„Spätfolgen haben eine Rolle gespielt“Trauer um Motorrad-Legende Reinhold Roth (†68)

Reinhold Roth (Deutschland) auf seiner Maschine

Reinhold Roth Germany on his Machine

Motorrad-Vizeweltmeister Reinhold Roth auf seiner Maschine am 01. Januar 1987

Seit seinem Unfall in Rijeka wurde der ehemalige Motorrad-Vizeweltmeister Reinhold Roth gepflegt. Nun ist die GP-Legende an den Spätfolgen seines tragischen Unfalls verstorben.

Wangen. Der frühere Motorrad-Vizeweltmeister Reinhold Roth ist im Alter von 68 Jahren am Freitag (15. Oktober 2021) gestorben. Das bestätigte Roths Ehefrau Elfriede, die ihren Mann mehr als drei Jahrzehnte lang in Wangen im Allgäu betreut hatte.

Einen Unfall am 17. Juni 1990 beim Großen Preis von Jugoslawien in Rijeka hatte Roth, der in der 250er-Klasse fuhr, mit schwersten Verletzungen überlebt. Seitdem war der gebürtige Baden-Württemberger pflegebedürftig.

Ende der 1980er-Jahre gewann Roth in der 250er-Klasse drei WM-Rennen und wurde für Honda 1987 und 1989 Vizeweltmeister – zunächst hinter Toni Mang (72), dem deutschen Ausnahmerennfahrer und fünfmaligen WM-Champion, dann hinter dem Spanier Sito Pons (61).

Ehefrau: „Spätfolgen von Rijeka spielten da eine Rolle“

Roth, der nach seinem Unfall in Jugoslawien sechs Wochen im Koma gelegen hatte, starb den Angaben seiner Frau zufolge an multiplem Organversagen. „Reinhold hat keine Chance gehabt, hat uns der Arzt mitgeteilt. Die Spätfolgen der schweren Kopfverletzungen von Rijeka spielten da eine Rolle, dazu haben die Nieren versagt. Es ist eins zum andern gekommen“, erklärte sie bei speedweek.com: „Ich bin noch rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen, bevor er ganz friedlich eingeschlafen ist.“

Beim Rennen in Rijeka kämpfte Roth damals in der Führungsgruppe gegen seine beiden Kontrahenten Helmut Bradl (59) und Martin Wimmer (64) um den Sieg. Als das Trio Darren Milner überrunden wollte, ereignete sich der folgenschwere Unfall. Aufgrund der regennassen Piste fuhr Milner langsam auf der Ideallinie. Während seine beiden Vordermänner überholten, konnte der Deutsche wenig sehen und übersah den Australier. Mit einem Tempo von circa 170 km/h rauschte er von hinten in die Maschine von Milner und stürzte. Infolge dessen erlitt Roth einen Schädelbasisbruch und ein Schädel-Hirn-Trauma.

Problematisch waren damals vor allem die Sicherheitsvorkehrungen des GPs. Das Rettungsauto, das Roth erstversorgte, hatte keine lebenserhaltenden Geräte an Bord. Erst nach ungefähr zehn Minuten konnte er reanimiert werden. Der Deutsche musste also sehr lange ohne Sauerstoff auskommen. Unter anderem litt Roth seitdem am apallischen Syndrom. (sid/job)