Rennverein wird 125Boss lüftet Kölner Tribünen-Sensation: „Weiß nicht, ob das heute möglich wäre“

Die Tribünen an der Rennbahn in Weidenpesch vor über 100 Jahren.

Rennbahn Weidenpesch historisch: Ein Foto der alten Tribünen vor über 100 Jahren.

Es ist einer der ältesten Sport-Vereine von Köln: Der Kölner Rennverein wird am 28. April 2022 125 Jahre alt. Interview mit dem Geschäftsführer Philipp Hein.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Einen Besuch auf der Rennbahn sollte jeder Kölner schon mal erlebt haben. Aber auch für Touristen aus ganz Deutschland oder der Welt ist ein Besuch auf der Rennbahn in Köln-Weidenpesch ein Erlebnis.

Und beim Kölner Rennverein feiern sie am Freitag (29. April 2022) ein besonderes Jubiläum: das 125-jährige Bestehen! Mit 11.500 Zuschauern im Schnitt pro Renntag im Jahr 2019 zählt die Galopprennbahn zu den beliebtesten Freizeitzielen in Köln. Vor dem Jubiläumstag war Geschäftsführer Philipp Hein (35) zu Besuch in der EXPRESS-Redaktion. Das Interview:

Wie lief die Gründung damals ab?

Philipp Hein: Am 29. April 1897 trafen sich 47 hochrangige Bürger der Stadtgesellschaft in den Räumen des Hotel Disch, um den Kölner-Rennverein zu gründen. Schon 1898 fanden dann die ersten Rennen für Englische Vollblüter statt.

Philipp Hein arbeitet als Geschäftsführer für den Kölner Rennverein.

Philipp Hein, Geschäftsführer des Kölner Rennvereins, beim Redaktionsbesuch bei EXPRESS.de am 28. April 2022.

Der Geburtstag des Rennvereins ist also nicht identisch mit Entstehung der Rennbahn in Weidenpesch?

Hein: Nein, die Rennbahn wurde nach der Gründung 1897 innerhalb eines Jahres gebaut. Am 3. September 1898 fand dann das erste Rennen statt. Man rätselt immer noch, wie innerhalb dieses einen Jahres diese ganze Infrastruktur in Köln hochgezogen werden konnte. Die Gebäude, die beiden Tribünen, die wir immer noch haben auf der Rennbahn, stammen aus der Gründerzeit. Man hat das innerhalb von zwölf bis 14 Monaten erbaut, zu damaliger Zeit mit der aufwändigen Stahlkonstruktionen. Ich weiß nicht, ob das heute möglich wäre.

Gibt es einen Festakt zum 125. Geburtstag?

Hein: Wir verteilen das auf viele kleinere Veranstaltungen. Wir wollen alle abholen, da gibt es zum Beispiel ein Familienfest am Pfingstmontag mit einem großen Höhner-Konzert. Die Rennbahn wird im Jubiläumsjahr möglichst vielen zugänglich gemacht und die Saison steht im Zeichen des Jubiläums. Den ganz klassischen Festakt gibt es nicht.

Das steht 2022 an auf der Rennbahn in Köln-Weidenpesch

  1. Im Training sind ungefähr 350 Vollblüter
  2. Im Jahr 2022 stehen zehn weitere Renntage auf dem Programm
  3. 8. Mai: Benefizrenntag
  4. 22. Mai: Mehl-Mülhens-Rennen
  5. 6. Juni: Union-Rennen
  6. 16. Juni: Feiertags-Renntag
  7. 10. Juli: Sommer-Renntag
  8. 30. Juli: BBAG Auktionsrennen
  9. 25. September: 60. Preis von Europa
  10. 9. Oktober: Preis des Winterfavoriten
  11. 30. Oktober: Herbst-Renntag
  12. 12. November: Saisonfinale

Pferderennen seit 125 Jahren – in der Gesellschaft hat sich in dieser Zeitspanne so viel verändert. Wo sehen Sie den Galoppsport im Jahr 2022?

Hein: Die Rennbahn ist nach wie vor ein Zuschauermagnet, aber es geht leider nicht mehr hauptsächlich um die Pferde, den Kern des Sports selber. Es ist heute eher das Event, die Möglichkeit, mit der Familie drei bis fünf Stunden im Grünen zu verbringen. Aber natürlich bleiben die Rennen eine Attraktion. Aber es kommen keine Zuschauer mehr 15 Mal im Jahr auf die Rennbahn, um den Sport zu sehen. Es sind eher Familien, die drei- bis viermal im Jahr kommen und das als Freizeitevent sehen. Aber es ist seit 125 Jahren eigentlich unverändert auf der Rennbahn mit Pferderennen, man konnte drauf wetten und nebenbei etwas essen und trinken. Es ist schon faszinierend, dass sich das über 125 Jahre gehalten hat und ich sehe auch keinen Grund, warum das sich nicht weitere 100 Jahre halten sollte.

Spüren Sie nach Corona eine neue Euphorie?

Hein: Ja, total. Wir nehmen auch eine extreme Verjüngung wahr. Beim FC-Renntag am Ostermontag waren 14.000 Besucher da. Da war es faszinierend zu sehen, wie der Altersschnitt um fünf bis acht Jahre nach unten ging im Vergleich zu 2019. Wir hatten noch nie so viel Traffic auf EC-Cash-Geräten. Das zeigt, die jüngere Generation ist da, hat Bock auf den Event. Die kaufen sich ein Ticket digital im Vorverkauf. Wir werden moderner, das macht Mut für die Zukunft.