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„Das war kriminell“Er vermieste ihm Tour-Coup: Deutscher Rad-Star wütet gegen Konkurrent

Der Zielsprint bei der 12. Etappe der Tour de France.

Biniam Girmay aus Eritrea (vorne, zweiter von rechts) hat am 11. Juli 2024 die 12. Etappe der Tour de France gewonnen. Links von ihm der deutsche Pascal Ackermann.

Biniam Girmay spurtet auf der zwölften Etappe der Tour de France zum dritten Tagessieg. Primoz Roglic ist in einen Massensturz verwickelt und verliert viel Zeit.

Pascal Ackermann (30) schlug frustriert auf seinen Lenker, Primoz Roglic (34) rollte mit blutender Schulter und leerem Blick ins Ziel: Der deutsche Radsport hat auf der zwölften Etappe der Tour de France einen ganz bitteren Nachmittag erlebt.

Während Ackermann im Sprint seinen ersten Tour-Etappensieg erneut knapp verpasste, muss Roglic, slowenischer Kapitän des deutschen Teams Red Bull-Bora-hansgrohe, nach einem weiteren Sturz wohl den Traum vom Gesamtsieg begraben.

Hektisches Finale auf 12. Etappe

„Es herrscht eine sehr gedrückte Stimmung. Primoz war hier mit großen Ambitionen. Jetzt ist er zweimal hintereinander gestürzt – heute schwer“, sagte Rolf Aldag (55), Sportdirektor des Teams: „Es macht momentan noch keinen Sinn drüber nachzudenken, wie es weiter geht.“

Roglic, bereits auf der elften Etappe in einer Abfahrt weggerutscht, kam am Donnerstag zwölf km vor dem Ziel bei einem Massensturz zu Fall und verlor fast zweieinhalb Minuten. Der Kasache Alexey Lutsenko (31) war über einen Fahrbahnteiler gestürzt und löste eine Kettenreaktion aus. Roglic liegt in der Gesamtwertung nun mit 4:42 Rückstand nur noch auf Rang sechs – auch das Podium hat er vorerst nicht mehr im Blick.

Ackermann war im Ziel ebenfalls bedient. „Ich hatte richtig geile Beine. Wir waren perfekt positioniert“, sagte der Sprinter am ARD-Mikrofon. Warum es trotzdem wieder nicht reichte mit Erfüllung des Lebenstraumes?

Im hektischen Finale wurde dem Kraftpaket aus Kandel die wilde Fahrweise seines Kontrahenten Alexander Kristoff (37) zum Verhängnis. „Wir waren perfekt positioniert. Es war alles richtig geil. Als wir losfahren wollten, ist Kristoff rechts rübergefahren. Zum Glück sind wir nicht gestürzt“, haderte Ackermann in der ARD über den norwegischen Altmeister und forderte dessen Disqualifikation: „Das war kriminell.“

Die Fahrweise von Kristoff wurde von der Jury zwar nicht beanstandet, dafür wurde der Franzose Arnaud Demare zurückversetzt, was Ackermann immerhin Platz drei bescherte – ein schwacher Trost.

Stattdessen schrieb Girmay sein Radsportmärchen fort. Er sicherte sich im Massensprint in Villeneuve-sur-Lot den Tagessieg vor dem Belgier Wout van Aert (29/Visma-Lease a bike) und Arnaud Demare (32) aus Frankreich. Das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers ist dem Mann aus Eritrea, der dieser Tage den afrikanischen Kontinent elektrisiert, kaum mehr zu nehmen. Phil Bauhaus (30/Bahrain Victorious) wurde Neunter.

Die Top Drei des Gesamtklassements waren in den Sturz, der Roglic zum Verhängnis wurde, nicht verwickelt. Der Slowene Tadej Pogacar (25/UAE Team Emirates) liegt noch immer 66 Sekunden vor Remco Evenepoel (24/Belgien/Soudal Quick-Step) und dem dänischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard (27/Visma-Lease a Bike/+ 1:14 Minuten).

Begonnen hatte der Tour-Tag mit einer schlechten Nachricht. Vingegaards Landsmann Michael Morkov (39) trat die 203,6 km lange Etappe wegen eines positiven Corona-Tests vom Mittwochabend gar nicht erst an. Es ist der offiziell erste Fall im Peloton – die Problematik scheint sich jedoch zunehmend zu vergrößern, die Nervosität im Fahrerlager steigt.

„Ich weiß, dass einige Fahrer im Feld mit Covid fahren. Es kann jetzt jeden treffen“, sagte Morkovs Teamkollege, der Rekord-Etappensieger Mark Cavendish (39), am Start. Einige Teams reagierten bereits und ließen ihre Fahrer vor und nach dem Rennen Masken tragen.

Am Wochenende dürfte sich der Kampf ums Gelbe Trikot zwischen den beiden Kontrahenten aber erneut zuspitzen. In den mächtigen Pyrenäen warten zwei ganz schwierige Etappen auf die Fahrer. Zuvor steht jedoch erst einmal die Überführungsetappe nach Pau am Freitag auf dem Programm – wohl die nächste und insgesamt vorletzte Chance für die Sprinter. (sid/dpa)