DTM-Wochenende am Nürburgring – mit dabei auch David Schumacher. Im Interview spricht er über seine Karriere, Papa Ralf und Cousin Mick.
DTM am NürburgringDavid Schumacher im Interview: „Ein Rennen mit Papa wäre schon cool“
Ein Schumacher gibt Gummi am Nürburgring. Nach den PS-Brüdern Michael (54) und Ralf (48) sowie Schumi-Sohn Mick (24) ist es Ralfs Sohn David Schumacher (21), der sich nach seinem Umstieg von der Formel 3 in den GT-Sport in der neuen DTM seine Sporen verdienen will.
Im Interview mit EXPRESS.de spricht Schumi IV über seine Ziele im Rennen (6. August, 2023, 13.30 Uhr, Pro7), ein mögliches Vater-Sohn-Rennen und seine Familie.
Mit welchen Zielsetzungen fahren Sie am Nürburgring?
Schumacher: Ich möchte überlegt fahren und gute Punkte mitnehmen. Das ist mir in Oschersleben und in Zandvoort geglückt. Am Norisring lief es dann nicht so gut. Aber ich bin überzeugt, mich auch durch solche Situationen zu verbessern. Vielleicht kommt auch ein Podium oder sogar Sieg bei rum, das wird sich zeigen. Das Ziel von mir ist erstmal, konstant in den Top Ten zu sein.
David Schumacher spricht über Ende in der Formel 3
Woran hat es gehakt? Was waren beim Umstieg vom Formel-3- ins DTM-Auto Ihre größten Anpassungsschwierigkeiten?
Schumacher: Das war das ABS in der DTM, damit habe ich immer noch meine Probleme. Dazu fehlt mir die Konstanz im Auto, das konnte ich mir in der Formel 3 besser einstellen. Dazu kommt: Das DTM-Auto wiegt 1,4 Tonnen fast, und in der Formel 3 nur 670 Kilo, das ist natürlich eine Riesen-Umstellung. Und ich kann leider Gottes die Aerodynamik nicht mehr so nutzen wie im Formel-Sport, weil ein GT-Auto einfach weniger Abtrieb hat.
Ihr Fokus liegt auf der DTM, aber ist im Rückblick auf Ihr abruptes Ende in der Formel 3 auch ein weinendes Auge dabei? Was waren die Gründe?
Schumacher: Ein weinendes Auge würde ich nicht sagen. Klar, in der Formel 3 lief es am Ende ganz gut. Ich hatte zwar auch da anfangs meine Schwierigkeiten, hatte in der Saison 2020 auch das falsche Team leider Gottes. Was da in Zukunft noch kommt, wird sich zeigen. Aber erstmal liegt mein Fokus auf dem GT-Auto und der DTM. Da muss ich erstmal meinen Job gut machen.
Ihr Kollege Reńe Rast fährt DTM und Formel E parallel. Ist das für Sie mit der Formel 3 auch möglich, um dort vielleicht ein Comeback zu schaffen?
Schumacher: Möglich ist alles, aber leider gibt es oft Terminüberschneidungen und dann muss man halt eine Serie vernachlässigen. Letztes Jahr habe ich selber zwei Einsätze gehabt in der Formel 3 bei Charouz, das war an DTM-freien Wochenende und hat auch Spaß gemacht und gut funktioniert. Leider hat das Team in der Quali einige Fehler gemacht, sodass ich ziemlich weit hinten starten musste. Trotzdem war die Pace sehr gut.
Ein Grund für das Aus waren die Kosten, die offenbar selbst Ihrem Vater zu hoch waren.
Schumacher: Ja. Eine Formel-3-Saison kostet 1,3 Millionen Euro, eine Saison in der Formel 2 sogar zwei Millionen. Da sind Testfahrten noch nicht drin. Davon braucht man aber mindestens zehn, um optimal vorbereitet zu sein. Ein Testtag kostet zwischen 25.000 und 30.000 Euro. Fest steht: Ohne Unterstützung kann man das alles nicht bezahlen.
Hilft dabei nicht mal der Name Schumacher?
Schumacher: Der hat Vor- aber auch Nachteile. Das hört sich für manche eventuell komisch an, ist aber so. In den Nachwuchskategorien war es definitiv kein Nachteil. Da hat der Name Schumacher absolut Türen geöffnet. Andererseits schauen die Leute bei einem Schumacher genauer hin. Fehler wie am Norisring werden da von dem ein oder anderen versucht, medial auszuschlachten. Die positiven Dinge gehen da eher unter. Das ist schade, aber nicht zu ändern.
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Ihr Vater hat einen LMP3-Rennwagen getestet und ein Renn-Comeback angekündigt. Hätten Sie Spaß daran, als Vater-Sohn-Gespann mit ihm ein Langstreckenrennen zu fahren?
Schumacher: Ja, das wäre cool. Ich bin den LMP3 selber auch schon gefahren. Das hat echt Spaß gemacht, das ist ein cooles Auto. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis sind die Autos echt toll. Der LMP3 ist nahe am Formel-Auto dran, hat viel Abtrieb, wenig Gewicht und auch ’ne gute Leistung. Ich wäre offen für so ein Vater-Sohn-Rennen. Mein Papa hat natürlich viel zu tun in der Formel 1 beim Kommentieren, ich in der DTM und der GT World Challenge. Da ist es schwierig, das richtige Zeitfenster zu finden.
Dann könnten Sie ja gegen Vater und Sohn Magnussen und Verstappen antreten …
Schumacher: Klingt gut, ich weiß aber gar nicht, ob der Jos noch Auto fährt und ob der in einen LMP3 reinpasst. Der ist schon recht eng. Aber klar, das wäre auf jeden Fall ganz lustig, sowas zu sehen. Ich denke, dass da schon viele Zuschauer kommen würden und Spaß dran hätten.
In der Formel 1 dominiert Verstappen wie einst Ihr Onkel Michael. Sind Ihnen diese Rennen nicht langweilig?
Schumacher: Nein. Das gab es schon oft. Mein Onkel dominierte die Formel 1 mit Ferrari, später Mercedes von 2014 bis 2020 mit Lewis Hamilton. Im Moment machen Red Bull und Max einfach den besten Job. Trotzdem glaube ich, dass sich die anderen wieder langsam ran robben werden. McLaren hat das in Budapest und Spa schon eindrucksvoll bewiesen. Was Max betrifft: Er ist extrem talentiert, extrem schnell und mit seiner aggressiven Fahrweise hat er sich auch schnell den nötigen Respekt bei den Kollegen verschafft. Dazu kommt: Red Bull passt das Auto speziell auf seinen Fahrstil an. Er liebt Übersteuern und viel Abtrieb auf der Vorderachse, womit nicht jeder Fahrer klarkommt. Auch deshalb hatte bisher kein Teamkollege eine Chance gegen ihn.
Ihr Cousin Mick erzählte uns von Urlauben mit den Verstappens, die ja auch oft in Kerpen Kart gefahren sind. Ist das so etwas wie eine länderübergreifende Rennsport-Familie?
Schumacher: Überhaupt nicht. Ich habe den Max noch nie persönlich kennengelernt, noch nicht ein Wort mit ihm gewechselt. Der Max war zwei, drei Jahre vor mir im Kartsport unterwegs. Seine erste Formel-3-Saison war 2014, da habe ich gerade mein Debüt im internationalen Kartsport gegeben.
Mit Mick haben Sie sich während Ihrer Formel-Jahre mal an den Strecken getroffen. Sind Familientreffen trotz Ihrer unterschiedlichen Rennserien aktuell auch möglich?
Schumacher: Na ja, eher wenig. Mick hat viel zu tun in der Formel 1, auch wenn er gerade kein festes Cockpit hat. Reist sehr viel hin und her zwischen dem Werk in England und den jeweiligen Rennstrecken, deswegen ist da gerade nicht allzu viel Kontakt. Klar, man schreibt oder telefoniert mal, aber für wirkliche Treffen ist wenig Zeit.
Wie wirkt Mick auf Sie? Steckt er den Rückschlag bei Haas gut weg und glauben Sie an seine Chance, bei Mercedes bzw. einem Kundenteam ins Stammcockpit zurückzukehren?
Schumacher: Es ist schwierig einzuschätzen. Ich denke, dass Mick auf jeden Fall das Talent hat und er ein schneller Fahrer ist. Und dass er auch die nötige Unterstützung hat von Toto Wolff (Mercedes-Teamchef), dass er wieder einen Sitz bekommt. Ob das im nächsten Jahr schon klappt, wird sich zeigen. Im Moment gibt es viele Gespräche bei Williams, ob Logan Sargeant der richtige ist. Aber der ist zuletzt ja auch schneller geworden. Ob irgendwo ein Platz frei wird für Mick, ist schwierig zu sagen.
Sie sind mit Ihrem Vater von Bergheim nach Salzburg gezogen, wo auch Ihre Freundin ab und zu wohnt. Erzählen Sie mal bitte, wie so eine WG läuft.
Schumacher: Wir drei sind nicht allzu oft gemeinsam zu Hause. Mein Papa ist oft an der Rennstrecke oder in Köln, und ich bin dann zu Hause oder selber unterwegs. Da treffen wir uns eher an der Strecke oder in Kerpen, wo ich noch oft bin. Bei unserem kleinen Bauernhof, was immer schön ist, mal den Kopf frei zu kriegen. Mit den Tieren was zu machen, ob es die Rehe sind oder mit den Enten. Ich persönlich finde ja die Enten knuffig, die kommen zu einem und fressen einem aus der Hand. Es ist schön, dass unsere Heimat und die Kartbahn erhalten bleiben und ich da oft Kraft tanken kann.
Haben Sie hier weiterhin Freunde oder zerläuft sich das durch verschiedene Berufswege?
Schumacher: Nein, auf keinen Fall. Ich habe hier in Kerpen meine Freundesgruppe, mit der ich mich regelmäßig treffe, wenn ich hier bin. Ich denke, dass auch einige zum Nürburgring kommen werden.