Nun ist es offiziell: Denise Herrmann-Wick beendet ihre erfolgreiche Biathlon-Karriere.
Schwerer Schlag für DSV-TeamBiathlon-„Mami“ hört auf: „Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen“
Endstation Oslo: Denise Herrmann-Wick (34) und ihr berühmter Party-Zug legen an ihrem Sehnsuchtsort eine Vollbremsung hin. Noch dreimal wird die Olympiasiegerin und Weltmeisterin beim Weltcup am legendären Holmenkollen ab Freitag an den Start gehen, dann beendet die 34-Jährige ihre beeindruckende Karriere. Der Deutsche Skiverband (DSV) verliert damit nach Magdalena Neuner (36) und Laura Dahlmeier (29) erneut ein Aushängeschild, die Mannschaft ihre „Mami“.
„Oslo. Hier durfte ich 2011 meine erste Weltmeisterschaft erleben. Hier in der Wiege des Skisports, dem traditionsreichen Holmenkollen. Genau hier, an diesem speziellen Ort, soll mein langer Weg als Biathletin und Skilangläuferin jetzt ein Ende finden“, schrieb Herrmann-Wick am Dienstag in den Sozialen Medien.
Herrmann-Wick über Rücktritt: „Ich freue mich auf die Abenteuer“
Natürlich trete sie „mit ein bisschen Wehmut“ ab, fügte Deutschlands beste Biathletin an: „Aber in erster Linie mit voller Dankbarkeit für die vielen schönen und emotionalen Momente, die ich in beiden Sportarten erleben durfte.“ Es sei nun aber „an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich freue mich auf die Abenteuer, die das Leben jetzt für mich bereit hält.“ Ebenfalls am Dienstag hatte auch die norwegische Rekord-Weltmeisterin Marte Olsbu Röiseland (32) ihren Abschied angekündigt.
Welche Bedeutung Herrmann-Wick für die deutsche Mannschaft hatte, unterstrich zuletzt bei der Heim-WM die junge Sophia Schneider (25). Sie sei „unsere Mami. Und wenn es der Mami gut geht, geht es uns allen gut“.
Herrmann-Wick war 2016 von den Langläufern zu den Biathleten gewechselt und ist seit dem Karriereende Dahlmeiers die Frontfrau im deutschen Team. Höhepunkt war im vergangenen Jahr in Peking der Triumph im Olympia-Einzel. Bei der Heim-WM in Oberhof glänzte Herrmann-Wick mit Gold im Sprint sowie Silber in Verfolgung und Staffel. Da hatte „der Zug noch keine Bremse“, wie es in ihrem Lieblings-Partyschlager heißt.
Weltmeisterin war sie zudem 2019 in Östersund in der Verfolgung geworden. Die Athletin vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal, die seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt in Ruhpolding hat, gewann neben drei Olympiamedaillen insgesamt neun WM-Medaillen. Zudem stand Herrmann-Wick 14-mal im Weltcup ganz oben - bei 36 Podestplatzierungen. Nur der Sieg im Gesamtweltcup gelang ihr nie.
Der Abschied vom Leistungssport kommt nicht überraschend. Schon nach ihrem Olympiasieg war über ein Karriereende spekuliert worden. „Am Ende muss es sich rund anfühlen“, hatte sie erklärt. Jetzt fühlt es sich offenbar rund an.
Der DSV verliert nach Neuner, die 2011 mit 24 zurückgetreten war, und Dahlmeier, die 2019 im Alter von 25 keine Motivation mehr hatte, erneut seine Frontfrau. Eine adäquate Nachfolgerin ist (noch) nicht in Sicht, auch weil Franziska Preuß mit gesundheitlichen Problemen schon lange fehlt. Vanessa Voigt, Schneider und Hanna Kebinger (alle 25) könnten am ehesten in die riesigen Fußstapfen treten, Selina Grotian (18) verbreitete mit viermal Gold bei der Junioren-WM Hoffnung.
Bei den Männern hatte Benedikt Doll dagegen erst vergangene Woche entschieden, dass er noch einen Winter weitermachen wird. „Es macht mir immer noch Spaß, ich will noch mal angreifen“, sagte Doll - Herrmann-Wick zog dagegen die Bremse. (sid)