Herzzerreißende BilderBronze-Ärger eskaliert: Olympia-Küken um Medaille betrogen?

Die rumänische Olympia-Turnierin Ana Barbosu am 28. Juli 2024 bei der Turn-Qualifikation in den Armen ihres Trainers.

Die rumänische Olympia-Turnierin Ana Barbosu am 28. Juli 2024 bei der Turn-Qualifikation in den Armen ihres Trainers.

Die rumänische Turnerin Ana Barbosu jubelt zu früh über Bronze. Nun protestiert Ministerpräsident Marcel Ciolacu gegen eine vermeintlich ungerechte Behandlung.

von Béla Csányi  (bc)

Ein Olympia-Aufreger zieht jetzt immer größere Kreis! Aus Protest gegen die nachträgliche Zurücksetzung der Turnerin Ana Barbosu (18) hat Rumäniens Ministerpräsident Marcel Ciolacu (56) seine geplante Teilnahme an der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in Paris abgesagt.

In der Heimat war am Montag (5. August 2024) bereits euphorisch über die Medaillen-Premiere für das Turn-Küken, das erst am Tag der Olympia-Eröffnungsfeier seinen 18. Geburtstag gefeiert hatte, gejubelt worden. Dann folgte die bittere Wende in einer „skandalösen Situation“, wie Ciolacu beklagte.

Turnerin jubelt über Olympia-Bronze – und steht mit leeren Händen da

„Ich erinnere mich sehr gut, wie die Russen uns während des Kommunismus bei Olympia bestohlen haben und wie wir damals versucht haben, mit ihnen zu streiten. Ich will heute mit niemandem streiten, sondern nur gegen die klare Ungerechtigkeit gegen die Rumäninnen protestieren“, schrieb der 56-jährige Ciolacu bei Facebook.

„Eine Medaille, die durch ehrliche Arbeit erworben wurde, abzuerkennen aufgrund eines Einspruchs, den weder die Trainer noch die Top-Techniker verstehen, ist völlig inakzeptabel“, so der Politiker weiter: „Ich konnte mir ihre Tränen nicht ansehen und dabei einfach so akzeptieren, dass so etwas normal sein soll.“

Barbosu war im Wettbewerb am Boden zunächst mit 13,700 Punkten auf Platz drei geführt worden und hatte bereits mit der Landesflagge über den Schultern auf dem Podium der Arena Bercy ihre Bronzemedaille gefeiert. Dann folgte der wohl bitterste Moment ihres Lebens.

Zwischenzeitlich war einem Einspruch des US-Teams gegen die Wertung von Jordan Chiles (23) stattgegeben worden. Durch die damit verbundene Anerkennung eines höheren Schwierigkeitswertes ihrer Übung wurde ihre Note auf 13,766 Punkte nach oben korrigiert, wodurch sie Olympia-Bronze gewann und die Rumänin auf den vierten Platz verdrängte.

Sein Volk sei wie betäubt von dieser „grauenhaften Szenerie“, schimpfte Ciolacu. Sowohl Barbosu als auch die punktgleiche Landsfrau Sabrina Maneca-Voinea (17) würden vom Staat nun immerhin so entlohnt werden, als hätten sie eine Olympia-Medaille gewonnen, versprach er.

Tatsächlich ergaben sich durch das tragische Schicksal von Barbosu herzzerreißende Bilder, als sie plötzlich vom US-Protest erfuhr, geschockt auf die Anzeigetafel blickte und schließlich weinend aus der Halle geführt werden musste.

Hier gibt es die Bilder auf X zu sehen:

Olympiasiegerin wurde die Brasilianerin Rebeca Andrade (25/14,166 Punkte) vor US-Superstar Simone Biles (27/14,133). Auf dem Podium hatte es dann trotz der vorigen Diskussionen noch einen denkwürdigen Olympia-Moment gegeben.

Bei Andrades Gang aufs Podium verbeugten sich die beiden US-Amerikanerinnen anerkennend auf ihren Plätzen links und rechts vor der Siegerin, erwiesen der überlegenen Konkurrentin damit den größtmöglichen Respekt. (dpa/bc)