Im E-Sport wird künstliche Intelligenz erfolgreich gegen Hass und toxisches Verhalten eingesetzt. EXPRESS.de hat mit dem Entwickler Marcel Menge über den Einsatz der Minerva KI und Videospiel-Klischees gesprochen.
Gegen toxisches VerhaltenKI-Erfolg im E-Sport: „Man muss nur mal ein Fußballspiel anschauen“
Das Thema künstliche Intelligenz (KI) hat in diesem Jahr die Mitte der Gesellschaft erreicht. Die Möglichkeiten durch ChatGPT & Co. scheinen plötzlich grenzenlos. Laut einer aktuellen Umfrage hat bereits jeder Mensch in Deutschland zwischen 18 und 60 Jahren schon mal KI ausprobiert.
Auch in der Gaming-Welt wird künstliche Intelligenz schon lange eingesetzt – und das mit Erfolg. Zusammen mit Google hat das Unternehmen FACEIT eine KI namens Minerva entwickelt. Auf der Gaming-Plattform von FACEIT werden Hobby-Spielerinnen und -Spieler zu Profis im E-Sport entwickelt. Während der Spiele überprüft Minerva sowohl den Text-Chat als auch den Sprach-Chat auf auffälliges Verhalten.
Minerva KI: Über fünf Milliarden Nachrichten bearbeitet
„Die Minerva KI haben wir entwickelt, um toxisches Verhalten auf unserer Gaming-Plattform und in unseren Multiplayer-Spielen zu verhindern“, berichtet Entwickler Marcel Menge von der ESL FACEIT Group gegenüber EXPRESS.de
Die Idee dahinter ist simpel: Die Spiele sollen freundlicher ablaufen und positives Verhalten dadurch belohnt werden. Es handelt sich also um einen Moderator, vergleichbar mit einem Schiedsrichter im Fußball. Neben dem Einsatz auf der Counter Strike- und Community-Plattform wird die KI auch bei anderen Spieleentwicklern eingesetzt.
„Wir haben mittlerweile über fünf Milliarden Nachrichten bearbeitet und gescannt“, so Menge über die Minerva KI. „Im Internet ist immer noch eine gewisse Anonymität da, die es so zum Beispiel auf dem Sportplatz nicht gibt“, so Menge weiter.
Die vermeintliche Anonymität führt bei manchen Spielerinnen und Spielern am Computer zu mehr toxischem Verhalten. Hier könnte die KI helfen: Schon beim Abschicken von Nachrichten sollen Hass-Nachrichten unterbunden oder nachträglich bestraft werden.
„Dabei werden nicht nur Wörter analysiert, sondern auch auf den Tonfall der Stimme geachtet“, erklärt der Entwickler. Dazu komme auch die Beziehung der Spielerinnen und Spieler untereinander. Alle Faktoren ergeben zusammen eine Toxizitäts-Wertung, nach der dann über die Strafe entschieden wird.
Klischees über Gaming: „Computerspiele lösen keinen Hass aus“
Die Strafe kann dann, ähnlich wie im Fußball, unterschiedlich aussehen. Entweder werden die Spielerinnen und Spieler für ein paar Spiele, oder sogar für Monate oder Jahre gesperrt. Durch den Einsatz der KI seien Hass und Beleidigungen auf der Plattform bereits zurückgegangen. Das kommt vor allem den Spielerinnen und Spielern zugute.
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Laut einer Umfrage der ESL FACEIT Group unter 15.000 Gamerinnen und Gamern war toxisches Verhalten einer der Hauptgründe, warum sie den Spaß an einem Spiel verlieren. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dieses Problem mit dem künstlichen Schiedsrichter zu lösen“, so Menge.
Doch wird damit das alte Klischee von Computerspielen als Auslöser für aggressives Verhalten bestätigt? „Es gibt genug Studien, die beweisen, dass Computerspiele keinen Hass auslösen“, so Menge weiter. „Man muss nur mal ein Fußballspiel anschauen. Auch im Profifußball schreien sich Leute an. Wo ein Wettkampf stattfindet, kann das Blut auch mal hochkochen. Es ist einfach wichtig, dass es im Rahmen bleibt.“