Die ehemalige Eiskunstläuferin Katarina Witt empfindet das Abscheiden der deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris als peinlich.
„Ziemlich beschämend“Kati Witt fällt knallhartes Olympia-Urteil
Bei den Olympischen Spielen in Paris belegte Deutschland im Medaillenspiegel den 10. Platz. Mit insgesamt 33 Medaillen, darunter 12 Goldmedaillen, ist dies jedoch das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung.
Eiskunstlauflegende Katarina Witt (58) empfindet das Abschneiden der deutschen Sportler bei den Olympischen Spielen in Paris als peinlich. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte die zweifache Olympiasiegerin: „Ein zehnter Platz im Medaillenspiegel ist ziemlich beschämend für so eine führende Sportnation, die wir mal waren.“
Katarina Witt: „Wir werden immer bedeutungsloser“
Witt weiter: „Ich sehe darin ein Spiegelbild für die Situation, in der unser Land insgesamt steckt. Daran haben die Sportler selbst die geringste Schuld, es sind die Umstände, die ihnen einfach nicht das Training ermöglichen, das sie beim Kampf um die Weltspitze brauchen.“
Die Olympia-Bilanz der deutschen Sportler sage aber noch viel mehr aus, glaubt Witt: „Wir werden immer bedeutungsloser - leider will es die Politik weiterhin nicht wahrhaben. Wahrscheinlich sind deshalb auch die Wahlen so, wie sie sind, und deshalb bäumt sich der Osten ein bisschen mehr auf als er es bisher getan hat.“
Die Ursache dafür ist für die einstige DDR-Spitzensportlerin klar: „Ich bin mir sicher, dass dies auch ein Ergebnis der Wendezeit ist. Erst in den letzten drei, vier Jahren wurde angefangen, unserer Vergangenheit ein bisschen mehr Beachtung zu schenken.“
Witt ergänzt: „Jetzt wird die Politik von den Reaktionen der Menschen vor sich hergetrieben und fast gezwungen, längst überfällige Entscheidungen zu fällen. Denn nur reden hilft nicht, es müssen Taten folgen. Das gilt auch für den Sport.“
Sie sei sich sicher, dass dies auch ein Ergebnis der Wendezeit sei, sagte die viele Jahre in Chemnitz beheimatete Witt. Erst in den letzten drei, vier Jahren sei angefangen worden, der ostdeutschen Vergangenheit ein bisschen mehr Beachtung zu schenken. So habe es in der DDR ein sehr gutes Leistungssportsystem gegeben, das mit dem Mauerfall zerstört worden sei.
Die 58-Jährige sprach sich dafür aus, Olympia-Gold deutlich höher zu honorieren. „Wenn man, wie eine Athletin so passend äußerte, für einen Olympiasieg 20.000 Euro bekommt und für den nächsten Sieg vielleicht noch 5.000, jedoch die Dschungelkrone 100.000 Euro wert ist, läuft doch etwas schief“, äußerte Witt.
Kati Witt schwer berührt von Film über ihr Leben
Und Witt ergänzt: „15 Tage emotionales nackig machen im Gegensatz zu 15 Jahren hartes und entbehrungsreiches Training für olympische Höchstleistungen.“ Als Prämie für Gold schlug sie 50.000 oder sogar 100.000 Euro vor.
Am 3. Oktober thematisiert der ZDF-Spielfilm „Kati - Eine Kür, die bleibt“ Witts letzten olympischen Auftritt, der gleichzeitig ihr erster in einem gesamtdeutschen Team war.
Ganz besonders gefällt der zweifachen Olympiasiegerin darin Dagmar Manzel, die ihre frühere Trainerin Jutta Müller darstellt: „Sie macht das ganz hervorragend und berührend. Ich finde, sie setzt mit ihrer Darstellung Frau Müller ein Denkmal, auch weil sie Seiten zeigt wie Wärme, Liebe und manche Selbstzweifel“, erzählt die 58-Jährige.
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„Als ich das gesehen habe, dachte ich: Ein Glück, dass die Menschen jetzt durch den Film Frau Müllers private Seite sehen können. Man hat sie immer nur als streng und resolut wahrgenommen. Und selbst wenn sie Interviews gegeben gab, hat sie niemanden in ihre Seele blicken lassen. Zur Wendezeit schon mal gar nicht, dafür war sie viel zu stolz“, schildert die ehemalige Eiskunstläuferin.
Katarina Witt wurde 1984 und 1988 Olympiasiegerin im Eiskunstlauf. Außerdem sicherte sie sich viermal den WM-Titel. Sie startete im Einzellauf und gehörte zu den prominentesten Sportlern der DDR. Seit ihrem Karriereende ist Witt unter anderem als Unternehmerin und Moderatorin tätig. (dpa)