Im Kampf um die Fahrer-WM könnte es am Ende für Lando Norris um jeden einzelnen Punkt gehen. Darum will man nun bei McLaren vermehrt auf den jungen Briten setzen. Sein Teamkollege scheint dabei jedoch nicht kommentarlos mitspielen zu wollen.
McLaren-Zoff um Norris„Frecher Oscar“: Piastri verweigert die Stallorder
Der Stunk im Bullenstall ist längst nicht verflogen. Nach der Abwerbung von Designguru Adrian Newey (65) macht Aston-Martin-Besitzer Lawrence Stroll (65) auch Max Verstappen (26) ein unmoralisches Angebot, Red Bull zu verlassen. Und der Weltmeister könnte ihm bei einer weiteren Fehlentwicklung des Autos erliegen.
Aber auch bei WM-Gegner McLaren herrscht vor dem 17. WM-Lauf in Aserbaidschan (Sonntag, 15. September 2024, 13 Uhr, Sky) mächtig Zoff: Oscar Piastri (23) verweigert die Stallorder zugunsten von Lando Norris (24).
„Wir werden Lando bevorzugt unterstützen, aber …“
Vorhang auf zum Showdown in den Straßenschluchten von Baku. Hier soll es zwischen den McLaren-Streithähnen Norris und Piastri nicht wieder scheppern wie in Monza, wo der „freche Oscar“ Verstappen-Verfolger Norris in der 4. Kurve so hart überholte, dass der auch noch vom späteren Sieger Charles Leclerc (26) verdrängt wurde.
Nach 90 bereits verschenkten Norris-Punkten ordnete der eigentlich für freies Racing stehende Teamchef Andrea Stella (53) zähneknirschend eine Stallorder an: „Wir werden Lando bevorzugt unterstützen, aber wir wollen unsere Prinzipien nicht zu sehr gefährden.“
Geschäftsführer Zak Brown (52) setzt für den ersten Titel seit dem von Lewis Hamilton (39) 2008 alles auf Norris. Das Traditionsteam ist in Sachen Fahrerstreit ja auch leidgeprüft. In den Saisons 1989/1990 eskalierte die Rivalität zwischen Alain Prost (69) und Ayrton Senna (+34) und gipfelte im WM-Duell in gegenseitigen Rammstößen.
Und im Jahr vor Hamiltons erstem Titel musste Teamchef Ron Dennis (77) hilflos mitansehen, wie sich der Jungspund mit Doppel-Weltmeister Fernando Alonso (42) so schikanierte, bis Kimi Räikkönen (44) im WM-Finale in Interlagos lachender Dritter wurde und Ferrari den bis dato letzten Titel einfuhr.
2007 war Stella selbst noch bei Ferrari und weiß schon aus den Jahren als Renningenieur von Michael Schumacher (55), wie heikel solche Stallorder-Entscheidungen sind. Leidtragender war damals dessen Teamkollege Rubens Barrichello (52), dem Teamchef Jean Todt (78) in den Jahren 2001 und 2002 in Spielberg den Sieg klaute: „Let Michael pass for the championship.“
Jetzt muss Stella den schnellen Piastri für Norris einbremsen, der in acht Rennen 62 Punkte auf Verstappen aufholen muss. Er sagt: „Unser Grundsatz ist, dass die Interessen des Teams immer zuerst kommen. Sportsgeist steht für uns beim Rennen über allem. Und dann wollen wir fair zu beiden Fahrern sein.“
Norris ist die Stallorder sichtlich unangenehm. Der „Trottel von der 1. Runde“, der dort in den bisherigen Rennen 29 Plätze verlor, sagt: „Ich will keine Meisterschaft geschenkt. Es wäre natürlich erstmal schön, einen Titel zu haben, aber langfristig denke ich nicht, dass man darauf stolz ist.“
Er sei aber dennoch dankbar, von Piastri Hilfe zu bekommen: „Jetzt gibt es klarere Anweisungen, wie wir gegeneinander Rennen fahren und wie sehr wir dabei ins Risiko gehen.“
Und wie reagiert der „freche Oscar“ auf die Stallorder? Er lehnt sie ab. „Ich werde nicht in jedem Rennen für Lando rechts ranfahren. So will keiner von uns beiden Rennen fahren“, beharrt der Australier und interpretiert Stellas Ansage so: „Es wird nicht jede Entscheidung darauf ausgerichtet sein, dass ich hinter ihm lande. Ich möchte selbst ja auch noch Dinge in diesem Jahr erreichen.“
Und Piastri schickt voraus: Jedes mögliche Szenario im Voraus zu besprechen, sei zudem „unmöglich“. Na das kann ja heiter werden in den Straßenschluchten von Baku, wo im gestrigen Training Leclerc seinen Ferrari zerstörte – und das ganz ohne Feindkontakt.