Im ersten Halbfinale zwischen Frankreich und Schweden kam es zu einer strittigen Situation. Der Treffer zum 27:27 von Frankreichs Elohim Prandi soll regelwidrig gewesen sein. Schweden hat Protest eingelegt.
„Das ist ein Skandal“Schweden legt nach Halbfinal-Pleite Protest ein – Entscheidung getroffen
Drama im Halbfinale, der Titelverteidiger ist entthront: Frankreichs Handballer haben im Schweden-Krimi die Nerven behalten und dank riesiger Comeback-Qualitäten das EM-Finale erreicht.
Der Olympiasieger gewann das hochklassige und packende Duell gegen die Skandinavier mit 34:30 (27:27, 17:11) nach Verlängerung und greift nun im Endspiel am Sonntag (28. Januar 2024/17.45 Uhr) in Köln nach seinem vierten EM-Gold. Gegner ist Weltmeister Dänemark, der Deutschland im zweiten Halbfinale mit 29:26 (12:14) besiegte.
Handball-EM: Frankreich schlägt Schweden mit 34:30
„Es ist schwer in Worte zu fassen. Manchmal müssen ein paar verrückte Sachen passieren, um so ein Spiel zu gewinnen“, sagte Rückraumspieler Kentin Mahe: „Es waren zwei ganz verschiedene Halbzeiten, in der ersten waren wir komplett überlegen“, dann habe man „ein bisschen aufgehört, auf das Gaspedal zu drücken“.
Die Franzosen bewiesen vor 19.750 Zuschauern in der Lanxess Arena in der Schlussphase kühlen Kopf. Zwar machten die Schweden einen zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Rückstand wett und führten bis 28 Sekunden vor dem Ende noch mit 27:25 - doch Nikola Karabatic und Co. kamen zurück.
Mit einem direkt verwandelten Freiwurf von Elohim Prandi, der mit der Schlusssirene von der Unterkante der Latte ins Tor knallte, rettete sich der Rekordweltmeister in die Verlängerung, wo er aufdrehte.
Allerdings legten die Schweden nach der Partie Protest wegen der Szene ein. Beim Blick auf die Zeitlupe des Freiwurfes konnte man zur Erkenntnis kommen, dass Prandis Fuß sich zu früh vom Boden löste und der Treffer somit irregulär war. Die Schiedsrichter Gjorgji Nachevski und Slave Nikolov aus Nordmazedonien, die im Vorjahr das WM-Finale geleitet hatten, verzichteten auf die Nutzung des Videobeweises.
EHF entscheidet über Schweden-Protest
„Ein großer Skandal“, polterte TV-Experte Claus Möller Jakobsen während der Übertragung vom dänischen Sender TV2, während Joachim Boldsen beim Streaming-Dienst Viaplay meinte: „Das Tor hätte nicht anerkannt werden dürfen.“
Hier könnt ihr die Szene in einem Video auf der Plattform X sehen:
Am Samstagmittag (27. Januar) veröffentlichte die EHF ihre Entscheidung: Der Protest wurde abgelehnt!
Der Protest habe sich laut EHF „auf die Nichtverwendung des Video Review (VR) zur Überprüfung des letzten Freiwurfs für Frankreich in der 60. Minute des Spiels“ bezogen. Nach „einer sorgfältigen Bewertung“ der Situation sei die Disziplinarkommission zu dem Entschluss gekommen, dass es im Ermessen der Schiedsrichter liege und „nicht verpflichtend“ sei, die VR-Technologie einzusetzen.
TV-Experte Sven-Sören Christophersen hatte im ZDF erklärt: „Das Regelwerk sieht vor, dass Tatsachenentscheidungen der Schiedsrichter nicht anfechtbar sind. Es ist sehr ärgerlich für die Schweden, aber ich gehe davon aus, dass Frankreich das Finale spielt.“ Er sollte recht behalten.
Linksaußen Hugo Descat avancierte mit acht Toren zum besten Werfer der Franzosen, die in der ersten Halbzeit das Spiel noch nach Belieben bestimmt hatten. Schweden, für das der Magdeburger Felix Claar neunmal traf, biss sich zunächst am Kieler Torhüter Samir Bellahcene sowie einer extrem disziplinierten französischen Deckung die Zähne aus.
Im zweiten Abschnitt wendete sich allerdings das Blatt. Hinten parierte Schwedens Keeper Andreas Palicka nun einen Ball nach dem anderen, vorne blies der Europameister von 2022 zur Aufholjagd.
Mit Frankreichs Finaleinzug lebt auch der Traum von Nikola Karabatic weiter: Der Superstar bestreitet in Deutschland die elfte und letzte EM seiner Karriere und peilt mit „Les Expertes“ seinen insgesamt elften großen Triumph an: Der 39-Jährige holte bislang drei EM-Titel, viermal WM-Gold und drei Olympiasiege. Am Sonntag könnte ein weiterer dazukommen. (sid/fr)