Reich dank Instagram und TikTok?Hier verdienen auch Amateur-Fußballer ordentlich Kohle

Pascal (l.) und Marcel Gurk halte den Ball vor einer Industrie-Kulisse hoch.

Pascal (l.) und Marcel Gurk, hier am 6. Oktober 2021 in Duisburg, sind bei TikTok mit ihren Tricks am Ball erfolgreich.

Social Media ist längst im Fußball voll angekommen: Fast jeder Profispieler postet regelmäßig auf seinen Kanälen. Erfolgreich sind aber auch viele Amateur-Kicker, die ordentlich Kohle scheffeln. 

Soziale Medien sind eine Goldgrube - auch für Fußballer. Unfassbare 355 Millionen Abonnenten hat Cristiano Ronaldo (36) auf Instagram. Damit hat der portugiesische Superstar nach dem hauseigenen Account der Facebook-Tochter das meistgefolgte Profil der Welt.

Für einen Werbe-Post erhält der Europameister von 2016 laut Hopper HQ sage und schreibe etwa 1.350.000 Euro! Kein Wunder also, dass mittlerweile viele Fußballer versuchen, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Bundesliga-Spitzenreiter ist Weltfußballer Robert Lewandowski (33) mit 21 Millionen Followern. Erfolg scheinen dabei aber nicht nur die Profis zu haben!

Spektakuläre Fußball-Tricks auf TikTok, Familienalltag auf YouTube oder Storys vom Nebenjob auf Instagram – immer mehr Fußballer und auch Schiedsrichter aus den Klassen unterhalb der 3. Liga präsentieren sich und ihr Leben in den sozialen Netzwerken.

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„Man merkt, dass Social-Media-Kanäle eine enorme Bedeutung im Sport bekommen haben“, sagt Christoph Bertling (47), stellvertretender Leiter des Instituts für Kommunikation- und Medienforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln, und ergänzt: „In der Zeit der Pandemie haben diese Kanäle noch einmal an Wichtigkeit zugenommen.“ Das Feld der Anbieter ist zwar breit gefächert, hat laut Bertling aber die Gemeinsamkeit, „das Bild, das die Sportler von ihrer Sportart haben, zu vermitteln. Es ist eine Perspektive im Eigeninteresse – es ist eine Art Vermarktung.“

TikTok-Star Gurk: „Die Million kam relativ schnell“

Eine Vermarktung, die sehr schnell Fahrt aufnehmen kann. „Die Million war das große Ziel. Ich dachte, das dauert fünf, sechs, sieben Jahre. Doch dann kam die Million relativ schnell“, erklärt Pascal Gurk (21), der für den West-Regionalligisten VfB Homberg die Außenbahn beackert und in der Freizeit kleine Videos von bis zu 15 Sekunden mit seinen Kunststücken am Ball ins Netz stellt, „vier, fünf Monate war die zweite Million da, jetzt stehen wir noch 50 000 vor der dritten Million. Das ist sehr beeindruckend, wenn man überlegt, wie viel Menschen das sind.“

Mit wir meint der Rechtsverteidiger seinen zwei Jahre älteren Bruder Marcel (23), zweimaliger deutscher Meister im Freestyle, mit dem Pascal auch schon mal gemeinsam zumeist auf TikTok auftritt, weil „TikTok derzeit das Thema“ sei. Insgesamt habe aber „Social Media bei jedem Fußballer einen Stellenwert, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Das merkt man daran, wie oft die posten und was sie vom Privatleben preisgeben“, sagt Pascal Gurk, der neben Fußball und TikTok als Selbstständiger bei verschiedenen Firmen im Online-Marketing arbeitet.

Dabei ist für die Brüder das Privatleben tabu. „Unser Content hat immer mit dem Ball zu tun. Was wir privat machen, da sind wir weniger der Fan von“, erläutert Marcel, der aufgrund seiner teils artistischen Künste mit dem Ball gern für diverse Events gebucht wird – sei es beim Training mit der Nationalmannschaft oder für Werbeaufnahmen.

Doch mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke habe sich auch die Einnahmesituation stark verbessert, sagt der mehrmalige Guinnessbuch-Weltrekordhalter, „so dass man davon ganz normal leben“ könne. Zudem hat Marcel Gurk ein Buch herausgebracht, bietet Workshops und Camps an und hat Sport/Event- und Medienmanagement studiert.

„The Winner takes it all“, sagt Bertling in Bezug auf die jeweiligen Geschäftsmodelle, „ganz viele verdienen damit nichts wegen zu geringer Reichweite. Zudem gibt es im Internet eine strategische Infrastruktur. Und da gibt es nur wenige Profis, die diese Infrastruktur bedienen.“

El-Jindaoui will finanziell unabhängig vom Fußball sein

Nader El-Jindaoui (24) zählt auch zu den Gewinnern unter den Fußballern. Der derzeit führende Torschütze der Regionalliga Nordost hat mehr als eine Millionen Follower auf Instagram – etwa doppelt so viele wie Union-Profi Max Kruse (33) - und liegt mit seinem YouTube-Kanal knapp darunter.

Allerdings vollführt der Spieler des Berliner AK keine Fußball-Tricks, sondern bildet ein Teil des Lebens mit seiner Frau Louisa (24) auf YouTube ab, was ein einträgliches Geschäft ist. „Ich habe nun weniger Druck, weil ich finanziell nicht mehr abhängig bin vom Fußball“, erklärte der Stürmer.

Doch nicht nur Fußballer leben öffentlich, auch Güney Artak (32) ist auf Instagram aktiv, wenn auch nicht ganz so erfolgreich. Der Schiedsrichter aus Hannover postet vor allem Etappen seiner Karriere als Kickboxer. Damit ist eine Monetarisierung nicht unbedingt gegeben, doch der Weltmeister im Schwergewicht verschafft sich schon vor den Problemspielen, die der auch „Schlachter“ genannte Artak gerne übernimmt, viel Respekt. (dpa/job)