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Ein Jahr vor Olympia„Lügengebilde“: Viele Probleme in Paris – große Vorfreude auf Deutsches Haus

Nike Lorenz, Karla Borger, Fabian Hambüchen, Thies Prinz und Mareike Miller posieren gemeinsam.

Nike Lorenz, Karla Borger, Fabian Hambüchen, Thies Prinz und Mareike Miller (v.l.) posierten beim Treffen am Dienstag (25. Juli 2023) in Köln vor dem Bild des Deutschen Hauses.

Ein Jahr vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris trüben einige Probleme noch die Vorfreude. Verantwortliche und Aktive sehen aber auch eine große Chance in den Spielen im Nachbarland.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Sport-Fans können sich auf das Jahr 2024 zurecht extrem freuen. Erst steigt die Handball-EM im Rheinland, dann folgt die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land. Und schließlich beginnen am 26. Juli die Olympischen Sommerspiele in Paris – in knapp dreieinhalb Stunden von Köln erreichbar.

Doch ein Jahr vor dem Groß-Event in der französischen Hauptstadt rumort es an mehreren Stellen. Bei der sogenannten „SID Mixed-Zone“ wurde am Dienstag (25. Juli 2023) in Köln der aktuelle Stand in Sachen Olympia beleuchtet.

Paris 2024: DOSB rechnet mit einem 420- bis 450-köpfigen Team

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) rechnet für die Sommerspiele mit einem 420- bis 450-köpfigen Team, sagt Olaf Tabor (52), DOSB-Vorstand für Leistungssport. Gefragt nach den Medaillenerwartungen, winkt er ab: „Da habe ich noch keine Antworten.“ 2021 in Tokio hatte Deutschland mit 10 Gold, 11 Silber und 16 Bronze den neunten Platz im Medaillenspiegel belegt und damit seinen Abwärtstrend fortgesetzt.

„Wir werden mit einem Team an die Seine fahren, das in der Lage sein wird, Erfolge zu erringen und hoffentlich auch für die eine oder andere positive Überraschung zu sorgen. Allerdings konkurrieren wir mit immer mehr Nationen, die richtig gut aufgestellt sind“, sagte Tabor. „Meine Hoffnung ist, dass wir den Trend nach unten bremsen können und bessere Ergebnisse für Deutschland erzielen, als es zuletzt der Fall war.“

Friedhelm Julius Beucher spricht beim Talk.

Friedhelm Julius Beucher machte bei der Talkrunde nochmals seine klare Haltung zum Ausschluss Russlands bei den Olympischen Spielen 2024 deutlich.

Dass beim Thema Sommerspiele in Paris noch keine richtige Euphorie aufkommen will, obwohl schon 6,8 der acht Millionen Tickets verkauft sind, hat mehrere Gründe. Brennende Autos, beschädigte Gebäude, reihenweise Festnahmen und Verletzte: Die Unruhen im Juni nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf den Jugendlichen Nahel M. haben Frankreich erschüttert.

Erstmals in der Geschichte werden die Spiele nicht in einem Stadion eröffnet. Mehr als 100 Boote mit Athletinnen und Athleten, Offiziellen, Sicherheitskräften und TV-Teams werden auf einer sechs Kilometer langen Strecke die Seine herunterfahren. Rund 500.000 Menschen werden am Ufer erwartet. Die Frage bleibt, wie sicher das Event sein wird. 35.000 Einsatzkräfte sind geplant, die Sicherheitskosten werden mit 200 Millionen Euro taxiert.

Das Maskottchen für Olympia 2024.

Leuchtend rote phrygische Mützen mit Augen und Sneakern sind die Maskottchen für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 in Paris.

Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher (77), sieht auch Probleme beim Verkehr. 15 bis 20 Millionen Menschen werden zu den Olympischen Spielen erwartet, 85.000 Teilnehmende strömen in die Hauptstadt und müssen bewegt werden.

Zudem bleibt die Frage, ob „neutrale“ Sportler aus Russland und Belarus in Paris an den Start gehen können. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und Präsident Thomas Bach (69) spielen auf Zeit. Beucher hingegen bekräftigte seine Forderung nach einem Ausschluss. „Der grauenvolle Krieg schickt uns jeden Tag immer schlimmere Bilder. Es gibt nicht den geringsten Grund, diese Position infrage zu stellen. Das ist eine Frage von Moral, Haltung und Anstand“.

Mit offener Kritik an Bach hielt er sich vorsichtig zurück. „Er hat eine andere Meinung“, sagte er diplomatisch. Von der Möglichkeit, die Aktiven zuzulassen, wenn diese eine Antikriegserklärung unterschreiben, hält Beucher nichts: „Das ist Augenwischerei und mehr ein Lügengebilde.“

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Ein Highlight dürfte in Paris das Deutsche Haus werden. Im Stade Jean Bouin – sportliche Heimat der Rugby-Mannschaft von „Stade Francais“ – wird erstmals ein Stadion Treffpunkt der nationalen olympischen und paralympischen Familie. Unter dem Motto „Eine(s) für alle“ wird dieses auch mit der „Fanzone“, die auf dem Spielfeld mit Biergarten und Großbildleinwand eingerichtet wird, eine Anlaufstelle für alle deutschen Fans.

Fabian Hambüchen (35), der für TV-Sender Eurosport erneut im Deutschen Haus als Reporter unterwegs sein wird, freut sich auf das Event: „Das Deutsche Haus war für mich als Athlet immer ein magischer Ort. Dort konnte man sich auch mal zurücklehnen. Und nach meiner Gold-Medaille 2016 haben wir dort die ganze Nacht durchgezecht.“

Olympische Spiele in Deutschland? Traum von Bewerbung für 2036

Die Spiele von Paris, darin waren sich viele Experten beim Treffen in Köln einig, könnten Emotionen auslösen, die auch eine deutsche Bewerbung befeuern würden. Nach sechs gescheiterten Versuchen peilt der Deutsche Olympische Sportbund an, sich frühestens für die Olympischen Spiele 2036 erneut zu bewerben. 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin wäre das ein starkes Statement.

„Bis Jahresende gilt es nun, gemeinsam mit der Bevölkerung die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einer möglichen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele zu definieren“, sagte der Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung, Stephan Brause.