Am Samstag (12. Februar 2022) traf Deutschland im olympischen Eishockey-Turnier auf Gastgeber China. Eine kuriose Mannschaft.
„Bin eindeutig kein Chinese“Olympia-Farce: Deutschland blamiert sich fast gegen Fake-Team des Gastgebers
Olympisches Turnier, zweites Spiel: Nach dem ernüchternden 1:5 zum Auftakt gegen Kanada traf die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft am Samstag (12. Februar 2022) Gastgeber auf China. Die Mannschaft spielt normalerweise als Kunlun Red Star in der russischen KHL. Im ersten Spiel hatten die Chinesen 0:8 gegen die USA verloren. Ein hoher Sieg der deutschen Mannschaft wurde auch erwartet. Doch es kam anders.
Nach 14 Minuten führt Deutschland mit 1:0 durch Marcel Brandt. In der 16. Minute fiel das 2:0 nach einem schönen Schuss von Korbinian Holzer. Mit der Zwei-Tore-Führung geht es nach 20 Minuten Spielzeit in die erste Pause. Nach 25 Minuten hieß es schon 3:0, Dominik Kahun fälschte einen Schuss von Moritz Müller ins Tor ab. Kurz vor dem Ende des zweiten Drittels konnten die Chinesen auf 1:3 verkürzen. Das erste Tor erzielte Fu Shuai alias Spencer Fu. Im Schlussdrittel dann sogar das 2:3 - zehn Minuten vor Schluss.
Am Ende mogelte sich das DHB-Team zum knappen Sieg. „Dass man so zittern muss, war nicht zu erwarten. Deutschland war tonangebend, aber sie haben das Spiel aus der Hand gegeben. Da hat man sich mehr erwartet“, sagte ZDF-Experte Rick Goldmann. Deutschland schrammte wirklich knapp einer Blamage gegen das Fake-Team der Chinesen vorbei.
Denn China ist die kurioseste Nationalmannschaft des olympischen Turniers im Eishockey: 16 der 25 Spieler sind Nordamerikaner. Wegen der krassen Unterlegenheit des Weltranglisten-32. wollte der Weltverband IIHF den Chinesen sogar das traditionelle Olympia-Startrecht entziehen. Doch das hätte zu einem Eklat geführt. So fand man eine andere Lösung.
Olympia: China-Team spielt mit falschen Namen auf den Trikots
Das KHL-Team aus Peking wurde im Vorfeld als Team China gemeldet. Die Kunlun Red Stars spielen aktuell wegen der Corona-Pandemie ihre Spiele in Moskau. In der KHL ist Kunlun abgeschlagen Letzter. Den 13 Kanadiern, drei US-Bürgern und einem Russen wurden kurzerhand chinesische Namen verpasst. Dabei wählten die Spieler teilweise die Namen ihrer Großeltern, die schon verstorben sind. Manche haben tatsächlich Vorfahren in China, aber bei den strengen Einbürgerungsformalien machte man vor Olympia oft auch ein Auge zu.
Der eigentlich kanadische Stürmer Ethan Werek hat auf dem Trikot nun den Namen Wei Ruike stehen - was für eine Olympia-Farce! ZDF-Experte Rick Goldmann musste schmunzeln am Samstag bei der Übertragung: „Sei's drum, wir bleiben hier bei den chinesischen Namen, auch wenn die Spieler eigentlich anders heißen.“
Eishockey bei Olympia: China kaum konkurrenzfähig
„Ich habe meinen US-Pass noch“, sagt Jieke Kailiaosi, der eigentlich Jake Chelios heißt, und Sohn der NHL-Ikone Chris Chelios ist. „Ich bin eindeutig kein Chinese, aber ich spiele seit drei Jahren für ein chinesisches Team, bekam die Chance, hier zu leben, und ich liebe es“, sagte Chelios. Der Coach, Ivano Zanatta, kommt aus Italien, gesprochen wird Englisch.
Immerhin: Neun in China geborene Spieler wahren ein wenig den Schein. Beim deutschen Team schaute man etwas skeptisch auf den Gegner. „Zu Olympia gehört doch auch immer ein Hauch Exotik“, sagte Bundestrainer Toni Söderholm mit einem Augenzwinkern.
Rein sportlich wollte Deutschland vor dem Duell einen Sieg. „Das ist eine Nation, die wir schlagen können“, sagte Matthias Plachta, „Man muss aber jeden Gegner ernst nehmen.“ China verlor das erste Spiel 0:8 gegen das US-Team. Deutschland kam nun nur zu einem knappen 3:2-Erfolg.
Der Organisator des olympischen Eishockey-Turniers von Pyeongchang 2018, Martin Hyun, hat das Projekt des chinesischen Teams bei den Winterspielen in Peking relativiert. Der in Deutschland als Sohn südkoreanischer Eltern geborene frühere DEL-Spieler Hyun wies darauf hin, dass im Sport allgemein Einbürgerungen für Nationalteams nicht ungewöhnlich seien. „Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft machte in den Achtziger- und Neunzigerjahren auch massiv davon Gebrauch“, sagte Hyun in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Auch im deutschen Olympia-Team 2018 hätten nicht nur gebürtige Deutsche gestanden: „Die Silbermedaillengewinner von Pyeongchang hatten mit Daryl Boyle und Brooks Macek auch zwei gebürtige Kanadier im Team. In Pyeongchang waren sieben Nordamerikaner Teil der koreanischen Eishockey-Nationalmannschaft. Wir kennen das auch schon von der Handballmannschaft Katars: Einbürgerung, um konkurrenzfähig zu werden. Das ist schon lange ein Trend im Sport, nicht nur im Eishockey.“
Eishockey: Deutschland am Sonntag gegen USA
Für Deutschland geht es im olympischen Turnier am Sonntag (13. Februar 2022, 14.10 Uhr) weiter gegen die USA. Dann geht es um den Sieg in Gruppe A, nachdem die USA am Samstag Kanada mit 4:2 besiegt hatte.