Toni Kroos will noch nicht an sein persönliches Karriere-Finale denken. Das EM-Viertelfinale gegen Spanien macht dem Real-Star vor dem Fußball-Ruhestand noch keine Angst.
Vor EM-Viertelfinal-KracherSpanier schießen Spitzen gegen Kroos – der kontert eiskalt
Der Spielplan könnte nicht dramatischer sein. Beim EM-Viertelfinalkracher zwischen Deutschland und Spanien steht am Freitag (5. Juli 2024, 18 Uhr/ARD & MagentaTV) vor allem ein Akteur besonders im Fokus: Toni Kroos (34).
In Stuttgart wird er sein 114. Länderspiel bestreiten – ausgerechnet gegen die Kollegen aus seiner Wahlheimat Spanien. Vor 5238 Tagen lief Deutschlands erfolgreichster Fußballer erstmals für die Nationalmannschaft auf.
Toni Kroos bestreitet gegen Spanien sein 114. Länderspiel
Sollte die DFB-Elf am bisher so überzeugend auftretenden Gegner scheitern, dann würde eine beeindruckende Karriere in Stuttgart ihr jähes Ende finden. Denn nach dieser EM ist Schluss für Kroos – das hatte er zuvor angekündigt.
Doch die Rente soll möglichst noch ein paar Tage warten. „Ich gehe nicht davon aus, dass es mein letztes Spiel ist“, sagte der 34-Jährige am Mittwoch. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Turnier zu gewinnen“. Daher muss dann auch eben Spanien aus dem Weg geräumt werden.
Kroos ist Weltmeister, gewann sechsmal die Champions League, feierte mit Bayern München und Real Madrid zahlreiche Meister- und Pokaltitel. Da wäre der Europameistertitel die perfekte Abschieds-Trophäe – es wäre sein 35. Titel. Nach Meistertitel und Champions-League-Triumph mit Madrid soll noch eine Krönung zum Abschluss mit Deutschland her. „Das hätte eine riesengroße Bedeutung, es wäre ein sensationelles Ende. Ohne, dass ich am Boden zerstört wäre, wenn es nicht passiert“, machte er klar.
Auch wenn der Gegner bisher alle vier EM-Spiele gewonnen hat, ist der deutsche Mittelfeld-Taktgeber zuversichtlich. „Ich glaube, dass wir gute Chancen haben. Die Spanier spielen einen guten Ball, wir aber auch, das muss man uns lassen“.
Sein Ex-Kollege Joselu (34) von Real Madrid ließ am Mittwoch schon eine Spitze los: „Hoffen wir, Toni am Freitag in den Ruhestand zu schicken.“ Kroos nahm das mit einem sanften Lächeln zur Kenntnis. „Ich lasse ihm seinen Wunsch und gebe alles, dass er nicht in Erfüllung geht.“
„Es wird wenig überraschen, wenn ich sage, dass wir da recht viel dagegen haben“, sagte Kroos. Er blickt auf eine ganz besondere Erfolgsformel: Acht Spiele, keine Niederlage, seitdem er zurück ist. „Ich sehe uns vorbereitet, weil wir einen anderen Glauben haben“, sagte er. Aus schwierigen Situationen sei man herausgekommen. Da könne er den Kollegen viel über seine Karriere erzählen. „Man muss es fühlen und erleben“, sagte Kroos.
Im Viertelfinale wird es für Deutschland auch darum gehen, die spanische Flügelzange zu stoppen. Als Kroos im März 2010 in der Nationalmannschaft debütierte, war Dribbelkünstler Lamine Yamal knapp drei Jahre alt. „Es ist schon ein Wahnsinnsalter“, sagte Kroos über den 16-Jährigen. Aber Angst hat er deshalb nicht. „Er ist ein Spieler, der noch nicht so viele Viertelfinals gespielt hat. Wir wollen ein anderer Gegner sein als die vorherigen für Spanien. Wir wollen ihn gut beackern, dass er nicht das Spiel machen kann wie bisher“, kündigte Kroos an.
Spätestens nach dem EM-Finale am 14. Juli wird es dann doch so weit sein und der gebürtige Greifswalder dürfte auch häufiger in seinem Haus im Kölner Hahnwald anzutreffen sein. Er freue sich „sehr auf diesen Abschnitt“. Er werde sich intensiv um seine drei Kinder Leon, Amelie und Fin kümmern – und um die anderer Leute in der „Toni-Kroos-Akademie“ in Madrid.
Vor der Zeit habe er „keine große Angst“, sagte Kroos, „ich habe die Entscheidung selbst getroffen – ohne, dass mich jemand gedrängt hat. Es wird Momente geben, in denen ich den Fußball vermissen werde, vor allem das Spielen, weil ich weiß, dass es nie wieder etwas geben wird, was ich so gut können werde.“
Selbst wenn es am Ende nicht zum Titel reicht, hat der einst zu seinen Bayern-Zeiten als „Querpass-Toni“ verspottete, schon ein großes Ziel erreicht. Auf die Frage, ob man seine Art des Fußballspielens bei Real Madrid und in Spanien schneller verstanden habe als in der Heimat, antwortete er lächelnd: „Die einen sind schneller, die anderen brauchen länger – aber am Ende verstehen es alle.“