Das EM-Viertelfinale zwischen der Türkei und den Niederlanden ist politisch aufgeladen. Eine türkische Fangruppe startet einen brisanten Aufruf.
„Nonplusultra-Hochrisikospiel“Polizei warnt vor EM-Duell: Türkei-Fans starten brisanten Aufruf
Dem Viertelfinal-Duell der Türkei gegen die Niederlande droht am Samstag (6. Juli 2024) eine aufgeheizte Atmosphäre auf den Rängen.
Türkische Fußball-Ultras haben Fans im Berliner Olympiastadion für das K.o.-Duell zum Zeigen des umstrittenen Wolfsgrußes aufgefordert. Alle Anhänger auf der Tribüne seien eingeladen, die Geste während der Nationalhymne zu zeigen, hieß es in einem Aufruf auf der Plattform X.
Wolfsgruß-Debatte bei EM: Uefa-Untersuchung gegen Merih Demiral
Der türkische Nationalspieler Merih Demiral (26) hatte sein zweites Tor im EM-Achtelfinale gegen Österreich (2:1) mit dem sogenannten Wolfsgruß gefeiert, dessen Ursprung einer rechtsextremistischen Bewegung zugeordnet wird. Er wurde am Freitag von der Uefa für zwei Spiele gesperrt.
Wegen des Eklats um die Geste hatte es in den vergangenen Tagen auch auf der politischen Ebene heftigen Wirbel gegeben, die Sperre dürfte die Stimmung weiter aufheizen.
Das türkische Außenministerium bezeichnete die Uefa-Untersuchung gegen Demiral als inakzeptabel. Die türkische Ultra-Gruppierung betonte, der Wolfsgruß sei nicht rassistisch zu verstehen, sondern „das nationale Symbol des Türkentums“. Während die Geste in Deutschland nicht unter Strafe steht, ist sie im Land des türkischen Achtelfinal-Gegners verboten.
Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung von Recep Tayyip Erdogan (70) ist.
Im Zuge eines erstarkenden Nationalismus haben zuletzt aber auch Vertreter der politischen Mitte das Zeichen genutzt, um etwa Wähler aus nationalistischeren Milieus anzusprechen. Ein Beispiel ist der damalige Erdogan-Herausforderer und Mitte-Links-Politiker Kemal Kilicdaroglu (75) im Präsidentschaftswahlkampf 2023. In Deutschland wird die Ülkücü-Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet.
Inmitten der Aufregung um Demirals Geste hat Erdogan seinen kurzfristigen Besuch beim Viertelfinale am Samstag in Berlin angekündigt. Ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin bezeichnete die Partie als ein „Nonplusultra-Hochrisikospiel“. (dpa)