Ernüchterung bei Tour de FranceARD-Kommentator enttäuscht von Pogacar: „Was anderes gewünscht“

Die Tour de France 2024 geht unangefochten an Tadej Pogacar. Der Slowene dominierte das Rennen nach Belieben. ARD-Kommentator Florian Naß hätte sich bei der letzten Bergetappe andere Bilder gewünscht.

von Béla Csányi  (bc)

Tadej Pogacar (25) stellt bei der Tour de France 2024 alles in den Schatten. Der Dominator aus Slowenien sicherte sich nicht nur souverän das Gelbe Trikot, sondern krönte seine Überlegenheit auch mit sagenhaften sechs Etappensiegen.

Sein ärgster Konkurrent Jonas Vingegaard (27) fuhr zwar oftmals bis zuletzt am Hinterrad, wurde kurz vor dem Ziel dann aber immer wieder geschlagen. Bei der vorletzten Etappe am Samstag (20. Juli 2024) zeigte sich ARD-Kommentator Florian Naß (56) vom Rennverlauf auf dem letzten Kilometer enttäuscht.

Tour de France: Sieg geht erneut an Tadej Pogacar

Von hinten hatten Pogacar und Vingegaard das Feld auf der 132,8 Kilometer langen Etappe einmal mehr aufgerollt, waren am letzten Anstieg zum Col de la Couillole an allen Ausreißern vorbeigeflogen und als Duo auf dem Weg zum Zielstrich.

Einen Tag vor dem Abschluss der Tour hoffte Naß daher rund 500 Meter vor dem Ziel: „Gibt’s vielleicht sogar am Ende eine große Geste dieser beiden, der beiden Besten? Es deutet sich irgendwie für meine Begriffe an, so wie die sich eben angeschaut haben … Pogacar greift nicht an, ich lege mich da jetzt mal fest.“

Der Reporter wollte damit auf eine mögliche Zieldurchfahrt Arm in Arm – oder zumindest Rad an Rad – hinaus. Schließlich hatten sich die beiden Spitzenfahrer über drei Wochen immer wieder intensive Duelle geliefert, waren sowohl im Rennen als auch in den TV-Interviews aber stets fair und respektvoll miteinander umgegangen.

Selbst der langjährige Rad-Profi Fabian Wegmann (44) hatte als Co-Kommentator im Ersten bei Betrachtung der Bilder auf den letzten Metern einen ähnlichen Eindruck. Dabei hatte er zuvor noch über Pogacar gemutmaßt: „Ich glaube, der schenkt ihm nichts.“

200 Meter vor dem Ziel ging Vingegaard im Rücken von Pogacar dann ganz kurz aus dem Sattel, woraufhin sich der Slowene einmal umblickte, das Tempo verschärfte und binnen weniger Sekunden einige Meter Abstand zwischen sich und seinen Verfolger brachte.

So fuhr der Tour-Champion am Ende auch bei der letzten Bergetappe in Beuil alleine ins Ziel. „Pogacar macht es von vorne. Ich hätte mir was anderes gewünscht, wenn ich ganz ehrlich bin. Und ich habe etwas anderes erwartet“, kommentierte Naß die Zieldurchfahrt mit hörbarer Enttäuschung.

Arm in Arm gab es das Spitzenduo dann erst wenige Sekunden nach dem Rennen. Vingegaard gratulierte fair dem Sieger, der wiederum dem unterlegenen Verfolger seinen Respekt zollte. Bilder, die Florian Naß gerne schon kurz zuvor auf der Rennstrecke gesehen hätte.

Dass Pogacar bei der Tour keine Geschenke verteilen wollte, unterstrich er dann auch am Sonntag beim abschließenden Einzelzeitfahren.

Im Kampf gegen die Uhr setzte sich Pogacar mit 1:03 Minuten Vorsprung vor Vingegaard durch. Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel (Belgien) wurde Dritter und belegte auch in der Gesamtwertung Rang drei. Bester Deutscher am Sonntag war Simon Geschke auf Platz 62.

Die Frankreich-Rundfahrt endete erstmals in ihrer 121-jährigen Geschichte nicht in Paris. Grund sind die am Freitag in der französischen Hauptstadt beginnenden Olympischen Spiele. (mit sid)