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„Wo ist das Geld?“Streit eskaliert: Kanadas Nationalelf um Bayern-Star Davies streikt bei WM-Test

Alphonso Davies und Richie Laryea im kanadischen National-Dress in kritischem Austausch.

Schlechte Stimmung: Bayern-Star Alphonso Davies und Kanada-Kollege Richie Laryea, hier beim Spiel gegen Panama am 13. Oktober 2021 in Toronto.

Die Vorbereitung bei Kanadas Fußall-Nationalmannschaft auf die erste WM seit 36 Jahren stottert gewaltig. Nun streikt das Team um Bayern-Star Alphonso Davies, weil Verhandlungen mit dem Verband nicht vorangehen.

von Klemens Hempel  (kmh)

Riesen-Vorfreude auf die erste Fußball-WM-Teilnahme seit 36 Jahren? Fehlanzeige! In Kanada gibt's stattdessen Mega-Stress zwischen Verband, Spielern und Spielerinnen.

Die jüngste Eskalations-Stufe: Das Männer-Team streikte am Sonntag (5. Juni 2022), ein WM-Test gegen Panama musste kurzfristig abgesagt werden.

Kanada: Fußball-Nationalmannschaft tritt nicht zu WM-Test an

Nur wenige Stunden vor Anpfiff des Länderspiels in Vancouver teilte zunächst der kanadische Verband in einer knappen Erklärung mit, dass die Partie nicht stattfinden werde.

Kurz darauf erklärte die Mannschaft der Nordamerikaner, dass sie sich nach gescheiterten Verhandlungen über finanzielle Entschädigungen zur Arbeitsverweigerung entschieden habe.

Verhandlungen um Bezahlung stocken: Davies und Co. streiken

„Wir wollen mit unserem Verband zusammenarbeiten, aber das Verhältnis ist seit Jahren angespannt. Und jetzt hat Canada Soccer unsere Mannschaft mit Missachtung gestraft und unsere Bemühungen gefährdet, die Standards zu erhöhen und den Fußball in Kanada voranzubringen“, schrieben die Spieler um Super-Star Alphonso Davies (21) vom FC Bayern München in einer Stellungnahme. Provokant fragten die Kicker: „Wo ist der Fortschritt? Wo ist das Geld?“

Und erklärten: „Wir haben gehofft, dass die WM-Qualifikation unserer Mannschaft ein Maß an Respekt und finanziellen Möglichkeiten mit sich bringen würde, sodass die Standards und Möglichkeiten für die nächste Spieler-Generation in unserem Land erhöht und der Weg des Fußballs in Kanada für immer verändert werden könnten.“

Kanada hat sich zum ersten Mal seit 36 Jahren für eine WM-Endrunde qualifiziert. Der Verband Canada Soccer habe die Verhandlungen zunächst „unnötig in die Länge gezogen“ und erst am kürzlichen Donnerstag ein unzureichendes Angebot unterbreitet, so die kanadischen Profis.

Canada Soccer: Es geht auch um Sexismus

Wichtiger Teil des Streits ist auch die Gleichbehandlung der Frauen-Teams. Im Statement forderten die Männer eine „gleichberechtigte Struktur mit unserer Frauen-Nationalmannschaft“, was Bezahlung und Förderung angeht. Für solche Schritte kämpfen Spieler und Spielerinnen weltweit, jüngst wurde in den USA im Mai 2022 ein solcher Deal erreicht.

Wie bemerkenswert das ist, zeigt der krasse Unterschied am Beispiel Deutschland: Für einen EM-Sieg 2021 hätte jeder Kicker satte 400.000 Euro vom DFB kassiert – sollten die Frauen die Europa-Meisterschaft in diesem Sommer gewinnen, winken „nur“ 60.000 Euro je Spielerin. Beides Allzeit-Rekord, allerdings in vollkommen unterschiedlichen Größenordnungen.

Auch das kanadische Frauen-Team, für das unter anderem Davies' Ex-Freundin Jordyn Huitema (21/Paris Saint-Germain) aufläuft, äußerte sich am Montagmorgen in einem Statement und stellte klar, „keine Vereinbarung zu akzeptieren, die keine gleiche Bezahlung bietet.“

Laut der Männermannschaft sei das Ziel, den Streit mit dem Verband bis zum Spiel in der CONCACAF-Nations-League gegen Curacao am Donnerstag beigelegt zu haben.

Kanada musste zuletzt schon Testspiel gegen Iran absagen

Es ist nicht die erste Schlappe des kanadischen Verbandes in jüngster Vergangenheit: Schon vor zehn Tagen hatte Canada Soccer einen geplanten Test gegen Iran abgesagt.

Zuvor hatte es heftige Kritik an der Ansetzung gehagelt. Der Grund: Im Jahr 2020 waren 176 Personen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, der durch zwei iranische Flugabwehrraketen ausgelöst worden war. Unter den Todesopfern an Bord der abgeschossenen Maschine waren zahlreiche kanadische Staatsbürger. Die Partie gegen Iran sollte ursprünglich am 5. Juni ausgetragen werden, Panama hätte der Ersatzgegner sein sollen. (sid/kmh)