Der Holmenkollen gilt als Wiege des nordischen Skisports, doch nach dem Willen der norwegischen Regierung könnte es mit Glanz und Gloria bald vorbei sein.

Das Kultur- und Gleichstellungsministerium unter der Leitung von Lubna Jaffery (Arbeiterpartei), der auch der Sport unterstellt ist, will den Sportstätten auf dem Hügel nordwestlich der Hauptstadt Oslo den Nationalstatus entziehen.

Aufschrei wegen „Skisprung-Wembley“

Dieser soll künftig am „Kollen“ nur noch für die Sparte Biathlon gelten, allerdings nicht mehr für Ski nordisch mit Skispringen, Langlauf und der Nordischen Kombination.

Damit wären erhebliche finanzielle Einbußen verbunden. Eine Sportstätte mit Nationalstatus („nasjonalanlegg“) hat in Norwegen Anrecht auf Finanzierung von bis zu 50 Prozent der Ausgaben für Aus-, Umbau oder Sanierung durch die öffentliche Hand.

Für viele Norweger und Norwegerinnen aus Sport, Politik und Gesellschaft kommt das Ansinnen der Regierung dem Versuch gleich, dem englischen Fußball-Tempel Wembley den Status als Nationalstadion zu entziehen. Entsprechend groß ist der Aufschrei.

Die Fans zittern um die berühmte Skisprung-Schanze, die als älteste der Welt gilt. Unter anderem feierten hier Jens Weißflog, Sven Hannawald und Severin Freund Weltcup-Siege. 1952 wurde hier bei den Olympischen Winterspielen in Oslo gesprungen. Vier Weltmeisterschaften wurden am Holmenkollbakken augetragen.

„Ich bin schockiert darüber, in welchem Maße die Regierung die Bedeutung des Holmenkollen für das norwegische Volk unterschätzt“, sagte Anita Leirvik North, die im Osloer Stadtrat für Kultur und Industrie zuständig ist, gegenüber NRK. „Ich glaube, dass die Mehrheit der Menschen eine große Verbindung zum Fünf-Meilen-Lauf und der Schanze hat. Die Regierung setzt seltsame Prioritäten.“

Ministerin Jaffery verweist auf die guten Alternativen zum Holmenkollen wie in Trondheim, wo 2025 die nordische Ski-WM stattfindet. Eine Entscheidung in dieser Frage ist erst in einigen Monaten zu erwarten. (are/sid)