Der Druck ist enorm, doch Imane Khelif hält ihm stand. Die algerische Boxerin hat nach ihrem Viertelfinalsieg eine Medaille sicher. Gegnerin Anna Luca Hamori zündelte fies gegen Khelif - nicht besonders sportlich, oder?
Olympia-Boxerin Imane KhelifHamori zündelte fleißig gegen die Sportlerin: „Es ist ein Mann“
Boxerin Imane Khelif (25) hat ungeachtet der aufgeheizten Geschlechter-Debatte im olympischen Frauen-Wettbewerb das Halbfinale erreicht und damit eine Medaille bereits sicher. Die Algerierin setzte sich am Samstag (4. August 2024) im Viertelfinale gegen die Ungarin Anna Luca Hamori (23) einstimmig nach Punkten durch.
Anders als bei ihrem Auftaktsieg nach nur 46 Sekunden durch technischen K.o. gegen die Italienerin Angela Carini (25) gab es diesmal nach der Urteilsverkündung einen Handschlag mit der Gegnerin. Diese inszenierte sich im Ring als faire Verliererin, wünschte der Siegerin „alles Gute“. Eine Aufnahme aus dem Kampf bringt sie jetzt aber in Verruf. Inzwischen steht Imane Khelif im Olympia-Finale um Gold (Stand: 7. August 2024).
Anna Luca Hamori sorgt mit Frust-Statement gegen Khelif für Wirbel
Mit den Anfeuerungen zahlreicher algerischer Fans wurde Khelif in der Box-Halle im Norden von Paris lautstark zum Sieg gepusht, hat mindestens Bronze jetzt schon sicher. Nach Punkten gewann sie am Ende 5:0, musste diesmal aber mit mehr Mühe über die volle Distanz gehen.
Nach dem Urteil schlug Khelif vor Freude mit voller Wucht auf den Ringboden, salutierte und kämpfte anschließend mit den Tränen. „Das ist eine Frage der Würde und der Ehre für jede Frau und jedes Mädchen“, sagte sie beim Sender BeIn Sports.
Gegnerin Hamori hatte sich vor dem Kampf, der von zahlreichen internationalen Medien begleitet wurde, provokant zur hochemotional geführten Diskussion geäußert: „Wenn sie oder er ein Mann ist, wäre es für mich ein noch größerer Sieg, wenn ich gewinne.“ Bei Instagram teilte sie außerdem die Fotomontage mit einer Frau, die einer muskelbepackten Bestie im Boxring gegenübersteht.
Fälschlich wurden Khelif und Lin Yu-Ting (28) aus Taiwan immer wieder als Trans-Frauen bezeichnet, die Debatte um ihre Teilnahmeberechtigung dreht sich allerdings ausschließlich um zu hohe Werte natürlich produzierten Testosterons. Die sachliche Ebene hatte die Debatte über ihre Teilnahme in den vergangenen Tagen allerdings verlassen, Hamori zündelte dabei fleißig mit.
Vor der letzten Runde, als Hamori bereits klar war, dass nur noch ein Lucky Punch ihr den Sieg bescheren würde, legte die Ungarin dann sogar noch einmal nach. Aufnahmen aus dem Kampf zeigten bei genauem Hinhören, was die 23-Jährige in jenem Moment in ihrer Ringecke dachte und aussprach.
Als ihr Trainer sie noch einmal für die finalen drei Minuten anpeitschen wollte, schien Hamori zu resignieren – und flüchtete sich in Trotz. „Es ist ein Mann“, erwiderte sie mit energischem Kopfschütteln: „Ich kann nicht gewinnen.“
Nach der an vielen Fronten mit reichlich Polemik und falschen Fakten geführten Diskussion trug sie mit dieser Frust-Feststellung nicht dazu bei, die Lage zu beruhigen. Im Gegenteil: Stattdessen sorgte die wütende Einlassung mal wieder für neuen Wirbel, wurde bei Social Media aufgegriffen und mit Empörung über Khelif verbreitet.
Wie groß der Druck war, der nach Zweifeln, Hass und Verleumdungen aus aller Welt auf der Algerierin gelastet hatte, wurde in ihrem Tränen-Ausbruch nach dem Kampf deutlich. Khelifs Mutter Irene reagierte mit Stolz darauf, dass ihre Tochter dem enormen Druck standgehalten habe. „Sie ist mutig, trotz rassistischer und sexistischer Angriffe, die sie brechen sollen“, sagte sie laut Nachrichtenagentur AP im algerischen Fernsehen. (dpa/sid/bc)