Brasilien scheitert bei der Copa América im Viertelfinale. Vor dem Elfmeterschießen kommt es zu einer bezeichnenden Szene.
„Schrecklich, was sie gemacht haben“Brasilien-Stars zeigen Trainer, was sie von ihm halten
Bitteres Aus für Brasilien in der Copa América. Gegen Uruguay verliert der Rekord-Weltmeister im Viertelfinale trotz langer Überzahl im Elfmeterschießen.
Nach der regulären Spielzeit hatte es am Samstag (6. Juli 2024, Ortszeit) 0:0 gestanden. Bei der hart umkämpften Partie in Las Vegas war Uruguay ab der 74. Minute in Unterzahl: Nahitan Nández wurde nach Videobeweis wegen einer Grätsche gegen Rodrygo mit Roter Karte vom Platz gestellt.
Trainer darf nicht mit in den Spielerkreis
Doch der fünfmalige Weltmeister zog daraus keinen Nutzen. Im Elfmeterschießen hielt dann der uruguayische Torhüter Sergio Rochet gegen Brasiliens ersten Schützen, Éder Militão. Douglas Luiz, der als Dritter für die Seleção antrat, traf den Pfosten. José María Giménez scheiterte mit Uruguays viertem Schuss an Torwart Alisson. Schließlich verwandelte Manuel Ugarte den entscheidenden Elfmeter für den zweimaligen Weltmeister gegen das große Nachbarland.
Für Brasilien ist die Copa América damit vorbei, Uruguay trifft nun am Mittwoch (Ortszeit) in Charlotte auf Kolumbien.
Vor dem Elfmeterschießen kam es zu Szenen, die für viele bezeichnend waren. Beide Teams hatten einen Kreis gebildet, um sich auf die Entscheidung ein- und die Schützen zu bestimmen
Auf der einen Seite Uruguay-Trainer Marcelo Bielsa (68), der mittig im Kreis seiner Spieler stand. Die Uruguayer lauschten dem Argentinier aufmerksam, während er sprach und etwas auf einem Zettel notierte.
Ganz anders das Bild auf brasilianischer Seite. Hier stand Dorival Júnior (62) außerhalb des Kreises, versuchte vergeblich, sich Gehör zu verschaffen.
Der Selecao-Coach, der den Job erst zu Jahresbeginn übernommen hatte, hob sogar einen Finger, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch seine Spieler schienen ihn einfach zu ignorieren, die Elfmeterschützen unter sich auszumachen. Ein X-Video der Szene siehst du hier:
Die Selecao steckt in einer tiefen Krise. Dorival Júnior ist in seiner Heimat nicht unumstritten. Der ehemalige Stürmer Romario (58) kritisierte, dass der Coach zu wenig auf Mega-Talent Endrick (17) setze.
Der frühere Superstar Ronaldinho (44) hatte vor dem Turnier sogar angekündigt, sich kein Spiel der Brasilianer anschauen zu wollen. „Es ist eine der schlechtesten Mannschaften der letzten Jahre, keine Anführer, mehrheitlich nur durchschnittliche Spieler“, so das harte Urteil des zweimaligen Weltfußballers, das sich beim Turnier bestätigte.
Nach dem Aus schimpften viele Fans auf Dorival Júnior und die Mannschaft. „Der Trainer müsste in so einem Moment der Anführer sein“, kritisierte ein Anhänger bei X. „Beim brasilianischen Team fehlt die Autorität. Einige Spieler glauben, dass sie machen können, was sie wollen, weil sie mehr Geld verdienen als der Trainer“, meinte ein anderer.
Einigen tat der Trainer sogar leid. „Das ist schrecklich, was sie mit ihm gemacht haben. Das bricht mir das Herz, wie er den Finger hebt und sie ihn trotzdem ignorieren.“ (mit dpa)