Als Mann der klaren Worte war Peter Neururer als aktiver Teil der Bundesliga stets bekannt. Nach der Karriere blickt das Trainer-Urgestein weiter mit Klartext auf den Fußball – so wie jetzt beim „Kölner Treff“ im WDR.
„Krank und pervers“Peter Neururer poltert in WDR-Talk „Kölner Treff“
von Béla Csányi (bc)
Über Jahrzehnte war Peter Neururer (69) fester Bestandteil des deutschen Profi-Fußballs, inzwischen liegt sein letzter Trainerjob schon zehn Jahre zurück. Entsprechend hat sich das Trainer-Urgestein von der aktuellen Version seiner langjährigen Spielwiese merklich entfernt.
Im „Kölner Treff“ bekannte Neururer klar und deutlich, dass er schon ein Jahr nach dem damaligen Aus beim VfL Bochum (Ende 2014) beschlossen habe, keinen Profi-Klub mehr übernehmen zu wollen. Warum, darauf ging er im WDR-Talk am Freitag (16. August 2024) noch mal ganz genau ein.
Peter Neururer ärgert sich über Transfer-Gebaren im Fußball
„Das, was ich sage, zu dem stehe ich. Wenn ich irgendwo was anderes gemacht hätte, hätte ich mich selbst verkaufen müssen. Das war nie meine Art und Weise“, stellte Neururer im Gespräch mit dem Moderations-Duo Micky Beisenherz (47) und Susan Link (47) klar.
Er glaube zwar, dass er mit seiner Art auch in die jetzige Szene passen würde, will davon aber lieber Abstand halten. „Das, was im Augenblick während der Transferperiode zum Markt des Fußballs berichtet wird, das finde ich schon teilweise krank und pervers“, polterte Neururer: „Das Perverse ist für mich: Der Spieler ist in Anführungszeichen ‚Material.‘“
Neururer ging zurück bis zur Zeit des Bosman-Urteils, bei dem im Jahr 1995 Ablösesummen für Spieler nach Auslaufen von deren Verträgen abgeschafft worden waren. Heutzutage würden daher vielfach Arbeitspapiere nur noch verlängert, um später höhere Verkaufssummen erlösen zu können.
„Das ist traurig, weil wir vom Spielermaterial reden, aber nicht von Menschen“, bedauerte Neururer. Als Beispiel nannte er den jüngsten Transfer von Paris Brunner (18) den AS Monaco aus Dortmund verpflichtet hatte, um ihn umgehend an Partnerclub Cercle Brügge zu verleihen.
„Menschenhandel ist der falsche Begriff, aber es geht schon in die Richtung. Der Sport, verständlicherweise, leider, steht nicht mehr an erster Stelle, sondern Vermarktungstheorien. Und das ist nicht mehr mein Fußball“, hielt Neururer klipp und klar fest.
Seine lange Zeit im Fußball will Neururer dennoch nicht missen, einst verhalf ihm eine andere Größe nach dem gemeinsamen Erwerb der Trainer-Lizenz zum entscheidenden Schritt ins Profi-Geschäft. Neururer verriet: „Wenn ich Horst Hrubesch nicht kennengelernt hätte, wäre ich Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sport – nicht mehr und nicht weniger.“