Handball-EM in DeutschlandDas sind die Top-Favoriten auf den Titel in der Übersicht

David Späth jubelt

David Späth zeigte gegen Nordmazedonien am 14. Januar 2024 in der zweiten Hälfte eine überragende Vorstellung.

Die Handball-Europameisterschaft läuft, zum Auftakt zeigte die deutsche Nationalmannschaft einen bärenstarken Auftritt. Wie stehen die deutschen Chancen und wer sind die weiteren Favoriten auf den Turniersieg?

von Niklas Schapperer  (nis)

Eine Weltrekordkulisse in Düsseldorf und eine DHB-Auswahl in Topform: Der Auftakt der Handball-EM macht Lust auf mehr. Vor über 53.000 Fans bezwang die deutsche Mannschaft die Schweiz mit 27:14, siegte in Berlin außerdem souverän gegen Nordmazedonien (34:25). Das letzte Gruppenspiel gegen Frankreich ging mit 30:33 verloren.

Die Frage, die sich Handball-Deutschland stellt: Ist das DHB-Team bereit für den Titel? Die deutschen Chancen sowie die Topfavoriten des bis zum 28. Januar 2024 laufenden Turniers stellen wir im Folgenden vor.

Die Topfavoriten bei der Handball-EM

Dänemark: Das Maß aller Dinge im Handball ist auch in diesem Jahr wieder der große Favorit auf den Turniersieg. Die Dänen um Superstar Mikkel Hansen (36) wurden bei den vergangenen drei großen Turnieren zweimal Weltmeister und verpassten den EM-Titel 2022 nur denkbar knapp. Auf allen Positionen überragend besetzt geht der Titel wohl nur über die Dänen. „Sie sind auch mit ihrer B-Mannschaft noch voll konkurrenzfähig“, sagte Dominik Klein (40), Weltmeister von 2007, im EXPRESS.de-Interview.

Die Dänen untermauerten ihren Favoritenstatus und starteten mit drei souveränen Siegen gegen Tschechien, Griechenland und Portugal ins Turnier. Besonders Torwart Emil Nielsen (26) überzeugte mit glänzenden Leistungen.

Frankreich: Dänemarks Herausforderer Nummer eins sind wohl auch bei diesem Turnier die Franzosen. Das Team ist zwar in die Jahre gekommen, doch die individuelle Klasse und enorme Athletik der Mannschaft um das Star-Brüderpaar Nikola (39) und Luka Karabatic (35) macht die Mannschaft immer noch zu einem großen Turnierfavoriten.

Die Franzosen starteten glänzend gegen Nordmazedonien ins Turnier. Nach dem 39:29-Sieg strauchelte die Équipe Tricolore aber gegen den krassen Außenseiter Schweiz, am Ende gab es nur ein 26:26-Unentschieden. Als es gegen Deutschland im letzten – und schon für die Hauptrunde – relevanten Vorrundenspiel darauf ankam, waren die Franzosen aber wieder zur Stelle. Am Ende hieß es 33:30.

Schweden: Bei den Skandinaviern steht ein Mann besonders im Fokus: Jim Gottfridsson (31). Im Viertelfinale der WM 2023 brach sich der Superstar und Spielmacher der „Tre Konor“ die Hand. Ohne die Verletzung wäre das Team ein Topkandidat für den Titel gewesen. Nun geht Gottfridsson mit besonderer Motivation und die Schweden als einer der Topfavoriten in das Turnier. Schweden ist zudem Titelverteidiger.

Die Skandinavier starteten erfolgreich in die Europameisterschaft, einem souveränen 29:20-Erfolg gegen Bosnien-Herzegowina folgte ein 42:26-Kantersieg gegen Georgien. Gegen die Niederlande tat sich das Team von Nationaltrainer Glenn Solberg (51) beim 29:28 zum Abschluss der Hauptrunde schwer.

Die deutschen Chancen bei der EM

Bei der Heim-Europameisterschaft kann die deutsche Auswahl weit kommen. Doch für den großen Wurf fehlt es dem Team von Bundestrainer womöglich Alfred Gíslason (64) an Erfahrung. Besonders bitter: Durch eine Verletzung im letzten Testspiel vor dem Turnier fehlt mit Rechtsaußen Patrick Groetzki (34) der erfahrenste Nationalspieler.

Hoffnung macht: Viele Spieler wissen, wie man Titel gewinnt. Torwart Andreas Wolff (32), Rune Dahmke (30), Kai Häfner (34) und Jannik Kohlbacher (28) waren beim bis dato letzten Triumph, dem EM-Titel 2016, dabei. Außerdem wurden die Jungspunde David Späth (21), Renars Uscins (21), Nils Lichtlein (21) und Justus Fischer (20) im vergangenen Jahr U21-Weltmeister.

Für Dominik Klein steht beim Heimturnier die Entwicklung der deutschen Mannschaft im Vordergrund. Klein bei EXPRESS.de: „Wenn bei dem Turnier eine Entwicklung stattfindet, würde ich das als Erfolg sehen.“

In allen drei Gruppenspielen zeigte die deutsche Mannschaft, dass bei dieser Heim-EM einiges möglich ist. Angeführt von einem überragenden Juri Knorr und starken Torhüterleistungen von Andreas Wolff und Youngster David Späth bezwang die DHB-Auswahl erst die Schweiz (27:14) und ließ ein deutliches 34:25 gegen Nordmazedonien folgen. Im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich gab es durch die 30:33-Niederlage den ersten Dämpfer, dabei leistete sich Deutschland ein paar individuelle Fehler zu viel.

Hier an unserer EXPRESS.de Umfrage teilnehmen:

Die Geheimfavoriten auf den EM-Titel

Ungarn: Das Land mit der großen Handball-Tradition präsentierte sich in der Vorrunde bärenstark, gewann alle seine Spiele. Auch gegen die hoch gehandelten Isländer hatten die Ungarn beim 33:25 überhaupt keine Probleme. Ungarn, in der Hauptrunde einer der deutschen Gegner, überzeugt durch eine ausgeglichene Offensive.

Norwegen: Der ewige Geheimfavorit aus Skandinavien zeigte bei den vergangenen großen Turnieren immer starke Leistungen, den großen Wurf verpassten die Norweger jedoch meistens knapp. Auch dieses Jahr hatten im Vorfeld viele das Team um Ex-Kiel-Star Sander Sagosen (28) auf dem Zettel.

Doch bislang ist es noch nicht das Turnier der Norweger. Gegen die Färöer Inseln reichte es nur zu einem Unentschieden, gegen Slowenien setzte es eine Niederlage. Norwegen muss sich steigern.

Island: Die Offensive ist das Prunkstück der Truppe von der Insel, die Defensive jedoch muss sich bei der EM erst noch beweisen. Die deutsche Handball-Ikone Stefan Kretzschmar hält große Stücke auf die Isländer: „Für mich ist das eine der stärksten Mannschaften der EM, die ich auch auf Halbfinalkurs sehe“, sagte der 50-Jährige im Interview mit dem Internetportal Handball-World.

Island startete mit einem 27:27-Unentschieden gegen Serbien in das Turnier und bezwang anschließend in einem Handball-Krimi Montenegro mit 31:30. Gegen Ungarn verlor Island deutlich mit 25:33. Die Abwehr der Isländer muss noch eine Schippe drauflegen, wenn es bei der EM weit gehen soll.