„Mieser Beigeschmack“Köhler bricht nach Olympia-Rennen in Tränen aus – schlimmer Verdacht

Angelina Köhler stieg nach ihrem Rennen weinend aus dem Becken.

Angelina Köhler stieg nach ihrem Rennen am 28. Juli 2024 weinend aus dem Becken.

Was für eine bittere Olympia-Erfahrung für Angelina Köhler: Die deutsche Schwimmerin verpasst in Paris knapp eine Medaille. Und hinter dem Erfolg ihrer Konkurrentin stehen große Fragezeichen.

von Antje Rehse  (are)

Bittere Tränen bei Angelina Köhler. Die deutsche Schwimmerin hat bei den Olympischen Spielen die erhoffte Medaille knapp verpasst, landete über 100 Meter Schmetterling auf dem undankbaren vierten Platz.

Schon im Becken kamen Köhler die Tränen. Wenige Minuten später war sie im ZDF-Interview noch immer untröstlich. „Es ist so super traurig. Ich habe alles gegeben. Vierter ist der erste Verlierer“, sagte sie mit verheulten Augen und sichtlich verzweifelt. „Es ist gerade ein bisschen scheiße. Ich muss das erstmal verarbeiten.“

Olympia-Legende schießt gegen Dopingjäger der Wada

Besonders bitter für die Weltmeisterin: Es war ausgerechnet die Chinesin Zhang Yufei (26), deren Olympia-Start wegen einer mutmaßlich positiven Dopingprobe hochumstritten war, die Köhler Bronze wegschnappte.

Im April dieses Jahres war durch Medienrecherchen, unter anderem von ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt (61), bekanntgeworden, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden waren. Sie wurden jedoch nicht gesperrt, elf von ihnen sind bei Olympia in Paris dabei.

Die Welt-Doping-Agentur Wada akzeptierte die Erklärung, dass alle in einem Hotel kontaminiertes Essen zu sich genommen hatten. Ein Chat soll allerdings beweisen, dass sich zur Zeit der Kontrollen gar nicht alle positiv getesteten Sportlerinnen und Sportler im selben Hotel aufgehalten haben.

Der Fall sorgte für großes Unverständnis im Schwimmsport. Schwimm-Legende Michael Phelps (39) zog öffentlich die Rolle der Wada in Zweifel. „Als Athleten können wir nicht weiter blind der Welt-Anti-Doping-Agentur vertrauen – eine Organisation, die immer wieder beweist, dass sie entweder unfähig oder unwillig ist, ihre Regeln weltweit durchzusetzen“, sagte der Rekord-Olympiasieger (23-mal Gold) jüngst vor einem US-Ausschuss.

Wie groß der Schatten ist, denn der Fall auf die Spiele wirft, erfuhr Köhler nun an der eigenen Haut. Ihr fehlten am Sonntagabend 21 Hundertstelsekunden zu Zhang Yufei. „Es hat natürlich immer einen miesen Beigeschmack, solche Geschichten. Ich hoffe, dass da nochmal Aufklärung kommt“, sagte Köhler am späteren Abend. „Ich stehe für sauberen Sport. Ich stehe für Gerechtigkeit und wir werden sehen.“

Ähnlich hatte sie sich bereits im Vorfeld der Spiele geäußert. „Solche Vorfälle erschüttern uns Sportler – vor allem die Sportler, die sauberen Sport betreiben.“

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Zhang Yufei selbst hatte zuletzt die Hoffnung geäußert, dass ihre internationalen Konkurrentinnen an ihre Unschuld glauben. „Ich glaube nicht, dass es einen einzigen Athleten gibt, weder aus China noch aus dem Ausland, der positiv auf Doping getestet werden würde“, sagte sie in einer bestenfalls als naiv zu bezeichnenden Einschätzung. „Sie würden nicht all die harte Arbeit zerstören wollen, die sie im Laufe der Jahre in Bezug auf Doping geleistet haben.“

Die drei Medaillengewinnerinnen über 100 Meter Schmetterling: Torri Huske (M.) und Gretchen Walsh aus den USA, sowie die Drittplatzierte Zhang Yufei.

Die drei Medaillengewinnerinnen über 100 Meter Schmetterling: Torri Huske (M.) und Gretchen Walsh aus den USA, sowie die Drittplatzierte Zhang Yufei.

Die nun mit Bronze dekorierte umstrittene Athletin berichtete im Vorfeld der Spiele davon, dass sie und ihre Teamkollegen und -kolleginnen in den vergangenen Monaten drei bis viermal die Woche getestet worden seien.

Köhler betonte mit einigem Abstand zum Rennen: „Erstmal gehört die Medaille ihr und da gibt es nichts auszusetzen.“ Ein Nachspiel scheint nicht ausgeschlossen ... (mit dpa)