„Im Bett sind alle gleich“Sport-Kommentatoren reden sich um Kopf und Kragen –  Sender reagiert

Die Niederländerinnen Inge Jansen und Celine Van Duijn beim WM-Finale im Synchronspringen der Frauen vom Drei-Meter-Brett.

Die Niederländerinnen Inge Jansen und Celine Van Duijn beim WM-Finale im Synchronspringen der Frauen vom Drei-Meter-Brett am 17. Juli 2023.

Sexismus, Rassismus und Bodyshaming: Bei einer Live-Übertragung von der Schwimm-WM leisten sich ein italienischer Kommentator und ein Experte gleich mehrere üble Entgleisungen.

von Antje Rehse  (are)

Bei dieser Live-Übertragung trauten die Zuschauerinnen und Zuschauer ihren Ohren nicht! Während der Schwimm-WM in Fukuoka (Japan) leisteten sich ein italienischer Kommentator und sein Experte schlimme sexistische und rassistische Entgleisungen.

Der Vorfall ereignete sich am Montagvormittag (17. Juli 2023) während der Live-Übertragung des Synchronspringens der Frauen vom Drei-Meter-Brett auf Rai 2. In einem vermeintlichen Nachrichten-Break blieb das Mikro des Kommentators an – offenbar ohne, dass er davon wusste.

Zuschauer schreibt nach einer Reihe von Entgleisungen Beschwerde-Mail

Und so bekamen die Zuschauerinnen und Zuschauer zu hören, was Kommentator Lorenzo Leonarduzzi und Experte Massimiliano Mazzucchi (42) im scheinbaren Privatgespräch über die Springerinnen zu sagen hatten.

Ein Zuschauer hörte genau hin und schrieb anschließend eine Beschwerde-Mail an die Rai. Einen Screenshot davon veröffentlichte er bei Twitter.

Den Tweet seht ihr hier:

Demnach lästerten die beiden unter anderem über die Statur einiger Teilnehmerinnen. „Die Holländerinnen sind dick“, so ein Kommentar. „Genau wie unsere Vittorioso.“ (Giulia Vittorioso, italienische Wasserspringerin, Anm. der Redaktion) „Die ist schon mächtig.“ – „Im Bett sind sie aber alle gleich.“

Auch über die vermeintliche Aussprache des italienischen Vornamens Riccardo wurde sich amüsiert: „Liccaldo, die Chinesen würden Liccaldo sagen.“

Bei einer britischen Springerin mit dem Namen Harper unterhielten sich die beiden darüber, wie man eine Harfe (Italienisch: Arpa) richtig spielt (schlagen oder zupfen?) – mit eindeutig sexuellen Untertönen und Wortspielen, die sich allerdings nur schwer ins Deutsche übertragen lassen.

„Es gibt einfach Grenzen und meiner Meinung nach wurden diese heute wiederholt überschritten“, schrieb der Twitter-User zu seiner Beschwerde-Mail.

Rai-Kommentator Leonarduzzi rechtfertigte sich. Die Kommentare seien nicht sexistisch, beteuerte er. „Das war nur ein Kneipen-Witz“, sagte er gegenüber der Agentur „LaPresse“ über das Harfen-Gespräch. Über den Körperbau würde er auch bei männlichen Athleten sprechen, rechtfertigte er seinen Kommentar über die niederländischen Springerinnen.

Leonarduzzi äußerte zudem im Gespräch mit der Zeitung „Corriere della Sera“: „Ich distanziere mich von allem, was von einem Mikrofon aufgenommen wurde, das aus technischen Gründen eingeschaltet war und anderthalb Meter von mir entfernt stand. Einige dieser Sätze, die mir zugeschrieben wurden, habe ich überhaupt nicht gesagt.“ In dem internen Verfahren sollen die genauen Umstände nun geklärt werden.

Die Rai reagierte dennoch umgehend und leitete ein Disziplinarverfahren gegen den Reporter ein. „Ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darf sich bei einer Übertragung nicht damit rechtfertigen, dass es sich um einen ‚Kneipen-Witz‘ gehandelt habe“, sagte Delegationsleiter Roberto Sergio in einer Mitteilung. „Ich habe den Leiter von Rai Sport gebeten, dass der Kommentator und der Experte sofort nach Hause geschickt werden.“

Das deutsche Duo Lena Hentschel/Jana Lisa Rother landete im Finale auf Platz neun. Der Sieg ging an Chang Yani/Chen Yiwen (China) vor Scarlett Mew Jensen/Yasmin Harper (Großbritannien) und Chiara Pellacani/Elena Bertocchi (Italien).