„Herz gebrochen“Wut-Pöbeleien, drei Jahre Sperre: Deutscher Hockey-Star nahm für Olympia alles in Kauf

Gonzalo Peillat (Mitte, mit der Nummer 16) jubelt über ein Tor.

Gonzalo Peillat (Mitte, mit der Nummer 16) erlebt in Paris seine ersten Olympischen Spiele – zumindest als Deutscher. Das Foto zeigt ihn beim Torjubel gegen Südafrika am 30. Juli 2024.

Für die Chance, mit Deutschland um Olympia-Gold zu spielen, nahm Hockey-Star Gonzalo Peillat sogar eine dreijährige Sperre auf sich.

von Antje Rehse  (are)

Vor acht Jahren sorgte Hockey-Star Gonzalo Peillat (31) bei Olympia in Rio noch für das deutsche Aus. Im Halbfinale der Spiele in Brasilien verwandelte Peillat – damals noch im Argentinien-Trikot – drei Strafecken gegen Deutschland.

Er durfte später als Kapitän über Gold jubeln, Deutschland musste sich mit Bronze begnügen. Acht Jahre später kämpft Peillat wieder bei Olympia um Gold, diesmal aber mit Deutschland.

Peillat pöpelt nach Sieg gegen Argentinien-Fans zurück

2022 wurde er eingebürgert, gab nur einen Monat später sein Debüt im DHB-Trikot. Mittlerweile ist er mit Deutschland Weltmeister, in Paris soll der Olympia-Triumph folgen.

Dem Nationen-Wechsel vorausgegangen war ein Zerwürfnis mit dem argentinischen Verband, 2019 beendete Peillat im Streit seine Nationalmannschaftskarriere, war 2021 bei den Spielen in Tokio schon nicht mehr dabei. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sein neues Ziel schon längst im Blick: für Deutschland auflaufen.

Der erste Kontakt mit dem Deutschen Hockey-Bund sei Ende 2020 über den damaligen Bundestrainer Kais Al Saadi zustande gekommen, erzählte Peillat in einem Interview auf der Verbandshomepage. Als er bei einem Telefonat gemerkt habe, worum es gehe, sei er „sprachlos“ gewesen. Die „einzigartige Chance“ war ihm sofort bewusst, nach reiflicher Überlegung ergriff er sie.

„Ich möchte nicht zu sehr in die Vergangenheit zurückkehren, aber die Entscheidung war damals nicht einfach. Sie hat mir das Herz gebrochen“, sagte Peillat gegenüber der „Bild“.

Im Hockey ist ein solcher Nationen-Wechsel möglich, bringt aber eine dreijährige Sperre mit sich. Um für Deutschland spielen zu dürfen, nahm Peillat das auf sich.

Deutschland kennt der Eckenspezialist ohnehin bestens, läuft er doch seit 2016 für den deutschen Meister Mannheimer HC auf, ebenso wie seine Frau Florencia. Das Paar erwartet im September das erste gemeinsame Kind. Er hoffe, so scherzte Peillat in Paris schon, das Kind „bleibt noch ein bisschen im Bauch“.

Brisant: Im Viertelfinale ging es für den deutschen Nationalspieler gegen sein Geburtsland. In einem hitzigen Duell setzte sich die DHB-Auswahl mit 3:2 gegen Argentinien durch, Peillat traf zum zwischenzeitlichen 2:1.

Im argentinischen Fernsehen auf die vielen Hass-Nachrichten, die ihn von Argentinien-Fans bei Social Media erreicht hatten, sagte Peillat : „Am Ende ist es mein Leben. Wem es gefällt, schön. Wem nicht: sorry. Wie schon Maradona sagte: ‚Ihr könnt mir weiter einen bl***n‘.“ Dass das Interview nicht dazu beitrug, die Gemüter zu beruhigen, kann sich jeder vorstellen.

„Das Kapitel Argentinien ist für mich geschlossen. Ab dem Moment, an dem ich mich entschieden habe, für Deutschland zu spielen, tue ich das zu 100 Prozent“, so der Olympiasieger von 2016. Für Peillat soll der Sport im Vordergrund stehen.

Noch ein Sieg fehlt ihm mit der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) bis zum ganz großen Triumph bei den Olympischen Spielen in Paris. Am Donnerstag (19.00 Uhr) geht es im Stade Olympique Yves-du-Manoir in einer Neuauflage des Finals von 2012 für Deutschland gegen die Niederlande. (mit sid)