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Rassismus und DiskriminierungEx-Profi Jimmy Hartwig spricht Viktoria-Jugend Mut zu

Jimmy Hartwig steht mit Nachwuchsspielern von Viktoria Köln zusammen im Kino.

Jimmy Hartwig mit Jugendspielern von Viktoria Köln bei seinem Kino-Besuch am 14. November 2022.

Ex-Fußball-Profi Jimmy Hartwig hat Nachwuchsspielern von Viktoria Köln von seinen Erlebnissen mit Rassismus und Diskriminierung berichtet. Der Abend war Teil eines neuen DFB-Projekts.

von Marcel Schwamborn (msw)

Das DFB-Projekt „Fußball verein(t) gegen Rassismus“ wird an vier Pilotstandorten in Deutschland aufgebaut. Viktoria Köln ist einer der vier beteiligten Vereine. Der Verein von der „Schäl Sick“ bietet Jugendlichen aus 30 verschiedenen Nationen ein Zuhause, der Migrationsanteil beträgt über 70 Prozent.

Im Rahmen des Projekts lud der Klub am Montagabend (14. November 2022) zu einem Bildungsabend zum Thema Rassismus und Diskriminierung ins „Cinenova“-Kino ein. Erst schauten sich zahlreiche Jugend-Teams den Film „Schwarze Adler“ an, anschließend diskutierten sie mit Ex-Profi Jimmy Hartwig (68) über das Thema.

Jimmy Hartwig erzählte von Schlägen in seiner schlimmen Kindheit

Und der frühere Nationalspieler war sofort in seinem Element. „Ich war kein Heiliger, aber meine Seele ist zerstört“, erzählte er den jungen Kickern. Vor allem die Gedanken an seine Kindheit rühren ihn immer noch zu Tränen. „Mein Opa war ein Nazi. Als er erfahren hat, dass seine Tochter ein Kind von einem dunkelhäutigen Soldaten ein Kind bekommt, hat er gesagt, dass er mich ersticken würde, wenn ich auf der Welt bin. Deshalb bin ich in einem anderen Haus geboren worden und habe sechs, sieben Jahre nur Schläge bekommen“.

Alles zum Thema DFB

Doch der Fußball habe ihm einen Halt gegeben, zudem baute er sich einen Schutzpanzer auf. „Ich bin getreten und ausgepfiffen worden. Jede Beleidigung hat mich stärker gemacht. Ich musste eine große Klappe haben, sonst wäre ich kaputtgegangen.“ Hartwig spielte unter anderem für 1860 München, den Hamburger SV und den 1. FC Köln. Nach zwei Länderspielen war seine DFB-Karriere aber schon wieder beendet.

„Ich hätte gerne auch solch einen weltoffenen Trainer wie Joachim Löw gehabt. Dann hätte ich deutlich mehr Länderspiele gemacht. Ich hege keinen Gram, aber das nimmt mich immer noch sehr mit“, sagt er heute. Seine Erkenntnis: „Ich hätte besser öfter meine Klappe gehalten und mehr kuschen müssen. Das ist gerade bei der Nationalmannschaft besser. Man sieht es auch jetzt beim Fall von Mats Hummels. Der hat ebenfalls seine Meinung“.

Hartwig warnt den deutschen Fußball, dass eines Tages andere Sportarten ihm den Rang ablaufen könnten. „Ich war beim NFL-Spiel in der Allianz-Arena. Das war herrlich, dass alle Fans miteinander gefeiert und gesungen haben. Die deutsche Fan-Basis wird schon auf 19 Millionen geschätzt. Fußball ist ein geiler Sport, aber wenn einige Fans meinen, sie müssten immer mehr am Rad drehen, dann wenden sich immer mehr ab“.

Jimmy Hartwig: „Seid stolz, wenn ihr eine andere Hautfarbe habt“

Auch zum Thema Alltags-Rassismus hatte der Integrations- und Fairplay-Botschafter Tipps für die Nachwuchs-Akteure der Viktoria: „Wir können faire Sportsleute mit anständigem Charakter werden, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen. Wenn ihr eine andere Hautfarbe habt, seid stolz darauf. Wir leben in einer Multi-Kulti-Gesellschaft. Keiner hat das Recht, andere zu beleidigen.“

Deshalb forderte Hartwig auch zum Handeln auf: „Schaut nicht weg, wenn jemand Rassismus erfährt. Zeigt Flagge und helft dem Opfer, statt euch als Erstes um den Täter zu kümmern. Leidet nicht wie Hunde, wenn ihr homosexuell seid. Das ist keine Krankheit, auch wenn das der WM-Botschafter Katars denkt. Lebt euer Leben und seid glücklich. Jeder hat das Recht, nach seiner Fasson zu leben“.