Üble Szenen in der Süper LigKlub-Boss schlägt Schiri nieder – „wollte ihm ins Gesicht spucken“

Nach dem Erstliga-Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor kommt es zum gewaltsamen Angriff auf Schiedsrichter Meler. Sogar ein Vereinspräsident ist involviert. Der Spielbetrieb ruht.

Nach dem gewaltsamen Angriff auf Schiedsrichter Halil Umut Meler (37) beim Erstliga-Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor hat der türkische Fußball-Verband „härteste“ Strafen angekündigt und Spiele in allen Ligen auf unbestimmte Zeit verschoben.

„In Abstimmung mit unserem Staat wurden alle Strafverfahren, die sie verdienen, gegen die Verantwortlichen und Anstifter dieses unmenschlichen Angriffs eingeleitet. Der verantwortliche Club, der Clubpräsident, seine Manager und alle Schuldigen, die Halil Umut Meler angegriffen haben, werden auf das Härteste bestraft“, teilte der Verband mit.

Türkei: Personen treten auf Schiedsrichter ein

Am Montagabend (11. Dezember 2023) war es nach dem Spiel zu wüsten Szenen gekommen. Der Referee wurde von mehreren Personen attackiert, darunter auch von Ankaragücü-Präsident Faruk Koca (59).

Auf Bildern ist zu sehen, wie Koca den Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht schlägt. Meler sank zu Boden, während weitere Beteiligte auf ihn eintraten. Mittlerweile sind Haftbefehle gegen die Straftäter ausgesprochen worden.

Hier die üblen Szenen im Video auf „X“ anschauen:

Rizespor hatte in der siebten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich erzielt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden Koca und zwei weitere Verdächtige festgenommen.

Am Abend trat der Ankaragücü-Boss zurück und entschuldigte sich in einem Schreiben für sein Verhalten am Vorabend. Nichts könne die von ihm begangene Gewalt legitimieren oder erklären, hieß es in der Stellungnahme Kocas, die Ankaragücü auf der Social-Media-Plattform X veröffentlichte. Er habe sich immer für Fairplay eingesetzt und es sei ihm peinlich, dass er nun „für die Schaffung eines genau entgegen gesetzten Umfeldes“ gesorgt habe, schrieb Koca.

Zuvor hatte er sein Vorgehen laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu verteidigt. Der Vorfall sei auf „Fehlentscheidungen und provokatives Verhalten des Schiedsrichters“ zurückzuführen, wurde er zitiert. „Meine Absicht war es, verbal auf den Schiedsrichter zu reagieren und ihm ins Gesicht zu spucken.“ Der Schiedsrichter habe sich erst Sekunden nach der verpassten „Backpfeife“ auf den Boden geworfen, sagte Koca weiter und stand damit im Widerspruch zu den Videobildern. Der verletzte Schiedsrichter kam in ein Krankenhaus, er habe Verletzungen am Auge sowie ein Schädeltrauma davon getragen, sagte der behandelnde Arzt.

Auch der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan (69) meldete sich nach dem Eklat zu Wort. „Sport bedeutet Frieden und Brüderlichkeit. Sport ist mit Gewalt unvereinbar. Wir werden niemals zulassen, dass es im türkischen Sport zu Gewalt kommt“, schrieb Erdogan auf der Nachrichtenplattform X und wünschte dem Referee eine schnelle Genesung.

Auch die ständige Kritik an Schiedsrichtern habe zu diesem Gewaltausbruch geführt, so der Verband: „Jeder, der Schiedsrichter ins Visier genommen und Verbrechen gegen Schiedsrichter gefördert hat, ist an diesem abscheulichen Verbrechen beteiligt. Die unverantwortlichen Äußerungen von Vereinspräsidenten, Managern, Trainern und Fernsehkommentatoren gegenüber Schiedsrichtern haben heute den Weg für diesen abscheulichen Angriff geebnet.“ (dpa)