Drei Österreicher führen die Gesamtwertung der Vierschanzentournee an. Ein Teil der Konkurrenz findet das äußerst verdächtig.
„Müssen alle große Eier haben“Ösi-Dominanz weckt Verdacht – wird bei der Tournee getrickst?
Die Österreicher springen bei der Vierschanzentournee allen davon – sehr zum Leidwesen der DSV-Adler. Nun äußert ein Teil der Konkurrenz einen brisanten Verdacht: Haben die Ösis etwa getrickst?
Bereits nach dem Dreifach-Erfolg der ÖSV-Springer zum Auftakt in Oberstdorf stichelte der Norweger Halvor Egner Granerud (28) beim Sender NRK: „Es ist seltsam und sehr ungewöhnlich, dass eine Nation so dominiert“. Wäre er an Pius Paschkes (34) Stelle, „wäre ich wahrscheinlich ziemlich misstrauisch“, so der zweimalige Gesamtweltcup-Sieger und Tournee-Gewinner von 2023.
Norwegische Ex-Springerin: Dominanz ist „absolut krank“
Paschke war mit fünf Siegen im Gepäck als Weltcupführender in den Saison-Höhepunkt gegangen. Doch der Traum vom ersten deutschen Gesamtsieger seit Sven Hannawald (50) scheint nach Platz vier in Oberstdorf und Platz neun in Garmisch-Partenkirchen schon fast wieder ausgeträumt.
Stattdessen ist bislang Daniel Tschofenig der große Tournee-Überflieger. Der 22-Jährige hat nach seinem Sieg auf der großen Olympiaschanze und zuvor Platz drei in Oberstdorf die Führung in der Gesamtwertung übernommen – und liegt mittlerweile auch im Gesamtweltcup vor Paschke.
Auf den Plätzen zwei und drei in der Tournee-Wertung folgen mit Jan Hörl (26) und Stefan Kraft (31) ebenfalls zwei Österreicher. Die frühere Weltklasse-Springerin Maren Lundby (39) aus Norwegen bezeichnete die Ösi-Dominanz als „absolut krank“ und spekulierte auf einen Materialvorteil: „Es ist verdächtig. Da muss etwas sein.“
Im Fokus des Verdachts: die Anzüge. Sind die bei unseren südlichen Nachbarn etwa weiter als bei der Konkurrenz und bieten dadurch in der Luft mehr Tragweite? „Die müssen alle große Eier haben“, zitiert die „Bild“ einen Insider. Auch am Schritt werden die Sprunganzüge auf eine mögliche Überweite gemessen. Zudem wird angeblich über einen besonderen Stoff und spezielle Bindungen beim ÖSV-Team getuschelt.
Österreichs Cheftrainer Andreas Widhölzl (48) bezeichnete die Schummel-Vorwürfe als „Blödsinn. Das sind keine neuen Anzüge, die haben wir bereits seit Lillehammer und sie wurden auch von FIS-Materialkontrolleur Christian Kathol mehrfach abgenommen.“ Er sieht bei seinen Athleten derzeit schlicht und einfach Vorteile bei der Sprungtechnik. Zudem sprängen sie derzeit mit einem enormen Selbstbewusstsein.
Der angesprochene Österreicher Kathol, der beim Weltverband FIS für die Kontrollen zuständig ist, weist die Spekulationen ebenfalls von sich. „Alle Springer wurden vor der Saison mit 3D-Scannern durchleuchtet und diese Bilder lügen nicht. Alle wurden mit einer einheitlichen Unterhose vermessen“, betonte er gegenüber der „Bild“.
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Während vor allem in Norwegen das Misstrauen trotzdem groß ist, setzt man im Lager der DSV-Adler auf das Prinzip Hoffnung. „Es ist nicht unmöglich. Man muss erstmal acht Sprünge runterbringen“, machte Karl Geiger (31) nach seinem sechsten Platz in Garmisch auch seinem Teamkollegen Paschke Mut.
Und Paschke? Der sagte angesichts eines Rückstands von stolzen 14 Metern auf Tschofenig: „Ich schaue nicht auf die Gesamtwertung, die war mir schon vor dem Garmisch-Springen egal. Es ist nur wichtig, was ich oben auf der Schanze mache. Und das wird auch in Innsbruck so sein. Ich messe mich an mir selber, alles andere ist egal.“ Die vermeintlichen Materialvorteile der Ösis – sie sind zumindest nach außen hin kein Thema im deutschen Lager.