Alfred Gislason befindet sich im Tunnel. Für die Medaillenjagd mit seinen Handballern blendet der Bundestrainer das olympische Geplänkel weitgehend aus.
Vor Olympia-Auftakt gegen SchwedenDHB-Coach Gislason offenbart: „Also das mache ich nicht“
Alfred Gislason (64) liebt die Natur. Der Handball-Bundestrainer zeigt sich beim Skifahren am Mont Blanc, radelt durch die bayerischen Alpen und genießt die Zeit mit der Familie. Es sind ein paar wenige, ausgewählte, private Einblicke, die Gislason bei Instagram gewährt. Doch beim aktuellen Selfie-Wahnsinn im Olympischen Dorf macht Gislason nicht mit.
Das habe er noch „nie gemacht“ und außerdem sei er ja für „andere Aufgaben da“, sagt Gislason vor dem Knaller-Start des Männer-Handballturniers gegen den EM-Dritten Schweden am Samstag (19.00 Uhr/ARD und Eurosport): „Also das mache ich nicht.“
Olympia 2024: DHB-Team träumt vom Halbfinale
Während viele Accounts deutscher Olympia-Teilnehmer vor bunten Bildchen und Eindrücken geradezu überquellen, konzentriert sich Gislason voll seine sportliche Mission in Paris: Mit der Mannschaft um Kapitän Johannes Golla um eine Medaille spielen. „Wir träumen davon, ins Halbfinale zu kommen“, sagt Gislason.
Dafür müssen die DHB-Männer sich zunächst in der starken Vorrundengruppe A behaupten - was einfach klingt. Denn vier von sechs Teams erreichen das Viertelfinale.
Doch um die Chancen auf die anvisierten Medaillenspiele zu erhöhen, sollten Golla und Co. möglichst einen der beiden ersten Plätze erreichen. Anderenfalls drohen in der K.o.-Phase direkte Duelle mit Weltmeister Dänemark oder Europameister Frankreich.
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Für Gislason beginnt mit den Olympischen Spielen eine entbehrungsreiche Zeit. So sehr er sich auf das Turnier freut - viel wird er nicht mitbekommen vom Megaereignis an der Seine. Von Beginn an wird alle zwei Tage gespielt, die Trainingseinheiten füllen mögliche Lücken. „Als Trainer bekommt man so gut wie gar nichts anderes mit“, sagt Gislason, für den es die zweite Olympia-Teilnahme als Trainer nach 2021 ist.
Zu was sein junges und recht unerfahrenes Team in der Lage ist, bewies es in der Vorbereitung, als Top-Favorit Frankreich bezwungen wurde. DHB-Präsident Andreas Michelmann betont die immense Bedeutung der Gruppenphase: Wenn in der „sehr ausgeglichenen Gruppe“ Platz zwei herausspringen sollte, so der Verbandschef im SID-Gespräch, „kann Großes gelingen“.
In der deutschen Mannschaft gilt die volle Konzentration vor den weiteren Vorrundenspielen gegen Japan (29. Juli/9 Uhr), Kroatien (31. Juli/11 Uhr), den WM-Dritte Spanien (2. August/16 Uhr) und Slowenien (4. August/14 Uhr) aber zunächst dem Duell gegen Schweden. Man brauche am Samstag „natürlich ein nahezu perfektes Spiel, keine Frage“, sagte Golla: „Wir müssen eine gute Abwehr stellen und brauchen gute Torhüter-Leistungen.“
Das deutsche Männerteam entschied sich im Gegensatz zu den Plänen der DHB-Frauen, nicht an der Eröffnungsfeier am Freitagabend auf der Seine teilzunehmen. „Ich würde lieber gegen Schweden ein richtig gutes Spiel machen, als sieben Stunden in Paris irgendwo unter freiem Himmel zu sitzen“, sagte Gislason.
Selfies von der „Bootstour“ im Herzen der französischen Hauptstadt wird es von ihm also keine geben. Gislason befindet sich im Tunnel. So viel steht fest. (sid)