebildet. Viele spielen ihr Leben lang Fußball, einige waren früher in Profi-Vereinen. Es ist schon ein ordentliches Niveau. Ich muss hier jedes Wochenende an meine Grenzen gehen, um auch einen Unterschied und meine Tore machen zu können.