Speed-Vorsprung trotz VerstoßFerrari jammert nach miesem Saisonstart über milde Red-Bull-Strafe

Red Bulls Teamchef Christian Horner (l.) und der neue Ferrari-Boss Frederic Vasseur sprechen in Bahrain vor dem ersten Saisonrennen der Formel 1 auf einer Pressekonferenz.

Red Bulls Teamchef Christian Horner (l.) und der neue Ferrari-Boss Frederic Vasseur am 2. März 2023 in Bahrain vor dem ersten Saisonrennen der Formel 1 auf einer Pressekonferenz.

Red Bull dominiert die Formel 1 nach Belieben, das stößt der Konkurrenz übel auf. Vor allem bei Ferrari fühlt man sich benachteiligt.

von Oliver Reuter  (reu)

Ferrari wollte nach der Trennung von Teamchef Mattia Binotto (53) die Schluderia-Zeit hinter sich lassen und mit Hoffnungsträger Fred Vasseur (54) endlich den ersten Titel seit 2007 einfahren. Aber der Saisonstart ging gründlich in die Hose.

Charles Leclerc (25) und Carlos Sainz (28) holten nur 26 Punkte – die geringste Ausbeute seit 2009. Ferrari liegt in der Konstrukteurs-WM 97 Punkte hinter Red Bull. Doch Vasseur übt keine Selbstkritik, sondern beklagt sich über eine angeblich zu milde Strafe für den Weltmeister.

Ferrari-Boss: „Das war keine Strafe“

Hintergrund: Red Bull hatte in der Saison 2021 wie auch Aston Martin gegen die Budgetobergrenze (149 Millionen Euro) verstoßen und 2,16 Millionen mehr ausgegeben als erlaubt. Der Weltverband Fia disqualifizierte das österreichische Team von Weltmeister Max Verstappen (25) aber nicht, sondern ließ es mit sieben Millionen Euro Geldstrafe und dem Abzug von zehn Prozent Aerodynamik-Entwicklung für zwölf Monate davonkommen.

Die Geldstrafe sind für den Rennstall Peanuts, aber durch die beschnittenen Windkanal-Stunden erhofften sich die Konkurrenten einen langsamen Red Bull für die aktuelle Saison. Denkste! Der RB19 ist laut Berechnungen von Ferrari und Co. sieben Zehntel pro Runde schneller als alle anderen, in ihm gewannen Verstappen und Teamkollege Sergio Perez (33) alle drei Rennen.

„Ich denke, das war keine Strafe. Das ist sehr wenig“, sagt Vasseur nun über die verfehlte Strafwirkung. Der Franzose begründet das mit Zahlen: „Wenn man bedenkt, dass wir in einer Saison weniger als eine Sekunde über die Aerodynamik gewinnen, dann sind zehn Prozent eine Zehntelsekunde.“

Hinzu komme laut Vasseur, dass sein RB-Rivale Christian Horner (49) durch das Verletzen der Budgetobergrenze einen Vorteil gehabt habe, der auch in die Entwicklung der neuen Fahrzeuggeneration geflossen sei: „Ich möchte nicht sagen, dass sie keinen guten Job gemacht haben, weil sie mit ihrem Auto einen sehr guten Job gemacht haben. Und ich versuche auch keine Ausreden zu finden, so ist es nicht. Aber wenn ihr mich fragt, ob die Strafe zu sanft war, dann sage ich Ja.“

Gegen Vasseurs Vorwurf spricht: Das wegen Verfahrensfehlern mit einer Geldstrafe von 450.000 Euro davongekommene Aston-Martin-Team konnte den Rückstand auf Red Bull innerhalb eines Winters von 1,137 Sekunden (Sebastian Vettel in Abu Dhabi) auf 0,628 Sekunden (Fernando Alonso in Bahrain) verkürzen und hat Mercedes und Ferrari als Bullen-Jäger Nummer eins abgelöst.

Deshalb ist sogar Haas-Teamchef Günther Steiner (57) gegen eine weitere Anti-Red-Bull-Regel zur Einbremsung von Verstappen: „Natürlich wollen die Leute eine gute Show, aber der Sport ist das Wichtigste, was wir haben.“ Der Südtiroler glaubt, dass sich die Angelegenheit von selbst regeln wird: „Ich mache mir keine Sorgen, dass die anderen aufholen werden. Ich würde nicht sagen, dass sie diesen Vorteil jetzt für die nächsten 20 Rennen behalten werden.“