In den ersten beiden Länderspielen nach der enttäuschenden WM geht es für die deutsche Handball-Nationalmannschaft um die Qualifikation für die Europameisterschaft. Personell sieht es nicht gut aus.
EM-QualifikationNeustart mit Sorgen: Handballer ohne Uscins und Knorr?

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Kann er spielen oder nicht? Deutschlands Spielmacher Juri Knorr.
Die Handball-WM ist keine sechs Wochen her. In der Bundesliga tobt der spannendste Meisterschafts-Kampf seit Jahren. Und genau diese Belastung bekommt die deutsche Nationalmannschaft jetzt voll zu spüren. Denn beim wichtigen EM-Qualifikationsspiel am Donnerstag in Österreich (18.00 Uhr/ZDF-Livestream) wird der erkrankte Spielmacher Juri Knorr mit großer Wahrscheinlichkeit und die Rückraum-Hoffnung Renars Uscins mit Sicherheit fehlen. Selbst die Einsätze der beiden im Rückspiel am Samstag in Hannover (16.30 Uhr/ZDF-Livestream) sind noch fraglich.
„Was soll ich dazu sagen? Das ist die fehlende Regeneration bei vielen“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason bei einer Pressekonferenz im Teamhotel in Hannover. „Das ist etwas, womit wir kämpfen – die anderen Mannschaften aber auch. Letztes Jahr war ein Olympia-Jahr, in dem die meisten Spieler so gut wie gar keine Pause hatten. Und Spieler, die in der Bundesliga spielen, mussten auch noch zwischen Weihnachten und Neujahr spielen. Daraus kann man ableiten, dass viele dieser Verletzungen daher kommen.“
Gislason beklagt Belastung
Der Kreisläufer Justus Fischer von der TSV Hannover-Burgdorf musste wegen Rückenproblemen ebenfalls absagen. Die große Problemposition ist aber der Rückraum. Dort fehlen mit Uscins (Hannover) und dem schon länger verletzten Franz Semper (Leipzig) beide Linkshänder. Dazu wird wie schon bei zwei Spielen der WM wahrscheinlich ein Knorr-Ersatz gebraucht.
„Er ist hier bei uns und hütet fleißig das Zimmer und kommt wieder zu Kräften“, sagte Teammanager Benjamin Chatton über einen der prägendsten deutschen Spieler der vergangenen Jahre. Sollte Knorr von den Rhein-Neckar Löwen nicht mehr rechtzeitig fit werden, könnten ihn Luca Witzke (SC DHfK Leipzig) oder Nils Lichtlein (Füchse Berlin) vertreten. Als Debütanten stehen Miro Schluroff (VfL Gummersbach) und Tim Freihöfer (Füchse Berlin) im deutschen Kader.

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Tim Freihöfer steht vor seinem Debüt in der Nationalmannschaft.
Die personellen Sorgen erschweren Gislason den Neustart nach dem enttäuschenden sechsten Platz bei der WM noch mehr. Denn das DHB-Team steht auch so schon genug unter Druck. Nicht nur, weil die Olympia-Form rund sieben Monate nach dem Silber-Coup von Paris längst wieder weg ist. Sondern auch, weil sich Österreich von einem Aufbaugegner in der Vergangenheit zu einem nahezu ebenbürtigen Rivalen entwickelt hat.
Vorsprung auf Österreich wird kleiner
Bei der Heim-EM im Vorjahr rumpelte das DHB-Team gerade so zu einem Remis. Im Final-Thriller um die Olympia-Qualifikation mussten die Deutschen bis zum Schluss um den Sieg zittern. „Wir sind vorgewarnt. Die Jungs können gut kicken“, sagte Marian Michalczik (TSV Hannover-Burgdorf) über die Österreicher.
Deren Chefcoach Ales Pajovic trainiert seit Januar in Doppelfunktion auch den Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. Der 46 Jahre alte Slowene ist seit 2019 maßgeblich verantwortlich für den Aufstieg der Österreicher zum regelmäßigen Teilnehmer bei internationalen Turnieren.
Auch in der EM-Qualifikation liegt der nächste Gegner mit 3:1 Punkten direkt hinter der deutschen Mannschaft. Gislasons Team ist mit Erfolgen gegen die Schweiz und die Türkei optimal in die Qualifikation gestartet und führt die Tabelle an. Die ersten beiden Teams der Vierergruppe sind sicher für die EM 2026 qualifiziert. Auch die vier besten Drittplatzierten aus den insgesamt acht Qualifikationsgruppen sind in Dänemark, Norwegen und Schweden dabei.
„Das ist die wichtigste Woche in der Quali. Es geht nicht nur um die Qualifikation, sondern auch um den Lostopf bei der EM“, sagte der deutsche Sportvorstand Ingo Meckes. (dpa)