Für die deutschen Handballerinnen geht es gegen Slowenien um einen versöhnlichen Abschluss einer verkorksten EM. Im Falle einer Niederlage droht eine Trainerdiskussion.
EM-AbschlussKein Schaulaufen: Handball-Frauen brauchen Erfolgserlebnis
Co-Kapitänin Emily Bölk richtete vor dem EM-Abschluss der deutschen Handballerinnen gegen Slowenien einen eindringlichen Appell an ihre Mitspielerinnen. „Wir müssen das Spiel unbedingt gewinnen, um Platz sieben oder acht festzumachen. Das ist das Minimalziel“, sagte die Rückraumspielerin vor dem letzten Turnier-Auftritt der DHB-Auswahl am Mittwoch (15.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) in Wien.
Obwohl die erste EM-Medaille seit 30 Jahren durch die deutlichen Niederlagen gegen die Niederlande (22:29), Dänemark (22:30) und zuletzt Norwegen (27:32) klar verpasst wurde, steht für die deutsche Mannschaft im Duell mit Slowenien einiges auf dem Spiel. „Nächstes Jahr kommt die Heim-WM und dafür müssen wir die Stabilität finden. Deswegen ist ein gutes Gefühl am Ende des Turniers sehr viel Wert“, meinte Spielmacherin Annika Lott zur Bedeutung.
Gaugisch fordert Sieg
Bundestrainer Markus Gaugisch nimmt seine Schützlinge daher in die Pflicht. „Es ist noch genügend Power im Tank. Ich erwarte, dass wir ein willensstarkes Spiel machen. Es ist wichtig, dass wir gegen Slowenien gewinnen. Dann landen wir dort, wo wir vor zwei Jahren bei der EM waren und hätten die Aufgaben gegen Teams, die mit uns in der Verfolgerrolle sind, erledigt“, sagte der 50-Jährige.
Ob im Falle eines Sieges am Ende Rang sieben oder acht herausspringt, hängt von den Ergebnissen der anderen Hauptrundengruppe ab. Gibt es kein Erfolgserlebnis, bleibt nur Platz neun oder zehn. Unabhängig davon forderte Gaugisch: „Es geht darum, emotional und vom Herz her gegenzuhalten und besser zu sein.“
Kein Schritt voran in diesem Jahr
Eine weitere Pleite würde die DHB-Auswahl ein Jahr vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land, die als Leuchtturmprojekt des Verbandes gilt, zurückwerfen und Unruhe um den Bundestrainer aufkommen lassen. Denn schon jetzt steht fest: Den erhofften Entwicklungsschritt hat es 2024 nicht gegeben. Weder bei den Olympischen Spielen, wo die DHB-Frauen erstmals seit 16 Jahren dabei waren, noch jetzt bei der EM.
Das frustriert auch Gaugisch. „Es kostet schon Kraft, denn ich bin ehrgeizig. Die Top-Mannschaften sind uns einfach voraus. Ich will, dass wir mit unserer Mannschaft Schritt für Schritt herankommen und auf einem hohen Level einen modernen Handball spielen“, sagte der Bundestrainer. Das ist bei der EM-Endrunde nicht gelungen.
Im Gegenteil: Jahrelange Aktivposten wie die Rückraumachse Bölk, Alina Grijseels und Xenia Smits oder die routinierten Außen Antje Döll und Jenny Behrend schöpften ihr Leistungspotenzial aus unterschiedlichen Gründen nicht aus. Und hoffnungsvolle Talente wie Nina Engel oder Viola Leuchter können gegen Weltklasse-Teams noch nicht in eine Führungsrolle schlüpfen.
DHB-Team fehlt die Konstanz
„Wir wollten oben angreifen, aber uns wurde aufgezeigt, wo unsere Grenze ist und woran wir arbeiten müssen“, räumte Behrend ein und forderte für die Zukunft: „Wir müssen es alle schaffen, über 60 Minuten eine konstante Leistung zu bringen.“
Damit sollte die DHB-Auswahl am besten schon gegen Slowenien anfangen. „Wir wollen das Verfolgerfeld anführen, praktisch 'best of the rest' sein, auch wenn das nicht so positiv gesehen wird“, formulierte Gaugisch das letzte Turnierziel. Wird das verfehlt, könnte es für ihn eine ungemütliche Vorweihnachtszeit werden. (dpa)