Bitteres Olympia-Aus15-Jährige fliegt für fünf Sekunden um die halbe Welt – Fans wundern sich über unfairen Kampf

Daria Bilodid wirft Nera Tiebwa zu Boden.

Daria Bilodid lässt Nera Tiebwa am 29. Juli 2024 auf der Judo-Matte keine Chance.

Für ihren Olympia-Traum nimmt Nera Tiebwa eine lange Reise auf sich. Doch dann ist nach wenigen Sekunden alles vorbei.

von Antje Rehse  (are)

Mit 15 Jahren hat sich Nera Tiebwa den großen Traum von Olympia erfüllt. Die junge Judoka aus Kiribati hat sich für die Spiele in Paris qualifiziert, ist die einzige Frau in der nur dreiköpfigen Olympia-Delegation des Inselstaates.

14.000 Kilometer war sie gereist, um in Paris ihr Land zu repräsentieren. Am Montag war es so weit: Ein kurzes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie auf die Matte ging.

15-Jährige bei Olympia – warum geht das?

Doch dann musste sie erfahren, dass Olympia auch erbarmungslos sein kann. Ihr Kampf gegen die Ukrainerin Daria Bilodid (23), die vor drei Jahren in Tokio Bronze holte, dauerte nur fünf Sekunden! Nur so lange brauchte Bilodid, um einen Ippon, die höchstmögliche Wertung, zu schaffen.

Alles andere als eine Niederlage der 15-Jährigen gegen die Weltklasse-Judoka wäre eine Sensation gewesen. Aber nach fünf Sekunden schon rücklinks auf der Matte zu liegen – das hatte sich Tiebwa dann wohl doch anders vorgestellt. Selbst die 100-Meter-Sprinterinnen und -Sprinter, die bereits im Vorlauf ausscheiden, dürfen gut doppelt so lange Olympia-Luft schnuppern.

Die Teenagerin ließ sich die Enttäuschung aber nicht anmerken, ging erhobenen Hauptes aus der Halle. Im Netz gab es aufmunternde Worte.

Unter einem TikTok-Video von Eurosport sammelten sich zahlreiche Kommentare. „Sie hat schon mehr geschafft als 99 Prozent von uns allen“, stellte ein User fest. „Ist doch egal, wie schnell es ging. Sie war dabei“, meinte ein anderer. „Wie viele können schon sagen, ich war bei Olympia dabei?“ Das TikTok-Video siehst du hier:

Einige fragten sich aber auch, warum eine so junge Athletin überhaupt schon an den Spielen teilnehmen durfte. „Warum darf eine erwachsene Frau gegen ein Mädchen antreten?“, hieß es in einem Kommentar. Das IOC gibt bei Olympia kein Mindestalter vor, die einzelnen Weltverbände der Sportarten legen es selbst fest.

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Im Turnen müssen die Starterinnen und Starter im Jahr der Spiele mindestens 16 Jahre alt werden, in der Leichtathletik müssen sie volljährig sein. Besonders jung sind die Skateboarderinnen und Skateboarder. In Tokio holte vor drei Jahren die erst 13-jährige Momiji Nishiya Gold, die noch ein Jahr jüngere Hiraki Kokona gewann Silber.

In diesem Jahr triumphierte in der noch relativ neuen Olympia-Sportart bereits eine 14-Jährige, die jüngste Athletin bei den Spielen in Paris, die ebenfalls mit dem Skateboard startet, ist erst elf Jahre alt.

Nach dem Wirbel um die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, die als 15-Jährige bei den Winterspielen in Peking in einen Dopingskandal verwickelt war und unter dem Druck weinend zusammenbrach, hatte IOC-Präsident Thomas Bach (70) Überlegungen zu einem grundsätzlichen Mindestalter bei Olympia angekündigt, passiert ist aber noch nichts.