Monaco setzt auf seine glamouröse Grand-Prix-Tradition. Aber kann das allein den Platz des Klassikers im Formel-1-Kalender auf Dauer retten?
Formel-1-Klassiker in GefahrMonaco kämpft gegen neureiche Konkurrenz – gehen 2025 die Lichter aus?
Die Jachten sind echt, das Wasser ist es auch. Das hat Monaco in Sachen Formel 1 und Luxus Miami zumindest voraus.
Und doch wird beim Europa-Auftakt der Motorsport-Königsklasse drei Wochen nach dem Show-Spektakel in Florida an der Côte d'Azur eines deutlich: Monaco, das ist vor allem auch immer Vergangenheit, Erinnerung, Rückblick.
Monaco GP: Neuer Vertrag läuft bis 2025
Die 80. Auflage zelebrieren sie in diesem Jahr, in Gold prangt die Zahl über einem goldenen Formel-1-Auto zwischen zwei Leitplanken auf einem Werbeplakat. Glänzen wollen sie. Aber ist die Zukunft des Klassikers inmitten der US-Offensive und weiteren Bewerbern auch golden? Der neue Vertrag garantiert dem Fürstentum einen Platz im Kalender gerade mal bis einschließlich 2025. Über die Details wurde ansonsten nichts bekannt.
Das Fachportal „motorsport.com“ vermutete bei der Verkündung, dass die Antrittsprämie rund 15 Millionen Euro beträgt. Das würde noch weit unter dem liegen, was viele andere Ausrichter zahlen. Weitere Streitpunkte waren das TV-Signal, das immer von einem lokalen Sender produziert wurde, und ein Vermarkter, der in direkter Konkurrenz zu einem Formel-1-Sponsor stand.
Und dann die Strecke: 3,337 Kilometer, die kaum Platz für Überholmanöver und für Veränderungen lässt. Dass der Kurs beim ersten Rennen 1929 nicht unwesentlich anders aussah, spricht für sich. Die Formel 1 selbst kann sich einen Scherz nicht verkneifen und schreibt auf der Homepage zur Rennstrecke auf die Frage, wann der Kurs gebaut wurde: „1215 etwa. Das war, als Monaco als Kolonie von Genua gegründet wurde.“
Der Klassiker in Monaco atmet Geschichte. Er lebt von seiner Vergangenheit. Und hofft im Kampf um seine weitere Zukunft genau darauf. Allerdings trifft da nun die Formel 1 aus vergangenen Zeiten unter Bernie Ecclestone auf die Formel 1 unter der Führung von Liberty Media. Ecclestone habe ihnen auch das Geld entrissen, „aber es blieb in normalen Verhältnissen“, sagte der monegassische Automobilverbandschef Michel Boeri der französischen Sportzeitung „L'Équipe“. Und nun seien „die amerikanischen Freunde“ da. „Die Tradition sagt ihnen nicht viel.“
„Mir ist ein 70-Jähriger mit viel Geld lieber“
Die Währung der neuen Formel 1 heißt vor allem Unterhaltung. So wie vor drei Wochen in Miami, bei der großen Show rund um das Hard Rock Stadium mit einem beeindruckenden VIP-Auflauf. Monacos Boeri ist vom Erfolg des Grand Prix in Florida, wo die Jachten nur auf aufgemalten Wasser ankerten, nicht so überzeugt.
Dass aber beispielsweise die Verantwortlichen des US-Rennens im texanischen Austin in diesem Jahr hoffen, die Marke von 500.000 Fans am Wochenende zu knacken, zeigt, wo die Massen hinströmen. Und auch, wo Geld gemacht wird, wie danach beim Comeback in Las Vegas. Drei neue Hospitality-Pakete gibt es ab 5500 Dollar (umgerechnet rund 4660 Euro). Es gibt sie aber auch für 7000 und 8000 Dollar, wie die Formel 1 am Rande des Monaco-Events bekannt gab.
Darüber können manche in Monaco allerdings auch nur lachen. Angeblich sollen Liegeplätze für die Jachten teilweise über 100.000 Euro kosten – pro Nacht. Exklusivität hat ihren Preis. Das war auch jahrzehntelang die Prämisse für den PS-Zirkus unter Ecclestone. Anfang 2017 war er von den neuen Besitzern abgesetzt worden.
Neben vielen anderen Aussagen, die mindestens für Kopfschütteln sorgten, hatte er auch mal sein Credo gegenüber einem jüngeren Publikum klargemacht: „Mir ist ein 70-Jähriger mit viel Geld lieber. Es macht also keinen Sinn, diese Kinder erreichen zu wollen, denn sie werden keines der hier beworbenen Produkte kaufen.“
Liberty Media möchte junge Fans
Liberty Media will vor allem die Marke Formel 1 weltweit verkaufen. Die Serie boomt. Für die Übernahme zahlte das US-Unternehmen 4,4 Milliarden Dollar, laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ soll der Wert der Königsklasse des Motorsports 17,1 Milliarden Dollar betragen.
Libery Media wählt Wege, um neue und junge Fans zu gewinnen, die Ecclestone verteufelte wie die sozialen Netzwerke. Das US-Unternehmen sorgte auch durch die Zusammenarbeit mit Netflix für einen Boom der Rennserie insbesondere in den USA, was Ecclestone immer wollte, aber nie schaffte. Miami, Austin, Las Vegas – gleich dreimal stoppt die Formel 1 in diesem Jahr im sogenannten Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
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Hinzu kommt die Ausweitung in den arabischen Ländern – allen Diskussionen um Menschenrechtsverstöße zum Trotz. „Wenn ein Land aus dem Mittleren Osten zehnmal mehr Geld als wir auf den Tisch legt, sind wir weg, wie alle Grand Prix auf der Welt“, sagte Boeri.
Finanzielle Möglichkeiten, die Monaco nicht hat. Monaco ist aber eben auch räumlich limitiert. Monaco ist gerade mal gut zwei Quadratkilometer groß. Und der Kurs so eng wie kein Zweiter, was zumindest den Fahrern wie Nico Hülkenberg gefällt.
„Es ist einer der letzten echten Straßenkurse. Der leichteste Fehler wird heftigst bestraft.“ Es sei „eine Leitplankenschlucht“ und ein „Kronjuwel“, sagte der einzige deutsche Stammpilot. „Es ist einer der ikonischen Orte, an die wir gehen. Für mich persönlich gehört er zu den Favoriten.“ (dpa)