Verstappens Verfolger holen aufSo wird die Formel-1-WM noch zum Vierkampf

Oscar Piastri, Charles Leclerc, Carlos Sainz, Max Verstappen und Lando Norris (verdeckt) im Plausch.

Spaß am engen Titelkampf haben die Formel-1-Stars (v.l.) Oscar Piastri, Charles Leclerc, Carlos Sainz, Max Verstappen und Lando Norris (verdeckt). Foto: 15. September 2024

Wer hätte das gedacht? Der Titelkampf in der Formel 1 wird doch noch mal spannend!

von Oliver Reuter  (reu)

In der Formel 1 wurden die Karten dank des spektakulären Baku-Rennens noch mal neu gemischt. Der bei McLaren zum Helfer für Lando Norris (24) degradierte Oscar Piastri (23) meldete mit dem zweiten Saisonsieg Ambitionen an.

Norris konnte sogar vom 15. Startplatz WM-Spitzenreiter Max Verstappen (26) noch von Rang vier verdrängen und seinen Rückstand auf 59 Punkte verkürzen. Und Ferrari-Speerspitze Charles Leclerc (26) sammelt in jedem Rennen fleißig Punkte. So wird die WM noch zu einem Vierkampf.

Verstappen schimpft – Nervenflattern bei Norris?

Wer hätte das noch im Juli gedacht? Da raste Verstappen mit Siegen in Montréal und Barcelona sowie Rang zwei in Silverstone seinem vierten WM-Titel in Folge entgegen. 71 Punkte betrug sein Vorsprung auf Norris, der zwar seit seinem Sieg in Miami im schnelleren Auto saß, aber danach Sieg um Sieg vermasselte.

90 Punkte verschenkte der „Trottel aus der 1. Runde“ inzwischen. Und auch in Baku vergab der Brite mit seinem verpatzten Qualifying-Poker (im 1. Drittel raus) die Chance auf den Sieg, wie sein eigentlich von Teamchef Andrea Stella (53) zum Edelhelfer degradierter Teamkollege Piastri mit seinem Sieg vom zweiten Startplatz bewies.

Die nächste verpasste Gelegenheit, seinen Rückstand auf Verstappen signifikant zu verkürzen, nagt an Norris. „Es ist enttäuschend, vor allem mit so einem guten Auto. Ich bin der Typ, der darüber nachdenkt, was hätte sein können“, bekannte der Brite und bestätigte damit die Kritik von TV-Experte Nico Rosberg (39), Norris würde seine Fehler in sich reinfressen und dadurch umso mehr Nervenflattern zeigen.

Völlig losgelöst fährt dagegen Piastri. Mit seinem zweiten Saisonsieg nach Budapest verkürzte der Australier seinen Rückstand auf Verstappen auf 91 Punkte. Klingt viel, ist aber bei noch sieben Rennen plus drei Sprints (Austin, Interlagos, Katar) im schnellsten Auto durchaus aufzuholen. Der „freche Oscar“ lässt sich von Stellas Stallorder nicht beirren und kündigt für das kommende Rennen in Singapur (Sonntag, 22. September, 14 Uhr, Sky) an: „Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Wir wollen mehr.“

Angesichts der Pace der McLaren, die Red Bull in der Konstrukteurs-WM überholt haben, sieht Verstappen seine Felle schwimmen. Er schimpfte über sein Auto RB20: „Es ist in den langsamen Kurven in alle Richtungen gehüpft. Es hat sich wie ein Go-Kart angefühlt.“ Darin war der Dreifach-Weltmeister nicht nur langsamer als die McLaren und Ferrari, auch gegen Mercedes-Fahrer George Russell (26) zog er den Kürzeren. Sieben Rennen sieglos, das hat der „fluchende Holländer“ zuletzt 2020 erlebt.

Und für das kommende Nachtrennen prophezeit Red-Bull-Sportchef Dr. Helmut Marko (81): „In Singapur wird das alles noch viel schlimmer.“ Darauf hofft auch Leclerc, der in den letzten vier Rennen satte 73 Punkte einfuhr und nur noch 78 hinter Verstappen liegt.

Teamchef Fred Vasseur (56) frohlockt bereits: „In Singapur ist die Kurvencharakteristik ähnlich. Letztes Jahr waren wir dort in guter Form und beide Fahrer mögen die Strecke. Wir sind in diesem Pack, wo es um ein Zehntel geht. Alles kann passieren.“ Das weiß auch Verstappen, der beim Verlassen des Fahrerlagers den feiernden McLaren-Rivalen zurief: „Noch ist diese Party nicht vorbei.“