Deutschlands Handballer bangen vor dem zweiten WM-Spiel gegen die Schweiz um Juri Knorr. Rückenwind gibt dagegen der souveräne Auftaktsieg gegen Polen.
Nach Verletzungs-Schock im Auftaktspiel der WMDiagnose von Star-Spieler Juri Knorr da
Das Weiterkommen winkt, doch im deutschen WM-Lager in Silkeborg drehte sich am Donnerstag (16. Januar 2025) alles um das Knie der Handballnation. Kann Juri Knorr (24) am Freitagabend (20.30 Uhr/ZDF) gegen die Schweiz spielen oder nicht?
„Es sieht positiv aus, dass er uns zur Verfügung steht“, sagte Teammanager Benjamin Chatton (43). Komplette Entwarnung könne man aber nicht geben. Man sei „zuversichtlich, hundertprozentig wissen wir es noch nicht.“
Wer sind die Alternativen bei einem Knorr-Ausfall?
Und so genoss die Pflege von Knorrs linkem Knie am spielfreien Tag oberste Priorität. Die schlimmsten Befürchtungen eines WM-Ausscheidens des Spielmachers, der beim souveränen Auftakterfolg gegen Polen (35:28) auf dem nassen Hallenboden ausgerutscht war, bewahrheiten sich aber wohl nicht. Eine erste Diagnose macht Mut. „Wir haben die große Hoffnung, dass es keine strukturellen Probleme gibt“, sagte Chatton. Man gehe „davon aus, dass es nichts Ernstes ist“.
Für Alfred Gislason (65) wird die Vorbereitung des zweiten WM-Auftritts auf der deutschen Medaillenmission nach dem „Schreckmoment“ von Mittwochabend zum kniffligem Spagat - der Bundestrainer plant mit allen Szenarien.
Ein Ausfall würde das deutsche Team sicherlich hart treffen, doch Gislason versicherte, dass Knorr im Fall der Fälle zu ersetzen sei. „Wir haben die Breite, ohne Frage“, so der Isländer. Im Leipziger Luca Witzke (25) und dem Berliner Nils Lichtlein (22) stehen zwei Alternativen parat.
Für den Schweizer Nationaltrainer Andy Schmid (41) macht es keinen Unterschied, wer am Freitag auf der Mitte aufläuft. „Manchmal fühlt man sich, wenn man gegen so gute Gegner spielt, wie früher vor einer Prüfung, in der man zehn Themen hat“, stöhnte Schmid: „Man hat nicht genügend Zeit, um alle zehn Themen zu lernen. Dann lernt man nur sieben und hofft, die anderen drei kommen nicht dran.“
Knorr hatte seinen enormen Wert für die deutsche Mannschaft gegen Polen einmal mehr unter Beweis gestellt. Fünf Treffer waren dem 24-Jährigen gelungen, ehe er in der 40. Minute mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Spielfeld humpelte.
Knorr sei „extrem wichtig“ für die deutsche Mannschaft, „für unsere Spielsteuerung“, betonte Rückraumspieler Renars Uscins (22): „Ich hoffe, dass er sich in den nächsten ein, zwei Tagen wieder erholen kann.“
Ob mit oder ohne Knorr: Die deutsche Mannschaft will gegen die Schweiz unbedingt nachlegen - und muss es auch mit Blick auf den Turniermodus. Nur zwei weitere Siege gegen die Eidgenossen und gegen Tschechien am Sonntag (18.00 Uhr/ARD) garantieren das Weiterkommen in die Hauptrunde mit der Optimalpunktzahl. „Bei den Ansprüchen, die wir haben, müssen wir natürlich die nächsten zwei Spiele auch gewinnen“, stellte Uscins klar.
Noch befindet sich das deutsche Team auf der Suche nach der absoluten Leichtigkeit, die es beim olympischen Silber-Coup vor fünf Monaten ausgezeichnet hatte. Das neue Selbstverständnis war im zweiten Durchgang des Polen-Spiels deutlich zu erkennen, Luft nach oben gibt es weiterhin in puncto Chancenverwertung. Zudem dauert es zu Beginn der Spiele noch zu lang, bis der DHB-Motor auf Touren kommt.
„Wir müssen an einigen Stellschrauben drehen“, sagte Torhüter Andreas Wolff (33). Man könne sich schließlich „nicht jedes Mal drauf verlassen, in der zweiten Hälfte so zuzulegen“ wie gegen Polen: „Wir müssen eine ganze Schippe drauflegen.“ Und auch Gislason formulierte einen klaren Auftrag: „Es wäre schön, wenn wir am Freitag besser in die Partie starten als heute.“ (sid)