Beim Marathon in Mexiko-Stadt kommt es im Nachgang des Rennens zu einem Eklat. Tausende Läuferinnen und Läufer haben offenbar geschummelt.
Marathon-Eklat sorgt für AufsehenZehntausende jubeln im Ziel – App enthüllt die bittere Wahrheit
von Béla Csányi (bc)
Für Läuferinnen und Läufer ist der Marathon die unerreichte Königsdisziplin. Das Rennen über 42,195 Kilometer bedeutet nicht nur einen Grenzgang am Wettkampftag, sondern auch Monate, teils Jahre harter Vorbereitung.
Während manche die Prestige-Marathons dieser Welt nach und nach abklappern, wollen andere die auf einen Botengang im alten Griechenland zurückgehende Laufstrecke zumindest einmal im Leben hinter sich bringen. Wichtiger als die Finisher-Medaille ist da der Stolz auf die eigene Leistung. Oder doch nicht?
Massiver Marathon-Betrug aufgedeckt
Ein jetzt aufgedeckter Marathon-Eklat legt jedenfalls nahe, dass es einer nicht unbedeutenden Zahl an Teilnehmenden gar nicht so sehr um den sportlichen Wettkampf geht. Entsprechend groß ist das Erstaunen nach den neuesten Enthüllungen über den am 27. August 2023 ausgetragenen Marathon von Mexiko-Stadt.
Über 30.000 Menschen machten sich am letzten August-Sonntag auf den Weg durch die pulsierende mexikanische Hauptstadt, deren chaotischer Verkehr einmal im Jahr für den Marathon weitgehend lahmgelegt wird. Zahlreiche heimische und internationale Medien berichten nun, dass rund 11.000 von ihnen nachträglich disqualifiziert werden sollen – etwa 35 Prozent der Teilnehmenden!
Nachdem etliche Läuferinnen und Läufer im Ziel stolz mit ihren Medaillen für den absolvierten Marathon posiert und die Fotos bei Social Media veröffentlicht hatten, gab es dort immer mehr Hinweise auf Unregelmäßigkeiten.
Hier an der EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Und tatsächlich: In einer Ergebnis-App zum Marathon ließ sich anhand der individuellen Tracking-Chips erkennen, dass Zehntausende zwar im Ziel angekommen waren, viele von ihnen hatten allerdings nur einen Teil der Strecke absolviert. Manche liefen 30 Kilometer, andere einen Halbmarathon, vereinzelt wurden auch nur zwei Kilometer abgerissen. Von A nach B ging es stattdessen teils mit der Metro, per Bus oder dem eigenen Auto.
Olympia-Marathonläufer sauer – Betrüger rechtfertigt Unsportlichkeit
„Es ist peinlich, dass wir bei unserem Marathon in Mexiko-Stadt so viele Leute haben, die nicht ausreichend moralische Integrität besitzen, um zu trainieren und einen kompletten Marathon zu laufen“, ärgerte sich der zweimalige Olympia-Teilnehmer Dionicio Cerón (57) in einer Videobotschaft auf X (ehemals Twitter).
Die Sport-Behörde der Hauptstadt reagierte am 30. August auf die Vorwürfe und kündigte an: „Wir werden die Fälle identifizieren, bei denen die Marathon-Teilnehmer unsportliches Verhalten an den Tag gelegt haben, und werden ihre Zeiten aus den Ergebnislisten löschen.“
Allerdings: Die nachträgliche Disqualifikation dürfte all jenen, die bereits mit ihrer Medaille posiert hatten, nur bedingt stören. Einer der überführten Athleten reagierte mit Unverständnis auf die Kritik, schrieb bei Facebook: „Ich habe die Medaille entgegengenommen, weil ich dafür gezahlt habe, so einfach ist das.“